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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich verändert. Er funktionierte nur mehr, gehorchte einem schlimmen Trieb, und ich hörte ihn Knurren wie ein Tier, als er sich auf dem Boden liegend zur Seite drehte und sich wieder auf die Füße stemmen wollte.
    Ich war schneller, hatte ihm blitzartig das Gewehr aus den Händen gerissen und legte auf ihn an.
    Sein Gesicht schimmerte wie eine blasse Maske. Er atmete keuchend, was mir wiederum bewies, dass er kein Zombie war, sondern ein veränderter Mensch, dem geholfen werden musste.
    Er fluchte, als er mich sah. Ich wollte mit ihm reden und wissen, was er erlebt hatte. »Hör zu, Hoss, hör zu!«
    Er verstummte tatsächlich. Vor mir saß er auf dem Boden, die Arme angewinkelt, die Ellbogen auf den Boden gedrückt. Auch die Beine hielt er angezogen. In dieser krummen Haltung konnte er mir kaum gefährlich werden. Ich war trotzdem vorsichtig, als ich ihn zum zweiten Mal ansprach. »Was ist geschehen, Hoss? Wie kam es dazu…?«
    »Hör auf!« Er schüttelte den Kopf. »Hör auf. Ich bringe dich um. Er hat mir den Weg gezeigt. Ich werde ihn gehen, und niemand wird mich davon abbringen. Ich bin jetzt…« Er sprach nicht mehr weiter und schnellte hoch.
    Auf seinem Gesicht schien ein Licht aufzublühen. Er hatte plötzlich seinen Spaß. Irgendetwas in meiner Umgebung heiterte ihn auf, und ich nahmden strengen Geruch wahr, der wie eine dünne Soße in meine Nase floss.
    Der Werwolf!
    Auf der Stelle drehte ich mich, der Schatten wuchs vor mir hoch.
    Ich sah nicht nur einen großen Kopf, sondern auch ein bis zum Anschlag aufgerissenes Maul und ebenfalls zwei hochgerissene Pranken, die auf mich zielten.
    Da hatte sich niemand eine Maske übergestülpt, um andere Menschen zu erschrecken. Diese Bestie war echt. Sie stank faulig, nach altem Moder und Grab.
    Seine rechte Pranke hieb mit vehementer Wucht auf meine Schulter, um mich zu Boden zu schmettern…
    ***
    Vater und Sohn Graves waren im Wohnraum zurückgeblieben. Beide schwiegen, schauten sich an, hingen ihren Gedanken nach, die sich allerdings nur um einen Punkt drehten. Beide wussten, dass etwas geschehen war, dass der Schrecken Gestalt angenommen hatte, und beide konnten es sich nicht erklären.
    Malcolm Graves nickte schließlich. Er wollte das Schweigen unterbrechen. »Es kommt«, flüsterte er, »ich spüre es. Es ist nicht einmal weit weg, es schleicht in der Nähe umher. Es kommt heran.« Er sprach abgehackt, als hätte er Schwierigkeiten mit der Atmung.
    Jim Graves antwortete nicht. Er ging zum Fenster und stellte sich dort hin. Auch er spürte in seinem Kopf den Druck. Es waren keine normalen Kopfschmerzen, damit kannte er sich aus. Was sich da in seinem Kopf tat, waren Begleiterscheinungen irgendwelcher Vorgänge, die er nicht mehr begriff.
    Etwas war dabei, von ihm Besitz zu ergreifen. Er konnte nicht genau sagen, was da heranschlich, es war ihm fremd und gleichzeitig so nah, dass er sich dagegen nicht wehren konnte und es sogar auf irgendeine Art und Weise willkommen hieß.
    Vor der Scheibe lauerte das Dunkel. Keine normale Nacht, auch wenn sie beim ersten Hinsehen so aussah. An die Dunstschwaden hatten sich die Menschen von Trevine längst gewöhnt. Das mussten sie einfach, denn sie lebten in einem Feuchtgebiet.
    Aber an das andere hatten sie sich nicht gewöhnt.
    Es war kaum zu erkennen. Erst bei genauem Hinschauen und einer starken Konzentration sah er, was sich da durch die Luft bewegte. Im ersten Moment sah es so aus wie fließendes Wasser, das oberhalb des Bodens durch den Ort strömte.
    Schattenwellen, Fetzen, Fragmente, die sich vor der Scheibe zusammendrehten. Wie ein schleichendes Gift, bösartig, eine Schwärze, die sich durch nichts aufhalten würde.
    Jim Graves konzentrierte sich auf ein fernes Licht. Er brauchte für seinen Blick einen Bezugspunkt, denn er wollte sehen, ob sich sein erster Verdacht erhärtete.
    Die Laterne leuchtete in der Nähe des kleinen Feuerwehrhauses.
    Eine helle Lampe, die einen Großteil ihres Scheins verloren hatte und weiter verlor. Sie sah für Jim aus, als würde sie erst aus-, dann wieder eingeschaltet, wobei ihr immer mehr an Helligkeit genommen wurde. Die Schwärze fraß das Licht, sie war wie ein finsterer Vorbote.
    Jim schüttelte sich. In seinem Mund lag plötzlich ein pelziger Geschmack. Hinter seiner Stirn tuckerte es plötzlich, und er war irritiert, als er den Lampenschein nicht mehr sah.
    Finsternis…
    Trevine lag unter dieser schwarzen Glocke. Das Böse, das andere hatte eine Farbe. Es hasste das

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