0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
aussehen sollte ohne die geringsten logistischen Verbindungen.
Bevor er das Dorf erreichte, lenkte der Professor den Golf auf eine unscheinbare Seitenstraße, die in Windungen zwischen den Feldern verschwand. Er war sicher, ihre Verfolger abgeschüttelt zu haben, doch was half ihnen das?
Sie waren auf sich allein gestellt.
***
Requiem für Aurelian
Zamorra war wie vor den Kopf geschlagen. Er konnte nicht fassen, was im Sand der Arena geschah.
Wie hatte der alte Mann das geschafft? Wie war es dem elenden Priester aus der anderen Welt gelungen, gleich drei überlegene Gegner zu besiegen? Der Gott, an den er glaubte, musste mit ihm im Bunde sein. Eine andere Erklärung gab es nicht.
Das Publikum tobte. Aber nicht vor Begeisterung, sondern vor Entsetzen.
»Töte sie!«, schrie Zamorra. »Du hast sie besiegt, alter Freund, nun musst du sie auch umbringen!«
Aurelian schaute sich nachdenklich um, dann zog er dem Gladiator den Dreizack aus dem Oberschenkel. Prüfend wiegte er ihn in der Hand.
»Na los, worauf wartest du noch?«
Mit seinem Sieg hatte der Priester ihn gedemütigt. Zamorra gedachte sich dafür zu revanchieren, indem er ihn zwang, einen Unbewaffneten zu töten. Unter dem Druck, unter dem er stand, blieb Aurelian nichts anderes übrig, als der Aufforderung nachzukommen.
»Also gut, Zamorra«, antwortete er. »Wenn du es befiehlst, werde ich diese Waffe benutzen.«
»Ich befehle es.«
Der Priester murmelte undeutliche Worte, dann packte er den Dreizack fester. Ansatzlos schleuderte er ihn.
Augenblicklich war das Tohuwabohu auf den Zuschauerrängen wieder da. Nur einer schrie nicht mehr.
Pluton.
Grenzenlose Überraschung zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Der Dreizack hatte sich wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt in seinen Leib gebohrt. Die züngelnden Flammen um die humanoide Gestalt verwehten zu Nichts, als Pluton starb.
Zamorra wollte aufschreien, aber er unterdrückte den Impuls. Damit hätte er nur seine eigene Verunsicherung gezeigt, was die Dämonen ihm als Schwäche ausgelegt hätten.
***
Der Mob tobte.
Zufrieden registrierte der Pater das Ergebnis seines Sieges. Natürlich hatte keiner damit gerechnet, dass ein alter Mann gegen eine Horde muskelbepackter Kraftpakete bestehen würde.
Zu allem Überfluss hatte er zudem einen Dämon aus ihren Reihen umgebracht und Zamorra damit in eine peinliche Situation gebracht.
Die Zuschauer waren von ihren Sitzen aufgesprungen. Ihr Zorn und ihre Verärgerung richteten sich gegen den selbst ernannten Fürsten.
Der Professor hat ihnen das Blut ihrer Feinde versprochen. Indem Aurelian immer noch lebte, verhöhnte er sie.
Zahlreiche Zwischenrufe waren an Zamorras Adresse gerichtet, ein paar schmähten ihn sogar.
Aurelian ging durch den Sand und schaute zu Zamorra hoch, der ungerührt auf seinem Platz saß. Er hatte sich gut unter Kontrolle. Wenn es in ihm rumorte, ließ er sich nichts anmerken.
»Mit Schwund muss man rechnen«, zitierte er spöttisch Asmodis’ alten Standardspruch.
»Wenn ich das richtig sehe, wirst du noch eine Menge Schwund haben«, prophezeite ihm Aurelian. Er hob einen Arm und deutete in die Runde. »Wie viele von euch wird euer neuer Fürst noch opfern?«
Die Menge heulte auf. Mit seinen Worten hatte der Pater einen wunden Punkt getroffen. Auch wenn sich die Geschöpfe der Finsternis gegenseitig nicht grün waren, hielten sie doch wie Pech und Schwefel zusammen, wenn es gegen einen Außenstehenden ging.
Gegen einen Mann der Kirche noch dazu.
»Macht euch keine Sorgen!«, wandte sich Zamorra an seine Gäste. »Gleich wird der Priester sein Leben aushauchen!«
Aurelian versuchte ihn aus der Reserve zu locken. »Warum kommst du nicht herunter und trittst selbst gegen mich an? Fürchtest du deinen Thron gleich wieder zu verlieren?«
In Zamorras Gesicht zuckte kein Muskel. »Vielleicht komme ich später auf dein Angebot zurück. Wenn du dann noch lebst.«
»Welche Überraschung hast du dir als nächste für mich ausgedacht?«
»Eine, die dir zur Ehre gereicht, alter Freund.«
Aurelian fuhr zum Arenator herum, von wo angriffslustiges Fauchen erklang. Zottige Vierbeiner kamen aus dem Schatten gesprungen und orientierten sich in seine Richtung. Der Professor blieb seiner römisch inspirierten Linie treu.
»Einst ließ Nero im Kolosseum Christen von Löwen zerfleischen. Du darfst dich also glücklich schätzen. Auch du Christ wirst durch Löwen sterben und ihnen nachfolgen.«
Blitzschnell bückte sich Aurelian nach
Weitere Kostenlose Bücher