0778 - Draculas blutige Brautnacht
erwischt.
Mein Rücken fühlte sich steif an. Noch immer lag ich mit dem Oberkörper auf der Ladefläche. Die Füße standen noch auf dem Boden, und um meine Waden legten sich Hände wie kalte Klammern.
Sie zerrten daran!
Wieder fiel ich nach vorn, konnte mich aber abstützen, und schlug nicht mit dem Gesicht auf. Im Fallen drehte ich mich. Es mag seltsam erscheinen, dass ich keinen Versuch der Gegenwehr unternahm, aber der »Brand« im Rücken war zu stark.
Zum Glück hatte ich mich gedreht, sodass ich nicht auf den Rücken prallte, sondern auf die rechte Schulter. Da beide Beine losgelassen worden waren, rollte ich mich ab.
Ich wusste, dass ich die Beute eines Blutsaugers werden sollte, drehte mich herum und sah ihn dicht vor und über mir.
Es war ein Mann!
Der Name Peter schoss mir durch den Kopf. Man hatte mir den Fahrer auch beschrieben. Selbst der Schmutz an seinem Körper und der Dreck in seinem Haar zeichnete kein anderes Bild von ihm. Sein Gesicht war eine einzige bleiche Fratze. Die Augen darin wirkten übergroß, der Mund – nein, das Maul – stand weit offen, und an den äußeren Rändern der oberen Zahnreihe blitzten die beiden Hauer.
Er ließ sich Zeit.
Wahrscheinlich war ich sein erstes Opfer. Er wollte mich genießen.
Durch den Fall war mein Kreuz verrutscht.
Ich lag jetzt mit dem Rücken auf dem silbernen Talisman.
Als er sich bückte, trat ich zu.
Beide Füße erwischten die Beine des Blutsaugers. Obwohl er keine Schmerzen spürte, erreichte ich, was ich erreichen wollte. Er geriet ins Taumeln und schwankte zurück.
Ich richtete mich auf.
Das wiederum nahm mir mein Rücken übel, denn eine erneute Schmerzwelle durchpulste ihn. Ich biss die Zähne zusammen und behielt die sitzende Haltung bei.
Der Blutsauger hatte sich wieder gefangen. Er kam geduckt auf mich zu, seine Arme pendelten rechts und links des Körpers.
Als er sich auf mich warf, hielt ich ihm mein Kreuz entgegen.
In diesem Augenblick erwischte ihn die Kraft, und mir kam es vor, als würde aus seiner Gestalt eine zweite werden.
Er schrie. Er konnte den Fall nicht mehr stoppen. Als verdrehtes, zuckendes Bündel geriet er mit dem Kreuz in Kontakt, und das läutete sein Ende ein.
Noch einmal wuchtete er sich vor.
Das Kreuz strahlte für einen Moment auf, als wollte es mir Licht geben. Wie in einer Momentaufnahme sah ich das zuckende Gesicht des Blutsaugers vor mir, bevor es wie ein Bild verschwand, das von kräftigen Fingern zerrissen worden war.
Schwer fiel er zu Boden.
Seine Füße lagen in meiner Nähe. Sie zuckten, als auch der letzte Rest seines verfluchten untoten Daseins den Körper verließ, und ich konnte aufatmen.
Das allerdings gestaltete sich als schwierig, denn mein Rücken brannte noch immer. Das Atmen fiel mir wegen der damit verbundenen Schmerzen auch schwer, sodass sich mein Gesicht verzerrte.
Nun sah ich auch, was mich getroffen hatte. Ein rostiges Eisenstück von der Länge eines Unterarms hatte mich außer Gefecht gesetzt.
Ich stand auf.
Ziemlich gekrümmt ging ich weiter. Von der Ladefläche holte ich mir meine Lampe. Der Vampir lag reglos am Boden. Er wirkte wie ein zusammengedrücktes Bündel. Ich leuchtete ihn an. Er lag so günstig, dass das Licht auf sein Gesicht fiel, den Hals und auf die Brust.
Dort hatte ihn das Kreuz erwischt, ihn getötet und dabei sein Zeichen in die Haut gebrannt. Ein schwarzes Mal in Kreuzform, an dessen Seiten noch die Fetzen der Kleidung klebten.
Ich hatte ihn erlöst!
Einer weniger, aber mindestens vier blieben noch. Ich wusste nicht, wie viele Menschen unterwegs von den Blutsaugern angegriffen worden waren. Platz genug war auf der Ladefläche vorhanden gewesen. Da konnte mir möglicherweise noch einiges bevorstehen.
Wo hielten sich die anderen versteckt? Mochte Petrila auf der Landkarte auch nicht mehr als ein Mückenschiss sein, mir kam der Ort auf einmal sehr groß vor, zu groß, denn Verstecke gab es viele.
Ich wusste auch nicht, ob die Vampire nach einem bestimmten Plan vorgingen. Das war möglich, verlassen wollte ich mich darauf nicht.
Jedenfalls würden sie in dieser Nacht Blut saugen. Möglicherweise auch unter dem Schutz eines Dracula II.
Je länger ich über ihn nachdachte, umso mehr verstärkte sich der Eindruck, dass er der Joker in diesem Spiel war und bald mit seiner blutigen Brautnacht beginnen würde.
Es war verabredet, dass ich zu Marek zurückkehrte. Er musste wissen, was passiert war. Deshalb machte ich mich auf den Weg zu ihm, auch
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