0778 - Draculas blutige Brautnacht
schaffen würde, den Wagen zu lenken.
Dumpfe Schläge gegen die Rückwand zeugten davon, dass die vier Vampirfrauen hinter ihm ungeduldig geworden waren. Sie wollten weg, das Blut lockte.
»Ja!«, keuchte er, »ja, ich schaffe es schon.« Er ließ den Motor an.
Nach ein paar würgenden Geräuschen lief er rund, und Peter konnte den Wagen zurücksetzen. Die Reifen rumpelten über den unebenen Boden, der Fahrer selbst wurde durchgeschüttelt, und er schwankte hinter dem Lenkrad von einer Seite zur anderen.
Es kam ihm wie ein Wunder vor, dass er es schaffte, den Wagen auf den Weg zu fahren und dort so zu rangieren, dass er mit der Schnauze in der gewünschten Fahrtrichtung stand.
Das war okay!
Er fuhr an.
Und er spürte plötzlich, dass die alte Schwäche allmählich zurückgedrängt wurde. Es war noch nicht dunkel geworden, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis die Dämmerung es geschafft hatte, das Land mit ihrem grauen Schleier zu bedecken.
Der Wagen rollte auf der normalen Straße weiter, tauchte in Schlaglöcher ein, wurde wieder hervorgedrückt, rumpelte und schwankte weiter, und sein Fahrer fühlte sich von Minute von Minute besser.
Hinter dem Steuer hockte ein Monster. Peter hatte sein Gesicht verzogen, in seinen Augen lag eine erschreckende Starre. Kein Leben steckte mehr in ihm. Er war nicht mehr als eine Figur, ein Zerrbild des Schreckens, ein Teufel in Menschengestalt. Einer, der das Blut wollte und es auch finden würde.
Die vier weiblichen Vampire auf der Ladefläche verhielten sich ruhig. Sie fühlten sich inmitten der Vorfreude auf das menschliche Blut, denn sehr bald schon sollte ihnen der gesamte Ort gehören. Petrila musste zu einem Ort der Blutsauger werden. Von dort aus würden sie beginnen, um andere Teile dieses chaotischen Landes zu erobern, das andere Probleme hatte, als sich um Vampire zu kümmern.
Daran dachte die bleiche Gestalt im Fahrerhaus nicht. Peter fuhr weiter, er stierte durch die Scheibe, und er merkte, wie die Dämmerung heranschlich und er gezwungen war, die Scheinwerfer einzuschalten. Nur zweimal kamen ihm Fahrzeuge entgegen. Einmal wurde es knapp, denn auch ein anderer Lastwagen wollte vorbei.
Peter hätte ihn beinahe in den Graben gedrückt.
Der zweite Wagen, ein Kombi, konnte als Klapperkiste bezeichnet werden. In seinem Innern stapelten sich alte Möbelstücke wie Tische und Stühle.
Nach dieser Begegnung war die Bahn frei. Zum ersten Mal durchströmte Peter ein anderes Gefühl. Er spürte die andere Kraft, die von ihm Besitz ergriff. Sie machte ihn optimistisch, aber sie verdrängten nicht die Gier nach Blut.
Er erhöhte das Tempo.
Der Wagen gehörte beileibe nicht mehr zu den jüngsten Modellen, er hatte so seine Tücken. Gerade bei höherer Geschwindigkeit machte sich das bemerkbar, da stöhnte und ächzte er wie ein krankes Tier.
Darauf nahm Peter keine Rücksicht. Auch nicht auf die Unebenheit der Wegstrecke, denn bei jedem Schlagloch oder jeder Querrille wurde das Fahrzeug in die Höhe geschleudert, als wäre es von unsichtbaren Fäusten getroffen worden.
Die Enge des Tals verschwand. Wiesen breiteten sich rechts und links der Straße aus. Das Gras sah nicht mehr grün aus. Es hatte die bräunliche Winterfarbe angenommen und sich traurig zur Seite gebeugt.
Vor Peter öffnete sich das Tal. Petrila war in Sicht!
Kein besonders großer Ort, aber ein bekannter. Im letzten Licht der Dämmerung verschwammen die Umrisse der Häuser. Sie sahen aus, als hätte sich eine Decke über sie hinweggesenkt, um alles verschwinden zu lassen.
Nur der Kirchturm war gut zu sehen. Haß durchströmte den Fahrer, als er ihn entdeckte. Sein Gesicht zeigte die Anspannung und auch die Gier. Er konnte denken, jedoch nicht mehr menschlich.
Schlau mussten sie sein, sehr schlau. Der Wagen, ein Fremdkörper in Petrila, sollte nicht sofort entdeckt werden. Niemand konnte dann Verdacht schöpfen.
Die Häuser lagen, besonders am Ortsrand, weit verstreut. Da man hier von einem ländlichen Gebiet sprechen konnte, es gab Felder, Wiesen und auch Weiden, entdeckte Peter auch zahlreiche Ställe und Scheunen. Eine visierte er an.
Bisher hatte den Wagen niemand gesehen. Die Scheune lag schon nicht mehr am Ortsrand, fast im Ortskern, dafür aber so günstig, dass man an der Breitseite den Wagen parken konnte, ohne dass er sofort entdeckt wurde. Langsam rollte das Fahrzeug aus. Unter den Reifen zerbrachen einige im Weg liegende Holzplatten. Der Vampir schaltete den Motor aus. Es hörte
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