0783 - Die Kontaktzentrale
Regelerschaffer in einen Gleiter verfrachtet. Vier Roboter stiegen zu, dann hob das Fahrzeug ab und war bald darauf unseren Blicken entschwunden.
Sathogenos hatte die Schläge überraschend schnell verkraftet.
Er wischte sich mit dem Handrücken über einen Hautriß in der linken Wange, dann wandte er sich an meine Gefährten und mich.
„Sie werden unter Bewachung in Ihre Quartiere zurückgebracht", erklärte er. „Dort bleiben Sie solange, bis die Kontaktzentrale entschieden hat, welches Urteil über Sie zu fällen ist. Inzwischen ist eine Suchgruppe aufgebrochen, um die beiden anderen Entflohenen zurückzubringen."
„Haben Sie die Kontaktzentrale vor den Agenten VERNOCs gewarnt?" erkundigte ich mich.
„Ich kann keine Informationen weitergeben, die nach meiner Überzeugung haltlos sind", erwiderte Sathogenos. „Roboter!
Führt die Fremden in ihre Quartiere und bewacht sie so.daß keiner von ihnen entkommen kann!"
Die Roboter schlossen dichter auf und drängten uns in einen Flur, der in Richtung unserer Quartiere führte.
Resigniert gehorchten wir. Widerstand wäre unter den Umständen sinnlos gewesen. Wir hatten versucht, den Feyerdalern zu helfen, aber sie wollten sich nicht helfen lassen, weil sie uns nicht als gleichwertig betrachteten.
Ihr Dünkel würde ihnen das Genick brechen - es sei denn, Cesynthra und Honth konnten zur Kontaktzentrale vordringen.
Doch diese Hoffnung war gering, denn Cesynthra und Honth besaßen keine einschlägigen Erfahrungen. Wir konnten froh sein, wenn ihnen in der Wildnis nichts zustieß.
4.
Ein Windstoß fuhr durch den Regenwald. Die Stämme bogen sich knarrend, und ihre Wipfel ließen Schauer von Wassertropfen herabregnen.
„Der Nebel löst sich auf", sagte Honth Fermaiden und blieb stehen.
„Es wurde aber auch höchste Zeit", erwiderte Cesynthra Wardon. „Ich werde diese Alptraumwelt nie vergessen."
Die beiden Solaner hatten sich bisher an den Händen gehalten, um sich in dem dichten Nebel nicht zu verlieren. Aber auch, als der Wind die Nebelschwaden mehr und mehr vertrieb, ließen sie sich noch nicht los. Sie brauchten die gegenseitige Berührung, um in dieser fremdartigen und bedrohlichen Umwelt nicht den seelischen Halt zu verlieren.
Plötzlich brach die Sonne durch. Von einem Augenblick zum anderen verwandelte sich die düstere Kulisse zu einer von hellem Licht durchfluteten Szenerie, in der Milliarden von Wassertropfen auf Stämmen, Blättern und Farnwedeln gleich hochkarätigen Rubinen funkelten und glitzerten. Von irgendwoher tauchte ein Schwärm kleiner buntgefiederter Vögel auf. Die Tiere turnten pfeifend und zwitschernd an Lianen auf und ab und kamen dabei immer näher an die beiden Menschen heran.
„Schau nur!" flüsterte Cesynthra. „Sind sie nicht süß!"
Honth lächelte.
„Sie ähneln einer Gattung bunter Finkenvögel, die ich an Bord der SOL betreue", erklärte er. „Ich hatte viel Spaß mit ihnen, aber diese hier kommen mir noch lustiger vor."
Der Vogelschwarm stieß sich von den Lianen ab und flatterte näher. Unmittelbar vor den Gesichtern der beiden Solaner ließen die Tiere sich im stacheligen Geäst eines Strauches nieder. Wie auf Kommando legten sie plötzlich die kleinen Köpfe schräg und beäugten die Menschen.
„Sie sitzen paarweise zusammen und drücken sich aneinander", sagte Cesynthra erstaunt.
Honth lachte leise.
„Es sind ja auch Pärchen, Cessy - so, wie wir ein Pärchen sind."
Cesynthra lehnte sich an Honths Schulter.
„Am liebsten möchte ich immer hier stehen und den Vögeln zuschauen."
„Sie werden nicht lange hierbleiben", meinte Honth bedauernd.
„Schade, daß ich keine Ausrüstung bei mir habe, mit denen ich sie einfangen könnte. Sie würden unser Solarium um eine Attraktion bereichern."
„Ich glaube nicht, daß sie sich dort so wohl fühlen könnten wie hier", erwiderte Cesynthra. „So, wie wir auf die SOL gehören, gehören sie in die freie Natur ihres Planeten. Findest du nicht, daß sie hier viel schöner wirken, als sie es im Solarium der SOL könnten?"
Honth wirkte nachdenklich, als er sagte: „Ja, ich denke, du hast recht, Cessy. Man sollte kein Lebewesen aus seiner gegebenen Umgebung reißen und in eine fremde Umgebung verpflanzen. Dennoch fühle ich mich seltsamerweise freudig erregt, seit der Nebel verschwunden ist.
Mir scheint, als könnte ich für immer hier bleiben. Es gibt so vieles, was man bewundern kann. Unser Solarium erscheint mir dagegen plötzlich steril.
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