Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht. Ich bin frei… frei! Du … du … kannst mich nicht mehr quälen. Die Geister sollen verschwinden. Ich trage keine Schuld an dem Unglück. Ich bin verflucht. Ich trage die Last mein Leben lang mit mir, ich will sie nicht mehr haben. Ich will endlich so leben wie andere Menschen. Ich will kein Medium mehr sein. Ich will nicht zu den Toten«, sie atmete laut die Luft ein, und ihr Gesicht sah aufgequollen aus.
    Ich bekam Mitleid mit ihr. Diese Frau musste vom Schicksal geschlagen worden sein. Aber ich wusste einfach noch zu wenig, um ihr helfen zu können, wobei ich stark hoffte, dass sie sich auch helfen lassen wollte und es nicht nur selbst versuchte.
    Was sah sie im Krater?
    Ich blickte hinein.
    Ein düsteres schräges Gefälle, das immer mehr nachdunkelte, je mehr es sich dem Grund näherte, aber dort unten war es nicht finster, denn dort bewegte sich etwas.
    Ich hielt den Atem an.
    Graue Schatten, Schemen, die wie kondensierter Atem wirkten, huschten über die braune Schwärze der Ränder hinweg. Sie gaben kein Geräusch ab, sie waren lautlos, sie schlichen dahin, sie drehten sich dabei, aber sie kamen nicht in die Höhe, um nach uns zu greifen. In einer gewissen Entfernung hielten sie sich auf, wobei sie sich auch ständig veränderten, an einigen Stellen in die Höhe zuckten, als wollten sie uns ihre geisterhaften Arme entgegenstrecken, damit wir sie fassen und sie uns in die Tiefe zerren konnten.
    Mit einer wilden Bewegung schüttelte die Frau ihren Körper. Ich konnte sie nicht mehr halten, sie wollte auch nicht, denn sie schrie mit lauter Stimme: »Weg! Geht weg, ihr Unholde! Verschwindet! Geht! Ich gehöre euch nicht! Er gehört euch!«
    Wer, wollte ich fragen, doch daraus wurde nichts, denn die Frau tat genau einen Schritt zu viel.
    Mit der Hacke rutschte sie am Rand des Kraters weg. Die Stelle war einfach zu glatt. Anina fand keinen Halt mehr und rutschte dann in die Tiefe.
    Ihre Angstschreie waren fürchterlich…
    ***
    Wie viele andere Menschen hatte es sich auch Melda Aldrin angewöhnt, zum Einkaufen entweder den Korb oder die Leinentasche mitzunehmen, denn mit Plastiktüten belastete man nur unnötig die Umwelt.
    An diesem Tag hatte sie sich für den Korb entschieden, und da es nicht mehr so kalt war, würde sie auch das Rad nehmen, um zum Lebensmittelhändler zu fahren.
    In einem Ort wie Starry brauchte sie sich nicht allzu stark auf den Verkehr zu konzentrieren, weil es ihn einfach nicht gab. So konnte sie während der Fahrt – den Weg kannte sie sowieso im Schlaf – ihren eigenen Gedanken nachhängen, und die steckten nicht eben voller Jubel. Es war einfach zu viel geschehen.
    Das Bild in der Zeitung, der Anruf, der Besuch des Oberinspektors, all das hatte sie aus der täglichen Routine herausgerissen, und sie war auch froh gewesen, dass Sinclair ihren eigenen Mann von seinen trüben Gedanken und seinen Depressionen fortgebracht hatte, doch richtig froh wurde sie darüber nicht.
    Melda war keine Frau mit großen Vorahnungen, nur konnte sie sich gut vorstellen, dass es eigentlich für sie persönlich erst richtig begann. Wenn sie ehrlich war, hatte sie nicht so recht an die Begegnung ihres Mannes mit der anderen Frau geglaubt, nun aber hatte er das Bild in der Zeitung gesehen, und jetzt war auch Melda davon übezeugt, dass die Person existierte.
    Wer war sie?
    Jedenfalls gehörte sie zu den Menschen, die von einem Geheimnis umgeben waren, und deshalb kriegte die Frau auch eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte. Der Fall war für sie nicht abgeschlossen, er würde sich noch ausweiten, und es stand nicht mal fest, ob er harmlos blieb oder zu einer großen Gefahr anwuchs.
    Melda konnte nicht behaupten, sich umzingelt zu fühlen, doch etwas war schon vorhanden, das dieses ungewöhnliche Kribbeln ausmachte und ihre Unruhe wachsen ließ.
    Da war einiges nicht mehr im Lot. Ihre heile Welt hatte plötzlich einen Riss erhalten. Sie selbst brauchte eigentlich keinen Grund zu haben, sich zu fürchten, und doch stimmten da gewisse Voraussetzungen nicht mehr. Dieser Tag war kein guter Tag.
    Trotzdem musste sie einkaufen.
    Das Geschäft lag an der Hauptstraße des Ortes, falls man von einer solchen überhaupt sprechen konnte. Jedenfalls konnte sie dort einkaufen und auch unter einigen Läden wählen. Sie hatte sich nicht für den ausgebauten Laden entschieden, der beinahe schon supermarktähnliche Ausmaße angenommen hatte, sie mochte den kleinen Laden der Mrs. Springfield, wo es eben auch alles gab, was

Weitere Kostenlose Bücher