0786 - Ort ohne Wiederkehr
relativierte er seine eben gemachte Aussage denn auch. »Um jedoch sicher sein zu können, ist es nötig, dass ich mich umfassend informiere. Und das kostet Kraft und Ressourcen - und nicht zuletzt auch sehr viel Zeit. Die Sache ist sehr komplex, und ich möchte nichts überstürzen noch etwas übersehen oder außer Acht lassen. Stimmt mir in dieser Hinsicht jemand nicht zu?«
Wieder sah er sich in der Runde um, wieder erntete er Nicken, wenn auch zögerlicher diesmal.
»Und ich glaube, diese Angelegenheit ist erst einmal wichtiger als das, worum ihr mich bittet«, fügte er schließlich hinzu.
»Was ist mit den Unruhen, die aufgrund der Verunsicherung entstanden sind? Sie könnten zunehmen und in der Folge -«, begann Zarkahr, doch Satans Ministerpräsident schnitt ihm mit einer knappen Handbewegung das Wort ab.
»Wenn ihr, wie ihr hier sitzt, nicht in der Lage seid, unter den Euren für Ruhe zu sorgen, dann sollte man vielleicht überlegen, euch zu ersetzen!«
Betretenes Schweigen. Nur Zarkahr ließ sich noch immer nicht einschüchtern.
»So leicht ist es nicht, die führenden Köpfe auszutauschen. Mir scheint, du bist mit dem höllischen Reglement nicht recht vertraut, Calderone.« Feindselig starrte er den jungen Dämon an.
Der hielt dem Blick aus den kalten Augen stand, und nach einer wohl bemessenen Pause entgegnete er: »Und mir scheint, du unterschätzt mich und meine Position. Vielleicht sollte ich ein paar der geltenden Regeln überholen. Vielleicht werde ich darüber mit LUZIFER reden, wenn ich ihm gegenüberstehe. Und rate mal, wem aus dieser Runde als Erstem ein Nachteil daraus erwüchse?«
Zarkahr schwieg. Aber den Blick hielt er unverwandt auf Calderone gerichtet.
Jeder der Anwesenden spürte, dass hier gerade ein seit langem schwelender Zwist aus Neid und Missgunst in Todfeindschaft umgeschlagen war…
Stygia gab sich den Anschein, die Wogen glätten zu wollen, und ergriff das Wort.
»Ich stimme Calderone zu. Die Spiegelwelt-Situation ist im Moment drängender. Ich entbiete ihm hiermit offiziell meine Hilfe dabei. Und von euch anderen erwarte ich als eure Fürstin, dass ihr euch dieser Sache nicht in den Weg stellt.«
Sie schaute einen nach dem anderen an und konnte sehen, dass keiner von ihnen wirklich einverstanden war. Aber es wagte auch niemand zu widersprechen oder einen Einwand zu machen. Gegen die geeinte Front aus Satans Ministerpräsident und Fürstin der Finsternis wollte keiner vorgehen - jetzt jedenfalls nicht, und auch nicht offen.
Sie, Stygia und Calderone, würden auf der Hut sein müssen…
Aber erst einmal waren sie auf der sicheren Seite mit dem Aufschub, den sie sich gerade erzwungen hatten.
Die Spiegelwelt interessierte Stygia nicht sonderlich, und sie hatte auch nicht wirklich die Absicht, Calderone bei etwaigen Nachforschungen dort zu unterstützen - wenn er das überhaupt vorhatte. Ihr ging es allein darum, nicht um eine Audienz bei LUZIFER ersuchen zu müssen. Zwar glaubte sie immer noch, dass Asmodis die Wahrheit gesprochen hatte, aber ein gewisses Restrisiko bestand doch. Und das wollte sie keinesfalls eingehen.
Ebenso wenig wie Rico Calderone, vermutete sie. Und darum ergriff sie jetzt Partei für ihn.
Satans Ministerpräsident nickte. »Gut, dann wäre das ja geklärt. Die Versammlung ist hiermit geschlossen.«
Zu Stygia sagte er: »Wir sehen uns später«, von den anderen verabschiedete er sich mit einer knappen Geste. Dann verschwand er.
Stygia blieb noch. Sie wollte durch ihre Anwesenheit verhindern, dass die elf anderen Dämonen jetzt schon, da sie noch alle versammelt waren, gegen sie und Calderone konspirierten. Dazu würde es wahrscheinlich noch früh genug kommen…
Sie wartete, bis alle gegangen waren. Erst dann verließ auch sie diese unwirtlichste Ecke der Hölle.
Aber obwohl die gröbste Gefahr erst einmal gebannt war, fühlte sie sich in ihrer Haut so unwohl wie lange nicht mehr.
Und Calderone verfluchte sie im Stillen dafür, dass er sie in diese Misere hineingezogen hatte, in der er doch eigentlich allein stecken sollte…
***
Wunderbar…!
Der stille Beobachter, der unbemerkt auch dem Konzil der dreizehn Dämonen beigewohnt hatte, war hoch erfreut.
Es klappte besser noch, als er zu hoffen gewagt hatte.
Er durfte sich jetzt nur keinen Fehler erlauben, nicht leichtsinnig werden. Musste beharrlich bleiben.
Konzentriert verfolgte er, was weiter geschah.
Kein leichtes Unterfangen. Die Dinge wurden zunehmend
Weitere Kostenlose Bücher