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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sondern diese verdammte dunkle Flut, die aus dem Sumpf gekommen war, um das Grauen zu verteilen.
    Der junge Mann hatte sich zu einem Tierquäler entwickelt. Wie reagierten wohl andere Menschen auf den Nebel? Wurden sie auch zu Mördern, die sich gegenseitig umbrachten? Wurden sie zu menschlichen Bestien, die nach Blut lechzten? Oder wurden sie völlig apathisch, sodass jeder mit ihnen anstellen konnte, was er wollte?
    Vielleicht starben sie auch. Bestimmt waren nicht alle so stark, um der Flut Paroli bieten zu können, und die Nacht fing erst an. Hier konnte es noch zu einem wahren Horror kommen, und ich wollte über die Folgen lieber nicht nachdenken.
    Ich ärgerte mich jetzt, dass ich allein gefahren war und Suko nicht mitgenommen hatte. Er musste aber Bescheid wissen, deshalb wollte ich ihn ebenfalls anrufen. Wahrscheinlich musste hier bald eine große Polizeiaktion anlaufen, denn die Bewohner musste einfach unter Kontrolle gehalten werden, schon wegen des Selbstschutzes.
    Der Ort war wieder »tot« geworden.
    Er kam mir vor wie ein riesiger Friedhof, auf dem ich als einziger Überlebender umhergeisterte. Mir hatte der verfluchte Nebel nichts getan, ich sah ihn auch nicht mehr, er war weitergezogen, die Laternen leuchteten wieder in ihrer normalen Kraft und nur die feuchten Dunstwolken bewegten sich noch durch die Finsternis.
    Die halbe Strecke hatte ich etwa hinter mir, als es passierte. Geahnt und gerechnet hatte ich damit schon, denn nach wie vor schwebten mir die Erzählungen des Hoss Ivory durch den Kopf.
    Jetzt hörte ich ihn.
    Er heulte.
    Und er schien sich in meiner unmittelbaren Nähe zu befinden!
    ***
    Ich wusste im ersten Augenblick nicht, wie ich mich verhalten sollte.
    Das Heulen des Wolfes hatte mich schon erschreckt, nur sehen konnte ich ihn nicht, er hielt sich irgendwo versteckt. Dafür allerdings spürte ich seine Nähe.
    Ich fragte mich nach dem Grund seines Schreis. Wollte er mich damit warnen oder aus der Reserve locken. Vielleicht auch davon abbringen, etwas zu tun, was ihm nicht gefiel.
    Ich ging einige Schritte vor, was gut gewesen war, denn ein strenger Geruch wehte in meine Nase. Es war der Hauch des Schreckens, den der Werwolf ausströmte. Vor einer Bestie wie ihr flohen die meisten Menschen und auch Tiere. Nur ich blieb stehen und betrachtete das Gebilde vor dem Haus der Graves, das wie eine große Kugel in die Dunkelheit hineinwuchs.
    Es war die alte Trauerweide. Dunstschwaden umflorten sie. Der Baum sah aus, als würde er kochen und gleichzeitig ausatmen. Er hatte etwas Märchenhaftes an sich und Gefährliches, denn ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass sich eine Bestie wie der Werwolf darunter versteckte.
    Ich erinnerte mich zudem daran, wiedumpf das Heulen geklungen hatte. Es war durch irgendetwas gedämpft worden.
    Wie lange Haare fielen die Zweige der Trauerweide nach unten.
    Zitternd hingen sie vor mir. Ich konnte durch keine Lücke schauen und würde sie zur Seite drücken müssen, um unter den Baum zu gelangen. Da konnte er dann lauern.
    Schritte!
    Nicht vor mir, sondern an einer anderen Stelle meiner Umgebung.
    Ein leises Knirschen in der Dunkelheit. Laub wurde raschelnd zur Seite geschoben, ich hörte ein trockenes Hüsteln oder etwas Ähnliches und wusste, dass ich es mit einem Menschen zu tun hatte.
    Wo steckte er?
    Ich war wieder zurückgegangen. Plötzlich erschien mir die andere Person wichtiger zu sein.
    Der Schatten war da.
    Er bewegte sich schnell durch den Nebel, er lief auch von mir fort, was ich nicht hinnehmen wollte. Mit langen Schritten jagte ich ihm nach. Es kümmerten mich auch die begleitenden Geräusche nicht, ich wollte endlich Bescheid wissen.
    Es war ein Mann.
    Sehr groß und kantig. Mir kam ein Verdacht, aber das konnte eigentlich nicht wahr sein.
    Da drehte sich der Mann um.
    Ich befand mich noch mitten im Lauf. Beinahe wäre ich noch gegen ihn geprallt. Im letzten Augenblick stoppte ich und bekam mit, wie der Mann beide Hände hob. Ich sah auch das Gewehr, das er festhielt. Er schlug nach mir, doch seine Bewegungen waren einfach nicht glatt und sicher genug, um mich auch zu treffen. Der Kolben verfehlte mich ebenso wie der Lauf, zudem hatte ich mich zur Seite gedrückt, fuhr dann herum und trat dem Mann gegen die Beine.
    Hoss Ivory fiel hin!
    Kein anderer als er war durch die Einsamkeit geschlichen. Eine Person, die eigentlich nicht mehr hätte am Leben sein dürfen, die es trotzdem noch war, aus welchen Gründen auch immer. Hoss lebte, nur hatte er

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