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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Stirn. »Warum?«
    »Ganz einfach. Wie Sie sicherlich wissen, tritt sie heute Abend in der Sendung bei Linda Vermool auf. Da ist es üblich, dass man die Gäste schon früh ins Studio bittet, um zu proben.«
    »Klar, das hatte ich vergessen.« Ich räusperte mich. »Wie lange ist sie schon weg?«
    Die Frau überlegte und strich dabei über die gestärkte weißblaue Schürze. »Tja – etwas mehr als eine Stunde wird es schon sein, denke ich.« Sie nickte. »Stimmt.«
    »Ist es von hier aus weit bis zum Studio?«
    »Nein, überhaupt nicht. Sie können zur Not sogar zu Fuß gehen. Nicht mehr als fünf Kilometer.«
    »Wunderbar. Wenn Sie mir dann den Weg beschreiben könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
    »Kein Problem. Sie können das Ziel nicht verfehlen, wenn Sie erst einmal diese Wohngegend verlassen haben. Von der Hauptstraße ab ist es ausgeschildert.«
    Was sie mir sagte, hörte sich wirklich einfach an. Knapp zwei Minuten später hatte ich mich bei ihr bedankt und war schon wieder unterwegs. Auf dem Weg zu einem TV-Studio, etwas ganz Normales im Prinzip. Dennoch hatte ich das Gefühl, etwas würde sich über meinem Kopf zusammenbrauen wie eine düstere Wolke…
    ***
    Sehr bestimmt wiederholte Jane Collins ihren Satz und schaute den Portier hinter der Glasscheibe in die Augen. »Hören Sie, ich bin hier nicht als Zuschauer, sondern als Gast in Linda Vermools Sendung eingeladen und bitte deshalb um Zutritt und darum, dass Sie Linda Bescheid geben. Das ist doch nicht zu viel verlangt.«
    Der Mann reagierte wie ein Beamter, der nur seine Vorschriften kennt. »Wie war doch gleich Ihr Name?«, fragte er.
    »Jane Collins.«
    Der Knabe bewegte sich auf seinem Drehstuhl sehr langsam, schaute über sein Pult, als würde er es zum ersten Mal sehen, und legte dann einen Hebel um, wobei er sich gleichzeitig den Sprechrillen entgegenbeugte und irgendetwas hineinsprach. Er erhielt eine Antwort, legte den Hebel wieder um und drehte sich Jane zu. »Ja, Sie werden abgeholt. Nehmen Sie dort hinten Platz.«
    »Danke, sehr großzügig.« Jane ging kopfschüttelnd auf einen dunklen Ledersessel zu und ließ sich in das weiche Polster fallen.
    Durch die großen Glaswände schaute sie hinaus auf das Studiogelände, das von breiten Straßen durchzogen war. Flache Gebäude wirkten wie große Baracken. Es gab eine Tiefgarage, sodass auf dem Gelände selbst nur wenige Fahrzeuge standen.
    Grasflächen lockerten die Strenge auf. Sie wirkten wie riesige Beete, auf denen Laubbäume wuchsen.
    Sehr lange brauchte Jane Collins nicht zu warten. Nach etwa drei Minuten erschien ein locker wirkender Typ in Jeans und schwarzem Hemd. Er lachte, als er sich nach Janes Namen erkundigte.
    »Ja, ich bin Jane Collins.«
    Er streckte ihr die Hand entgegen. »Ich heiße Tim. Kommen Sie bitte mit. Ich bringe Sie zu Linda.«
    Jane erhob sich, drückte die Hand und folgte dem jungen Mann.
    Breite Gänge durchquerten sie. Mal längs, mal quer. Sie gingen durch sehr große Studios, in denen die Kulissen für andere Sendungen aufgebaut waren. Jane sah die Technik, die Kameras, die vielen Kabel, die wie dunkle Schlangen auf dem Boden lagen, sie hörte Stimmen, als sie schließlich in einen schmaleren Gang einbogen, der zu den Garderoben führte.
    Tim schwärmte von Linda Vermool. Er wies immer wieder darauf hin, welch eine tolle Frau sie war und wie gut ihre Sendung beim Publikum ankam.
    Vor der letzten Tür auf der rechten Seite blieb er stehen. Gegenüber befanden sich nur noch die Toiletten. Tim klopfte und ließ Jane Collins allein, als er ihr die Tür geöffnet hatte.
    Etwas zögernd betrat sie die Garderobe. Es war keine Warnung, die sie überfallen hatte, aber so etwas wie einen Druck spürte sie schon, und der kam nicht von ungefähr, denn sie konnte kaum fassen, was sie mit ihren eigenen Augen sah.
    Linda Vermool stand vor einem breiten Schminkspiegel, hatte diesem aber den Rücken zugedreht, um den eintretenden Gast direkt anschauen zu können.
    Jane war stehen geblieben. Sie merkte kaum, dass die Tür hinter ihr zufiel, so sehr konzentrierte sie sich auf den Anblick der Moderatorin. Himmel, Linda hatte sich verändert. Es war unglaublich, aber leider wahr.
    Die hellrote, leicht durchsichtige Bluse fiel Jane auf. Sie wurde von einem breiten schwarzen Gürtel zusammengehalten. Jane musste sich zwingen, in Lindas Gesicht zu schauen. Es war immer noch hübsch, aber der Anblick des quer zwischen ihren Zähnen steckenden bleichen, menschlichen Knochens

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