078 - Geboren aus Feuer und Glut
hinab.
»Ich hoffe für euch, daß ihr meinem Freund kein Haar gekrümmt habt«, knurrte der Ex-Dämon.
Ian Powell lachte gepreßt. »Hör mal, deine Freunde sind auch unsere Freunde. Warum sollten wir Tony Ballard was antun? Wir sind friedliebende Menschen.«
»Mit Kanonen?«
»Du mußt das nicht so eng sehen. Wir gehen lediglich mit der Zeit. Überall wird aufgerüstet, und da die Ballermänner billig zu kriegen waren, haben wir sie uns zugelegt.«
»Aber schießen würdet ihr damit nicht«, meinte Mr. Silver.
»Du sagst es. Sie könnten höchstens aus Versehen losgehen, aber das wirst du doch wohl zu verhindern wissen.«
Sie ließen die Treppe hinter sich und erreichten eine dicke Stahltür. Gary Nelson öffnete sie mit einem Kartenschlüssel. Nach wenigen Schritten gab es noch mal so eine Tür, und dahinter stand ein Mann, der bis an die Zähne bewaffnet war.
»Ihr wißt eure Geheimnisse gut zu hüten«, bemerkte Mr. Silver.
»Es gibt so viele Spione auf der Welt«, seufzte Gary Nelson. »Und neugierige Detektive - wie Tony Ballard. Wer sich da nicht vorsieht, bleibt glatt auf der Strecke.«
Sie blieben mit dem Ex-Dämon vor einer Tür stehen. Ian Powell klopfte, dann traten sie mit Mr. Silver ein.
»Da ist er, Sir«, sagte Nelson.
Lester Foxe nickte mit zusammengezogenen Brauen. Er musterte den Hünen eingehend. »Hat er Schwierigkeiten gemacht?« fragte er seine Leute.
»Er war vernünftig«, erwiderte Powell.
»Bin ich immer«, sagte Mr. Silver und grinste breit. »Wäre schön, wenn Sie das auch wären, denn ich kann eines auf den Tod nicht ausstehen: Wenn sich jemand an meinen Freunden vergreift.«
Foxe lachte. »Man könnte fast meinen, Sie wollten uns drohen.«
»Aber nein. Ich weiß doch, bei wem ich bin.«
»Dann wissen Sie bestimmt auch, daß Sie von hier nicht mehr fortkommen.«
»Ihre Gastfreundschaft ehrt Sie, aber ich werde sie nicht allzu sehr strapazieren. Sie haben wahrscheinlich wichtigeres zu tun, als Ihre kostbare Zeit Tony Ballard und mir zu widmen.«
»Da haben Sie allerdings recht«, pflichtete Lester Foxe dem Ex-Dämon bei. »Deshalb werden wir mit Ihnen beiden auch kurzen Prozeß machen.« Eine herrische Handbewegung folgte. »Sperrt ihn zu Ballard. Man soll gute Freunde nicht allzu lange trennen, sonst verkümmern sie.« Ian Powell führte den Hünen allein ab.
***
Boram stand zwischen Buschwerk und wartete. Er hielt nach Tony Ballard und Mr. Silver Ausschau, doch die beiden ließen sich nicht blicken.
Der Nessel-Vampir wartete die vereinbarte Zeit ab.
Dann trat er durch die Zweige und Blätter. Seine graue Dampfgestalt hellte sich auf, wurde transparent, war so gut wie nicht mehr zu sehen.
Der Maschendrahtzaun, dem er sich näherte, war mit elektronischen Sensoren gesichert. Kein Mensch konnte dieses Hindernis überwinden, ohne Alarm auszulösen.
Der Nessel-Vampir jedoch schaffte es mühelos, das Gitter zu durchdringen, und niemand merkte es. Die Sensoren reagierten nicht auf die Nesselgift-Gestalt.
Boram schaute sich um, als er das eingefriedete Grundstück betreten hatte. Er sah einen Mann, der zwei scharfe Hunde an der Leine führte.
Im Gürtel des Mannes steckte eine holländische Armeepistole. Die Hunde stutzten plötzlich. Ihr Nackenfell sträubte sich, und sie fingen an zu bellen.
Boram dehnte seine Gestalt noch weiter aus, damit der Mann ihn nicht wahrnehmen konnte. Der OdS-Agent reagierte recht ärgerlich auf das seiner Ansicht nach unbegründete Gekläffe der Tiere.
Er riß an der Leine, schrie die Hunde an, befahl ihnen, zu kuschen. Boram wartete ab. Die Tiere konnten ihm nichts anhaben, und auch der Mann nicht.
Aber der Nessel-Vampir wollte nicht, daß die OdS-Leute sicherheitshalber Alarm gaben.
»Wollt ihr wohl aufhören!« schrie der Mann die Hunde an. »Verrückte Viecher. Worüber regt ihr euch auf? Es ist doch alles in Ordnung. Seid ihr übergeschnappt?«
Schnüffelnd kamen die Hunde näher. Als ihre Schnauzen mit dem Nesselgift in Berührung kamen, zuckten sie winselnd zurück, und es schien, als wollten sie sich hinter dem OdS-Agenten verstecken.
»Also so etwas habe ich noch nicht erlebt«, sagte der Mann ärgerlich. Er zerrte die Tiere mit sich weiter. Boram ließ ihn vorbei und setzte dann seinen Weg fort.
Der Nessel-Vampir erreichte das Gebäude. Er glitt die Mauer entlang, entdeckte ein offenes Fenster und sickerte wie eine Nebelschwade hinein.
Drinnen verdichtete er sich und wurde wieder sichtbar. Lautlos durchquerte er den
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