0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
die Wahrscheinlichkeit der Echsenwelt sank mit der Zeit, während die der Erde anstieg. Dafür stieg das magische Potenzial der Echsenmenschen ungeheuer an im Vergleich zu dem der Erdmenschen. Der stärkste Magier der Erde war lächerlich schwach gegenüber dem schwächsten Sauroiden-Magier auf der Echsenwelt, und der schwächste Sauroiden-Magier wurde auf der Erde zum zauberischen Giganten.
Einen weiteren Unterschied gab es noch: Auf der Erde dominierten die Säuger, auf der Echsenwelt die Reptilien. Dabei entwickelten sich beide Völker körperlich annähernd parallel; auf beiden Welten waren sie aufrecht gehend, zweibeinig und zweiarmig, aber während die Menschen glatte Haut und Haare besaßen, waren die Sauroiden schuppig.
Irgendwann zerfiel die Echsenwelt endgültig im Nichts, als ihre Wahrscheinlichkeit auf Null sank. Gerade zu jener Zeit holte Merlin den Silbermond aus der Vergangenheit, aus der Sekunde vor seiner Vernichtung, und Julian Peters integrierte ihn in eine seiner Traumwelten, um ein Zeitparadoxon zu verhindern. Über eine Regenbogenbrücke wurden die Sauroiden von ihrer sterbenden Welt zum Silbermond evakuiert.
Einer von ihnen war Reek Norr, den es selbst am meisten überraschte, dass er zur neuen Tafelrunde gehörte.
Mit erhobenen Greifhänden versuchte er seinen Gegner zurückzuschmettern. Er jagte ihm magische Stoßwellen entgegen, die jeden Normalsterblichen augenblicklich von den Beinen gerissen hätten. Doch der Gigant war von einem anderen Kaliber.
Er bebte, und sein Leib zitterte unter dem Ansturm der unsichtbaren Kräfte. Er wurde zwei Schritte zurückgedrängt, aber dann fing er sich. Mit wütendem Grunzen warf er sich wieder nach vorn und machte etwas Boden gut.
Sein heißer Atem erfüllte die Luft und machte das Atmen zu einer Qual. Kleine Flammen züngelten aus seinem aufgerissenen Maul, die dem Sauroiden aber nicht gefährlich werden konnten.
Von irgendwoher drang ein lauter Schrei.
Hoffentlich hatte es niemanden aus der Tafelrunde erwischt!
Reek Norr atmete schwer. Trotz seiner großen Fähigkeiten gelang es ihm nicht, seinen Angreifer zu besiegen. Auch er war von den vorangegangenen Kämpfen so geschwächt, dass er nur noch einen Bruchteil seiner Möglichkeiten abrufen konnte.
Zu wenig, um einen endgültigen Sieg zu erreichen und sich dem nächsten Feind widmen zu können.
Wieder schlug er mental zu, aber er spürte, dass mit jedem weiteren Versuch seine Kräfte weiter erlahmten. Ohnehin hatte er das Gefühl, auf dem Para-Sektor irgendwie blockiert zu werden. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis der schwarzhäutige Hüne ihn erreicht hatte. Reek Norr fletschte die Zähne seines furchteinflößenden Sauriergebisses und machte sich bereit, seinen Kampf mit bloßen Körperkräften fortzusetzen.
Seine Krallen fetzten durch die Luft.
Für einen Moment war sein Feind irritiert. Er zögerte und wiegte auf seinen säulenartigen Beinen hin und her. Dann bekam er Unterstützung von einem zweiten Dämon. Er war wesentlich kleiner, aber bestimmt nicht weniger gefährlich.
Gemeinsam gingen sie gegen Reek Norr vor.
***
Der Schatten entpuppte sich als ein drachenähnliches Biest mit feurig roten Schwingen. Sein langer spitzer Schnabel zitterte vor Mordlust. Jeden Moment konnte er zum tödlichen Schlag ausholen.
»Julian!«, schrie Pater Aurelian.
Er prügelte einen Dämon aus dem Weg, als er begriff, dass der junge Mann ihn nicht hörte. Er war wie in Trance versunken. Wahrscheinlich versuchte er eine Traumwelt zu generieren. Allerdings schien ihm das nicht zu gelingen, denn Aurelian erkannte keine Veränderung der Umgebung.
Unvermindert heftig tobte der Kampf, aber die Ritter der dritten Tafelrunde waren jetzt völlig in die Defensive gedrängt. Die beiden Druiden standen Rücken an Rücken und wehrten die unablässigen Attacken mit letzter Kraft ab. Heek Norr musste sich gegen zwei Gegner gleichzeitig behaupten. Den anderen ging es nicht besser. Sie alle standen kurz vor dem Zusammenbruch. Es gab keinen Ausweg mehr. Das Ende stand unmittelbar bevor, und von nirgendwo her war Hilfe zu erwarten, am allerwenigsten von Zamorra.
Wieder wurde der Pater angegriffen, als er versuchte, zu Julian Peters vorzudringen. Rechts und links wehrte er Attacken ab. Mehr als einmal entging er einem Schlag mit knapper Mühe.
Ich schaffe es nicht, dachte er erschüttert. Er konnte den Jungen nicht rechtzeitig erreichen, der sich noch immer nicht regte. Ich komme zu spät.
Panik befiel
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