0778 - Draculas blutige Brautnacht
sich an, als wollte der noch einmal tief durchatmen, bis er endlich – nach einigen knackenden Geräuschen – zur Ruhe gekommen war.
Schluss – und geschafft!
Auf dem blassbleichen Gesicht des Blutsaugers erschien ein böses, triumphierendes Grinsen, als er daran dachte. Er hätte nicht gedacht, es so weit zu bringen. Er fühlte sich nicht mehr matt, die Dämmerung hatte seine Kräfte wiedererweckt, und wenn er aus einem bestimmten Winkel zum Himmel schaute, sah er sogar den schwachen, blassgelben Mond hinter einem dünnen Schleier aus Wolken.
Peter stieg aus. Mit beiden Füßen stand er fest und sicher auf dem Boden. Der Schatten des Wagens und der der Scheune hüllten ihn ein. Und er selbst kam sich ebenfalls vor wie ein Schatten, als er sich lautlos an dem Fahrzeug vorbeibewegte und an der Ladetür stehen blieb, die von ihm nicht erst geöffnet werden musste, denn von innen drückte sie eine bleiche Frauenhand auf.
Vier Gesichter starrten auf ihn nieder.
Er nickte.
Als die Frauen die Ladefläche verließen, trat er zur Seite, um nicht von ihnen umgerissen zu werden. Obwohl sie verschieden aussahen, wirkten sie alle gleich. Es konnte an ihren starren, leicht verzerrten Gesichtern liegen, natürlich auch an den toten Augen und den bleichen Lippen, die von einer schorfigen Kruste überzogen waren.
»Gut hast du das gemacht!«
Peter fühlte sich verlegen.
Zwei Hände legten sich gegen seine Wangen. »Du bist derjenige, der sich noch zurückhalten muss«, flüsterte eine Stimme dicht vor seinem Gesicht. »Wir werden dich als Aufpasser hier lassen. Später kommt eine von uns zu dir zurück und gibt Bescheid. Dann wirst du ebenfalls das Blut der Menschen saugen können.«
»Aber ich wollte…«
Die beiden Hände drückten das Fleisch der Wangen zusammen.
»Nein, du hast nichts zu wollen. Wir sind eine Gemeinschaft, in die du dich einfügen musst. Klar?«
»Jetzt schon.«
»Gut, dann warte hier.«
Er hatte noch eine Frage und hielt die Blutsaugerin fest, als sich diese von ihm abwenden wollte. »Wann werdet ihr mich holen, und was ist, wenn jemand kommt?«
Das Wesen drehte sich um. Die schwarzen Haare klebten an ihrem Kopf. »Wenn jemand kommt, gehört er dir. Um Mitternacht werden wir wieder Zusammensein.«
Er nickte. Mit dieser Antwort musste er sich einfach zufrieden geben. Die vier Untoten hatten genug geredet. Sie bewegten sich hintereinander an der Breitseite der Scheune vorbei, um dann ins Freie zu treten, das nicht mehr so leicht zu überblicken war, weil sich der anbrechende Abend über den kleinen Ort gesenkt hatte.
Petrila erwartete die lange Nacht.
Und fünf Untote lauerten auf das Blut der Bewohner!
***
Mein Gang durch den Ort hatte nichts ergeben. Es war mir nicht gelungen, auch nur eine winzige Spur von den Blutsaugern zu entdecken, aber ich gab nicht auf, sondern vergrößerte meine Kreise, um auch an die Ränder zu gelangen, wo die Häuser nicht mehr dicht beisammenstanden und die Felder begannen.
Wenn ich ganz ehrlich sein sollte, dann hoffte ich auch, dass mir Will Mallmann alias Dracula II über den Weg lief. Er hatte sich die vier Frauen schließlich geholt, und er würde auch wohl zuschauen, wie sie sich verhielten und ob sie ihm Ehre machten.
Keine Spur auch von ihm…
Längst waren die Lichter eingeschaltet worden. Straßenlaternen leuchteten nicht. Wenn ein Schein die Straßen traf, dann fiel er aus den Fenstern der Häuser. An der alten Tankstelle am Ende des Dorfes blieb ich stehen. Ich betrat das Gelände, passierte die beiden Zapfsäulen und schaute in die Bruchbude hinein, die dem Tankwart als Unterkunft diente.
Der Mann war nicht da.
Er hatte die Tür nicht abgeschlossen. Als ich sie öffnete und in den dunklen Raum hineinschaute, wehte mir der Geruch von Öl und Benzin entgegen.
Ich zog mich wieder zurück.
Stille umgab mich. Auch weiter hinten im Ort hörte ich keine Geräusche.
Nicht mal ein struppiger Straßenköter kläffte. Hier hielten alle den Atem an.
Ich setzte meinen Weg fort. Der einsame Marshal, der auf der Suche nach den Revolverhelden war, doch so sicher wie der Mann im Kino fühlte ich mich nicht.
Ich befand mich noch im unmittelbaren Bereich der Tankstelle, als ich das Geräusch hörte, das in der abendlichen Stille sehr laut klang, obwohl es weit von mir entfernt sein musste. Sehr schnell hatte ich es identifiziert.
Da kam ein Wagen!
Kein Pkw, sondern ein größerer. Natürlich dachte ich sofort an den Transporter, und plötzlich war die
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