Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
erzählte ich ihm, was vergangene Nacht im Palazzo Moretti vorgefallen war.
    Dann sah ich nach Claudia. Sie lächelte mir schwach zu, als ich mich an ihr Bett setzte. Ihre Mutter verließ das Zimmer und schloß leise die Tür.
    „Es war entsetzlich, Michele", sagte sie leise. „Ich kann noch immer nicht glauben, daß es real war. Ohne dich wäre ich tot."
    „Vergiß die Erlebnisse, Claudia!" sagte ich. „Sprich mit keinem Menschen darüber, was gestern geschehen ist!"
    Sie nickte, und ich schlug die Decke zurück, löste die Verbände, säuberte die Wunden und strich etwas Heilsalbe darüber; dann legte ich neue Verbände an.
    „Du bleibst heute noch im Bett", befahl ich.
    „Ich will nicht", maulte sie. „Die Wunden schmerzen nicht so arg."
    „Keine Widerrede!" sagte ich hart. „Du bleibst liegen."
    Ich küßte sie sanft auf die Lippen und ging zu Mario Balsamo, dem geheimnisvollen Fremden, der die Pest eingeschleppt hatte. Er war bewußtlos. Ich packte ihn sanft an den Schultern und rüttelte ihn durch. Er stöhnte nur, wachte aber nicht auf. Sein Körper war ausgemergelt, das Gesicht eingefallen. Die Wunden sonderten noch immer das stinkende Sekret ab. Ich wusch sie mit heißem Wasser aus. Dabei schrie der Bewußtlose auf. Für einen Augenblick erwachte er. Er blickte mich mit leerem Blick an, flüsterte etwas Unverständliches, dann schlief er weiter.
    In der Wirtsstube wartete Giuseppe Zucca auf mich.
    „Was ist vergangene Nacht im Palazzo Moretti geschehen, Herr?" fragte er neugierig.
    Ich setzte mich und blickte ihn überlegend an. Die Wahrheit wollte ich auf keinen Fall sagen.
    „Ich wurde zu Moretti gerufen", sagte ich nach einigen Sekunden. „Er war an der Pest erkrankt. Während ich ihn behandelte, brach im Haus ein Feuer aus. Es breitete sich rasend schnell aus. Ich mußte fliehen."
    Zucca blickte mich mißtrauisch an. „Und was ist mit Moretti?"
    „Er konnte nicht flüchten", antwortete ich. „Er war gelähmt, deshalb ließ er sich nie sehen?"
    „Und was ist mit den Mädchen?"
    „Da fragt Ihr mich zuviel", sagte ich. „Wahrscheinlich waren es seine Bediensteten."
    „Ich hörte, daß Ihr einen Mann mitgenommen habt, einen Pestkranken. Wer ist dieser Mann?"
    „Ich weiß es nicht. Er ist noch immer bewußtlos."
    „Diese Mädchen, die in Morettis Haus waren - sie sind... Hm, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Sie sprechen nichts. Sie sitzen einfach da und starren ins Leere. Einige wurden grausam gequält. Ihre Leiber sind mit unzähligen Narben bedeckt. Würdet Ihr, bitte, nach den Mädchen sehen?"
    Ich nickte. „Wo habt Ihr sie untergebracht?“
    „In einer alten Scheune."
    „Gut, ich kümmere mich später um sie."
    Nachdem ich eine neue Heilsalbe fabriziert hatte, sah ich nach Mario Balsamo, der noch immer schlief. Dann ging ich zu den Mädchen.
    Sie saßen völlig teilnahmslos auf dem Boden, aßen die angebotenen Speisen, reagierten aber auf keine Fragen. Ich konnte nichts für sie tun und war sicher, daß sie von Moretti und seinen Helfern irgendwie mit Drogen oder magischen Hilfsmitteln zu willenlosen Geschöpfen gemacht worden waren. Ich konnte nur hoffen, daß sich ihr Zustand von selbst nach einiger Zeit bessern würde. Danach sah ich mir den abgebrannten Palast flüchtig an. Nur einige Mauern waren stehengeblieben. Im Keller fand man unzählige Folterwerkzeuge. Verkohlte Leichen waren in der Asche gefunden worden.

    Zehn Tage waren seit meinem Abenteuer im Palazzo Moretti vergangen. Kein neuer Pestfall war mehr aufgetreten. Das Leben in der Hafenstadt hatte sich normalisiert.
    Claudias Wunden waren dank meiner Salbe verheilt. Es waren nicht einmal Narben zurückgeblieben. Doch das Mädchen hatte etwas von ihrer Fröhlichkeit verloren. Sie wachte oft in der Nacht auf und schrie. Es würde einige Zeit dauern, bis sie die Schrecken endgültig vergessen hatte.
    Mario Balsamo machte mir Sorgen. Er war noch immer bewußtlos und zu einem Gerippe abgemagert; die Wunden wollten einfach nicht heilen. Immer wieder hatte ich mit neuen Salben herumexperimentiert, doch der Erfolg war äußerst dürftig. Ich sah täglich mehrmals nach ihm, hatte aber die Hoffnung aufgegeben, ihn zu heilen. Ich fürchtete, daß er in wenigen Tagen sterben und sein Geheimnis mit ins Grab nehmen würde.
    Doch ich irrte mich.
    Am nächsten Tag schlug er die Augen auf, nachdem ich ihn wieder einmal mit der Salbe eingerieben hatte. Er konnte nicht sprechen. Ich gab ihm ein Glas Wasser zu trinken. Dann ließ

Weitere Kostenlose Bücher