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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedem Schlag Wasser und schleuderte es nach hinten.
    Doch nachdem wir nach mehrmaligem Abweichen vom Kurs die Passage zwischen den Barrieren erreicht hatten, war bei Sagullia das Eis gebrochen. Er hatte begriffen, daß er sich nach meinen Kommandos richten mußte, wenn wir eine gleichmäßige Schlagfolge erzielen wollten, und er drehte sogar die Riemenblätter meistens richtig. Dennoch ruderte er im Vergleich zu mir nur mit halber Kraft.
    Nach einem weiteren kraftvollen Schlag ließen wir die Passage hinter uns. Sofort wurde unser Boot von einer mittleren Welle angehoben. Ihre Kraft reichte immerhin aus, um Sagullia die Holme aus den Händen zu reißen. Er stieß einen halberstickten Schrei aus, griff aber sofort wieder nach den Holmen und gab sich alle Mühe, um den Schlagtakt, den ich angab, wieder zu erreichen.
    Eine Vergnügungsfahrt würde es dennoch nicht werden, das war sicher.
     
    *
     
    Honth Fermaiden drehte sich erschrocken um, als hinter ihm ein halberstickter Schrei erscholl. Als er sah, daß Cesynthra von dem schmalen Pfad abgerutscht war, auf dem sie in die Wildnis einstiegen, beugte er sich nach hinten und packte den Kragen von Cesynthras Kombination.
    „Versuche, mit den Füßen irgendwo Halt zu bekommen!" sagte er, während er auf die Knie ging und die linke Hand ausstreckte.
    „Und ruhig bleiben!"
    Cesynthras Augen waren vor Angst weit aufgerissen. Dennoch ließ die Psychologin die schroffe Kante des Pfades nicht los. Ihre Füße suchten nach einem Halt und fanden ihn schließlich. Sie löste die rechte Hand von der Felskante und packte Honths ausgestreckte Hand damit.
    Langsam zog Honth die Frau hoch.. Als sie auf dem Pfad lag, setzte er sich ächzend.
    „Wie ist das passiert?" erkundigte er sich.
    „Was weiß ich!" erwiderte Cesynthra heftig. „Ich bin plötzlich abgerutscht." Sie erschauderte. „Es geht hier mindestens hundert Meter steil in die Tiefe. Warum warten wir nicht, bis es Tag ist und wir den Weg besser erkennen?"
    „Bei Tagesanbruch müssen wir ein paar Kilometer von der Station weg sein", erklärte Honth Fermaiden geduldig. „Sonst besteht die Gefahr, daß wir zufällig entdeckt werden."
    „Und wenn wir nachts in den Bergen herumkriechen, besteht die Gefahr, daß wir bis morgen tot sind", entgegnete Cesynthra heftig.
    Plötzlich brach sie in Tränen aus.
    Honth rutschte zu ihr, legte ihren Kopf auf seine Knie und streichelte ihr Haar. Er fühlte sich selbst hilflos und verloren in dieser riesigen finsteren Bergwildnis. Alles war so völlig anders als auf der SOL, wo immer ein angenehmes Klima herrschte, wo man nur das Licht einzuschalten brauchte, wenn man es wollte, wo zahllose Sicherheitssysteme dafür sorgten, daß niemand versehentlich in Gefahr geriet.
    „Wenn wir zurück sind, werde ich diesem Terraner meine Meinung sagen", erklärte Honth. „Was bildet er sich eigentlich ein, Solaner zu Planetenkriechern zu machen!"
    Cesynthras Weinen brach ab. Die Frau hob den Kopf.
    „Nein, Honth, wir werden ihm nichts dergleichen sagen!"
    erklärte sie mit einer Bestimmtheit, die in krassem Gegensatz zu ihrer eben noch demonstrierten Hilflosigkeit stand. „Sollen wir Solaner uns von einem Terraner beschämen lassen! Niemals!
    Wir müssen ihm beweisen, daß wir genauso gut sind wie er -und vielleicht noch besser."
    Honth öffnete überrascht den Mund und musterte das Gesicht Cesynthras im Sternenlicht. Als er sah, daß es von Tränen und Schmutz völlig beschmiert war, mußte er lachen.
    „Was gibt es da zu lachen?" fragte Cesynthra verwundert.
    Honth erklärte es ihr.
    Mit gespielter Empörung richtete Cesynthra sich auf.
    „Wenn ich auch ein schmutziges Gesicht habe, so bleibe ich doch eine Dame", sagte sie. „Du aber siehst nur den Schmutz.
    Sorge lieber dafür, daß ich nicht wieder abrutsche, du Erdferkel!"
    „Erdferkel?" entfuhr es Honth. „Dafür sollte ich dir die Kehrseite versohlen!"
    Er richtete sich ebenfalls auf.
    Cesynthra lächelte.
    „Gib mir lieber einen Kuß!" forderte sie und spitzte die Lippen.
    Honth legte einen Arm um ihre Hüfte und gab ihr einen schmatzenden Kuß. Dann nahm er lächelnd ihre Hand.
    „Damit du mir nicht verlorengehst", erklärte er. „Vorwärts!"
    Nach einiger Zeit neigte sich der Pfad und führte in eine Schlucht. Der mit Nässe vollgesogene Boden schmatzte unter den Stiefeln der beiden Menschen. Dichte Baumkronen verdeckten das Sternenlicht und schütteten Wassergüsse herab, wenn ein Windstoß durch sie fuhr.
    Cesynthra und

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