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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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mich stürzen. Man trachtet nach meinem Thron. Aber die Schurken sollen sich wundern. Ich gebe den Knochenthron niemals auf, nie, und wenn ich alle Höllenwesen ausrotten muss und nur noch allein dort bin und über Steine herrsche.«
    Sie war außer sich. Der Höllenarzt ließ den Beruhigungstrank auf Stygias Nachttisch stehen und schlurfte davon.
    »Wem nischt zu schaten ischt, dem ischt nischt zu Schelfen«, blubberte er, was bedeutete »Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen.«
    An einem anderen Ort in der Hölle, von einem flammenden Kreis umgeben, mit roten Vorhängen im Hintergrund, konferierte Calderone mit ein paar Getreuen. Der rothaarige, schwarz gekleidete ehemalige Sicherheitschef von Tendyke Industries kochte sein eigenes Süppchen. Im Gegensatz zu Stygias Vermutungen wusste jedoch auch er nicht, wer der geheimnisvolle Unbekannte war, der Marchosias meuchelte, schon gar nicht stand er in Komplizenschaft mit ihm.
    Calderone überlegte eiskalt. Wenn es möglich wäre, mit dem Unbekannten einen Pakt zu schließen, könnte ich es noch weiter bringen, dachte der Schwarzgekleidete mit der dunklen Sonnenbrille, die er in der Hölle mitunter trug. Sie war nicht nur Zierrat, sondern auch eine tödliche Waffe, die Todeskeime verschießen konnte, wenn er auf eine besondere Weise hindurchblickte.
    Nun erreichte Calderone eine Botschaft. Als Ministerpräsident der Hölle verfügte er über erstklassige Connections und ein hervorragendes Nachrichtensystem, was für ihn sozusagen das A und O war. Nicht nur auf der Erde, auch in den Schwefelklüften, in anderen Universen und an unglaublichen Orten hatte Calderone Verbindungen und Zuträger.
    Deshalb verwunderte es ihn sehr, dass eine fremdartige, mächtige Magie existierte wie jene, die Marchosias umgebracht hatte.
    Er erhielt eine Gedankenbotschaft.
    »Jenes Wesen hat in Moskau zugeschlagen«, sagte er. »Das war sein dritter Einsatz.« Auch von Rom und von dem in Zamorras Dorf wusste der zum Dämon avancierte frühere Mensch. »Dort ist noch mehr geschehen. Zamorra und Duval werden sich nach Moskau begeben.«
    »Bist du sicher?«, fragte ihn einer seiner Ratgeber.
    Ein finsterer Blick durch die Todesbrille traf ihn und erschreckte ihn zutiefst. Er wusste was solch ein Blick bewirken konnte.
    »Hältst du mich für einen Narren?«, giftete Calderone. »Es ist sicher. Saranow ist Zamorras Verbündeter. Wir werden mitmischen. Ich gehe davon aus, dass der Unbekannte in Moskau aktiv wird.«
    »Wer soll nach Moskau?«, fragte ein anderer Vertrauter, ein Skelett.
    »Eine starke Faust, ein Vollstrecker«, erwiderte Calderone. »Sozusagen ein Stoßtrupp.«
    Er verriet es nicht, doch er dachte, wenn sich kein Bund mit dem Unbekannten ergab, wollte er reinen Tisch machen. Dann sollten welche von seinen stärksten Kämpfern möglichst alles ausschalten, was gegen ihn sein konnte.
    Er schnippte mit den Fingern. Die magische Barriere zerbrach für Momente, die Flammenwand sank nieder. Hinter den sich bewegenden roten Vorhängen erschienen mit Geheul vier Gestalten, die in der Hölle bekannt und gefürchtet waren. Eine Weile waren sie nicht aufgetreten, dann aber reaktiviert worden.
    Nämlich der Konnetabel der Hölle, Armand Barbe Feu oder Feuerbart. Im 15. Jahrhundert, kurz vor dem Wirken der Jungfrau von Orleans, war Armand de Cahusac Reichsmarschall von Frankreich gewesen, eine berüchtigte Erscheinung, ein Knabenschänder und Kindermörder.
    Er hatte seine Seele dem Teufel verschrieben, und als er endlich hingerichtet wurde, indem man ihm erst die rechte Hand abschlug und ihn dann mit einem Hahn, einem Schwein und einem Hund zusammen in einem Ledersack in der Seine ertränkte, hatte LUZIFER ihn zu sich genommen. Barbe Feu war ein Dämon geworden.
    Für seine abgeschlagene Rechte, die er dem Teufel geweiht hatte, verpasste man ihm in der Hölle eine andere Hand. Wie die des Asmodis konnte sie ferngesteuert agieren und zudem ihre Größe verändern, also groß wie ein Eisenbahnwaggon werden und niederschmettern oder normal groß sein. Der Feuerbart war ein riesiger Mann mit brutalem Gesicht. Er trug Beinkleider, wie sie im 15. Jahrhundert die Mode gewesen waren, hohe Stulpenstiefel, ein Kollier mit einem Säbel und einen Kürass, einen Brustpanzer.
    Besonders fiel an ihm sein Bart auf, der aus purem rotem Feuer bestand und um sein Kinn züngelte, ihn jedoch nicht verbrannte. Der Konnetabel hielt zwei dreiköpfige Höllenhunde an Leinen mit Stachelhalsband. Sie hatten

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