0786 - Ort ohne Wiederkehr
Beinkleid, »da kommen wir auch ohne diesen Kretin drauf. Wir sind doch zwei schlaue Kerlchen, mein Bester.«
»Weißt du, wer das war?« Wieder wies Zamorra auf den toten Dämon.
»Der Angst-Atmer«, antwortete Asmodis. »Passender Name - er ernährte sich von der Todesangst seiner Opfer. Er bescherte ihnen Albträume, in denen er sie mit ihren größten Ängsten konfrontierte, bis sie daran starben. Hatte außerdem das Talent, sich Tarngestalten zu ›erträumen‹, die seine dämonische Aura eindämmten.«
»So weit war ich auch schon.«
»Ihr kanntet euch?«
»Flüchtig.«
»Warum fragst du dann nach ihm?«
»Weil ich dumm genug war zu glauben, du wüsstest etwas mehr über den Burschen, nachdem du ihn in deinem Altersübermut erschlagen hast«, versetzte Zamorra.
»Das tu ich auch.« Asmodis erlaubte sich ein knappes, triumphierendes Grinsen. »Ich habe gehört, er sei zuletzt Julian untertan gewesen.«
»Julian Peters?«, meldete sich nun Nicole zu Wort, die zuvor schon kurz erklärt hatte, warum sie hierher gekommen war.
»Genau der«, bestätigte der Ex-Teufel.
»Was hat Julian denn mit diesem Dämon zu schaffen?«, wunderte sich Zamorra.
»Oh, eine ganze Menge - und noch viel mehr mit dem, was uns passiert ist.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Nicole. Es war nicht unbedingt so, dass sie Julian, den Sohn ihrer Freundin Uschi Peters, in Schutz nehmen wollte. Aber wenn Assi hier solche Vorwürfe aufs Tapet brachte, wollte sie schon wissen, was dahinter steckte und ob er sie zurecht erhob.
»Ich kann seine Magie spüren, sie riechen. Ich würde sie überall erkennen«, erklärte der ehemalige Höllenfürst. »Ich bin mit ihm verwandt, vergesst das nicht.«
Das stimmte. Julian Peters war der Sohn des rund 500 Jahre jungen Abenteurers und Industriellen Robert Tendyke. Und dessen Vater wiederum war Asmodis.
»Hm«, machte Zamorra nachdenklich. »Wie wär’s, wenn wir das Ganze von Anfang an und der Reihe nach aufdröseln, damit ich es auch kapiere?«
»Aber gern«, meinte Asmodis.
Recht schnell kamen Zamorra und der Ex-Teufel zu der Überzeugung, in eine Falle gelockt worden zu sein -und zwar in ein- und dieselbe, die sie jedoch nicht auf dieselbe Weise wahrgenommen hatten. Beide erzählten sie, was sie aus ihrer Sicht im Dorf erlebt hatten, und gelangten zu dem Schluss, dass die »Geschichten«, in die sie versetzt wurden, individuell auf sie abgestimmt waren.
»Dieses Mädchen«, sagte Zamorra, und die Erinnerung an die Kleine schmerzte seltsamerweise immer noch ein bisschen, »war der Schlüssel. Du hast sie als deine Tochter gesehen, ich als jemanden, den ich zu kennen meinte. Das sollte uns vermutlich motivieren, uns so richtig ins Zeug zu legen, und davon abhalten, allzu intensiv nach einem Ausweg zu suchen.«
»Außerdem scheint das Mädchen so etwas wie ein ›Programm‹ gewesen zu sein«, schloss Nicole aus dem, was sie eben gehört hatte. »Als es vernichtet wurde, geriet die Chose in Auflösung.«
»Wobei auch dein Einsatz des Dhyarra-Kristalls eine Rolle gespielt haben dürfte«, merkte Asmodis an. »Die Falle - offenbar eine Kombination aus dem gestaltwandlerischen Talent des Angst-Atmers und einer Traumwelt von Julian - dürfte darauf ausgerichtet gewesen sein, sowohl meine Magie als auch die von Zamorras Amulett zu verkraften. Schließlich war es ja sein Plan, uns beide darin festzuhalten. Aber als die Energie des Dhyarras ins Spiel kam, geriet das Ganze aus den Fugen.«
»Sieht aus, als hätten wir uns beide ums Haar gegenseitig umgebracht, was?«, sagte Zamorra mit schiefem Grinsen zu Asmodis.
Der Ex-Teufel grinste ebenfalls, nur um einiges diabolischer. »Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ich das mit Freuden getan.«
»Und heute?«, fragte Zamorra halb ernst, halb flachsend.
»Heute bist du mir lebend von größerem Nutzen«, antwortete Asmodis unverblümt.
»Beruhigend zu wissen«, brummte der Parapsychologe.
»Ich sag ja - einmal Teufel, immer Teufel«, zitierte Nicole eine ihrer Standardweisheiten.
Zamorra nahm den ursprünglichen Faden wieder auf, ehe Nicoles Abneigung gegen Asmodis noch stärker zum Ausdruck kommen konnte. »All das erklärt aber immer noch nicht, was ausgerechnet Julian Peters damit zu tun hat. Welches Interesse sollte er daran haben, uns beide aus dem Verkehr zu ziehen?«
»Ich glaube nicht, dass er uns aus dem Verkehr ziehen wollte«, wiegelte Asmodis ab. »Nur vorübergehend aus dem Spiel nehmen, schätze ich. Vermutlich
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