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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der beiden Laternen leuchteten ja, und weiter in Richtung Ort schimmerten auch einige helle Flecken.
    Hatte er sich etwas eingebildet? Waren seine Nerven ebenfalls schon überreizt?
    Als das zum Grundstück der Kirche gehörende Gitter erschien, blieb ich stehen, um mich voll und ganz auf den Anblick der Laternen zu konzentrieren.
    Da geschah es!
    Ich hatte mit einem Vorgang gerechnet, und doch wurde ich davon überrascht. Es kam mir so vor, als wäre jemand dabei, die Lichter für einen kurzen Augenblick zu löschen, um sie anschließend wieder anzustellen. Sie waren nicht zu sehen, dann erschienen sie wieder, waren wieder weg, tauchten erneut auf.
    Wie war das möglich?
    Ich ging näher heran – und merkte, dass sich mein Kreuz »meldete«. Es geschah das Gleiche wie schon auf dem Wasser, denn über meinen Talisman hinweg liefen die Schatten, zogen sich zurück, waren wieder da, und ich merkte dabei, wie der Ansturm des Bösen von mir ferngehalten wurde. Er erreichte mich zwar, drang aber nicht tief in meine Gehirnwindungen ein.
    Ich war an einem bestimmten Ort stehen geblieben, hatte den Kopf zurückgelegt und konnte nun die beiden Kugelköpfe der Laternen beobachten.
    Zugleich waberte die widerliche schwarze Masse auf sie zu und deckte sie völlig ab. Kein Licht drang hindurch, und als die Masse dann weiterwanderte, da passierte noch etwas.
    Das Licht der beiden Laternen war schwächer geworden. Sie glosten oder glühten nur mehr.
    Gütiger Himmel, ich erlebte das gleiche Phänomen wie auf dem Wasser. Wieder war die Schwärze da, nur hatte sie sich jetzt ein anderes Medium ausgesucht, die Luft. Wahrscheinlich war der Sumpf bereits abgegrast worden, hinzukam, dass dort so gut wie keine Menschen zu finden waren, im Gegensatz zu Trevine.
    Die Schwärze bewegte sich dort durch den Ort, um sich Menschen zu holen. Menschen, die ahnungslos waren, die von der Gefahr nicht einmal was gesehen hatten, und wenn, dann hätten sie diese wohl für durch die Luft fließenden Ruß gehalten. Sogar die Mauern der Kirche wurden von diesem Phänomen umschlossen. Ich konnte nicht sagen, ob der Nebel es auch schaffte, in die Kirche einzudringen, um sie mit seinem Geist zu füllen.
    Parallelen kamen mir in den Sinn. Natürlich erinnerte ich mich an den gefährlichen Todesnebel, der vom Würfel des Unheils produziert werden konnte und es schaffte, den Menschen das Fleisch, die Haut und das Blut von den Knochen zu dampfen, sodass letztendlich nur mehr Skelette zurückblieben.
    Dieser Art war die Schwärze wohl nicht. Ihre Gefahr war nicht zu unterschätzen, aber sie hinterließ andere Reaktionen, wobei ich mich fragte, welche das sein konnten.
    Ich schaute nach rechts, weil mich eine Bewegung störte. Etwa in Hüfthöhe glitten Dunstschwaden lautlos heran. Sie bewegten sich nicht gradlinig, sondern zitternd und schlängelnd, und sie hatte sich mich als Opfer ausgesucht.
    Ich blieb stehen.
    Ich ließ die »Wolke« kommen, und ich bückte mich den Schwaden sogar noch entgegen.
    Im nächsten Augenblick traf die Wolke mich und damit auch das Kreuz. Darauf hatte ich gewartet.
    Plötzlich spaltete sich der Streifen an seinem vorderen Ende auf.
    Er sah so aus wie eine schwarze Blume, die ihren Kelch noch einmal geöffnet hatte, um das Licht der Sonne einzufangen. Im nächsten Augenblick zuckte die Wolke wie ein schnell hingezeichneter Pinselstrich, und dann war sie weg. Ob sie sich zurückgezogen oder ich sie durch mein Kreuz zerstört hatte, konnte ich nicht sagen.
    Jedenfalls gab es eine Hoffnung, mein Kreuz. Es schützte mich, leider nicht die anderen Menschen, und so sank die Hoffnung wieder in sich zusammen.
    Mir fiel eine simple, wenn auch schlimme Zukunftsvision ein. Ich hoffte, dass es dem Nebel nicht gelingen würde, den gesamten Ort in seinen Besitz zu nehmen. Andererseits – was sollte ihn daran hindern? Er war ein – ja, ein selbstständiges Wesen, das denken und handeln konnte, das sich vorarbeitete und sich dabei von keinem Hindernis aufhalten ließ. Die Menschen jedenfalls waren ahnungslos, die mussten gewarnt werden. Auch in einem gottverlassenen Ort wie Trevine gab es Telefon. Ob jede Familie einen Anschluss besaß, das wusste ich nicht. Jedenfalls konnte eventuell eine Kette gebildet werden, um irgendwie jeden Bewohner des Ortes zu erreichen.
    Ich wollte zurück zu den Graves, denn sie hatten Telefon. Dort konnte der Anfang gemacht werden.
    Der Todesnebel, der schwarze Nebel hier, sie ähnelten sich und waren trotzdem nicht

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