0783 - Die Kontaktzentrale
noch nie gehört, daß irgendeine Lebensform die Fähigkeit besitzt, seine molekulare Struktur zielstrebig so zu verformen, daß sie vollständig identisch mit der molekularen Struktur anderer Lebewesen wird."
„Aber ich", erwiderte Honth Fermaiden und erschauderte. „Die Menschheit ist zweimal - mit großem zeitlichen Abstand - mit Molekülverformern in Berührung gekommen. Diese Begegnungen waren geschichtlich nicht bedeutend, so daß sie wahrscheinlich in den geschichtlichen INFOs nicht gespeichert sind. Aber in den INFOs der Ausweitungskurse für Kosmozoologie sind sie enthalten."
„Es gibt so etwas also wirklich", sagte Cesynthra. „Woher kommt das Volk der Molekülverformer? Was für eine Zivilisation hat es entwickelt?"
Honth zuckte die Schultern.
„Darüber sagen die INFOs nichts aus, Cessy. Das kann nur bedeuten, daß wir weder wissen, woher dieses seltsame Volk stammt, noch welche Zivilisation es entwickelt hat."
„VERNOC scheint beides zu wissen - noch mehr", flüsterte die Kosmopsychologin. „Anscheinend stehen die Molekülverformer in seinen Diensten."
Honth Fermaiden preßte die Lippen zusammen und folgte mit den Augen der Spur, die in Richtung Kontaktzentrale führte.
„Wir müssen uns beeilen, denn ich fürchte, daß die Kontrollmechanismen des Wachkreises nicht in der Lage sind, einen Molekülverformer zu entlarven", erklärte er. „Und wir sollten sehr vorsichtig sein, wenn uns demnächst Feyerdaler begegnen, denn es könnten Moleküiverformer sein."
Nach einem letzten Blick auf den Toten setzten die beiden Solaner sich wieder in Bewegung. Sie folgten der deutlichen Spur, die von einem Feyerdaler zu stammen schien, aber mit Sicherheit von einem der geheimnisvollsten Lebewesen des Universums verursacht worden war - und von einem der gefährlichsten Lebewesen ...
*
„Was ist das?" fragte Cesynthra Wardon und blieb stehen.
Honth Fermaiden blieb ebenfalls stehen. Die beiden Solaner hatten die Wiese weit hinter sich gelassen und befanden sich auf einem schmalen Pfad, der sich in ein flaches Tal hinabschlängelte. Jenseits des Tales stieg die Flanke des ersten Berges der Gipfelgruppe auf, bei der sich die Kontaktzentrale befinden mußte.
Die rote Riesensonne Truhterflieng stand inzwischen schon ziemlich tief. Es war später Nachmittag. Ihre Strahlen fielen in flachem Winkel auf die Gipfelgruppe. Dabei mußten sie auf etwas getroffen sein, das sie stark reflektierte. Zahllose rotsilberne Fünkchen tanzten über die kahlen Flanken der hohen Berge und bildeten annähernd ringförmige Muster.
„Das muß die Kontaktzentrale sein", sagte Honth. „Ich nehme an, der Warnkreis beginnt jenseits des vor uns liegenden Tales.
Wir haben es so gut wie geschafft, Cessy."
„Dann wollen wir uns beeilen", erwiderte Cesynthra. „Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig, um vor den Agenten VERNOCs zu warnen."
Sie wollte weitergehen, wurde aber von Honth daran gehindert und zwischen zwei neben dem Pfad stehende blühende Büsche gezogen. Verwirrt schaute sie in das Gesicht ihres Gefährten.
Honth deutete mit ausgestrecktem Arm schräg nach oben.
„Dort kommt etwas in unsere Richtung!" flüsterte er.
Cesynthra folgte mit den Augen der angegebenen Richtung und erblickte ein metallisch glänzendes Objekt, das sich langsam aus dem Himmel herabsenkte und sich dabei ungefähr in ihre Richtung hielt. Die elliptische Form verriet, worum es sich handelte.
„Ein Gleiter", sagte Cesynthra. „Ein offener Gleiter. Vielleicht eine Patrouille, die den Wachkreis des Kontaktzentrums abfliegt."
„Dann hätte sie von innerhalb kommen müssen", entgegnete Honth. „Ich habe aber gesehen, daß sie von außerhalb kam. Wir werden uns vorsichtshalber verbergen. Es könnte sich um den Suchtrupp handeln, der ausgeschickt wurde, um uns einzufangen."
Er zog seine Gefährtin weiter. Zwischen zwei großen Felsblöcken, deren Zwischenraum von der zerzausten Krone eines verkrüppelten Baumes überdacht wurde, hielt er an. Die beiden Solaner drückten sich an einen der Felsblöcke und spähten nach oben.
Der Gleiter war inzwischen deutlich zu erkennen. Fast ebenso deutlich ließen sich die stählernen Köpfe der Roboter erkennen, die über den Bordrand ragten und offenbar Ausschau hielten.
Mit geringer Geschwindigkeit schwebte das Fahrzeug in zirka zweihundert Metern Höhe über das Versteck der beiden Menschen hinweg und nahm Kurs auf die Wiese, auf der Honth und Cesynthra den toten Feyerdaler entdeckt
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