0787 - Das Medium
Geld.«
»Schön, das haben Sie bekommen und dabei andere in Schwierigkeiten gebracht.«
Sie hob nur die Schultern.
»Haben Sie auch einen Namen, Lady?«
»Ja, ich heiße Anina.«
Dieser Name sagte mir nichts. Er war selten, ich hätte ihn sicherlich behalten. »Gut, Anina, ich heiße John, und ich würde gern erfahren, was Sie hier an den Ort getrieben hat.«
»Mich hierher?«
»Ja.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich musste kommen. Die… die Geister geben keine Ruhe. Sie haben mich gerufen. Zuerst nur leise, danach immer stärker, sie schrien so laut, dass es in meinem Kopf widerhallte. Es war der Ruf.«
»Waren es die Geister der Toten? Der Menschen, die einmal in einem Flugzeug gesessen haben?«
»Richtig«, wisperte sie. »Es waren die Geister. Sie sind nicht erlöst, sie finden keine Ruhe. Sie werden zurückkehren, um mich zu holen. Aber ich will es nicht. Deshalb bin ich gekommen. Ich habe Ihnen erklären wollen, dass ich die falsche Person bin, dass ich mit dem Unglück nichts zu tun habe.«
»Wer war es dann?«
Sie blickte mich starr an und schwieg.
Ich versuchte es auf einem anderen Weg. »Wie ich hörte, sind Sie ein Medium.«
Anina schrak zusammen. »Ja, da bin ich.«
»Und weiter!«
»Nichts weiter, gar nichts.«
Ich holte tief Luft. »Ich möchte Sie fragen, ob Sie sich in dieser Unglücksmaschine aufgehalten haben. Alles hat darauf hingedeutet. Jemand sah, dass Sie aus dem Cockpit stiegen und…«
Noch während ich sprach, schüttelte sie den Kopf. »Nein, nein, das stimmt nicht. Ich habe mich nicht in der Maschine befunden. Ich war nur hier, einfach hier…«
»Ohne Grund?«
»Nein.«
»Was ist der Grund?«
»Die Toten…«
»Das glaube ich Ihnen nicht. Es können nicht die Geister gewesen sein. Möglicherweise in diesem Augenblick, weil Sie dem Ruf eines schlechten Gewissens folgen, aber nicht vor einigen Tagen, als die Maschine abgestürzt ist. Da muss etwas anderes dahinterstecken, und mich würde der Grund interessieren.«
»Er geht Sie nichts an«, sagte sie schnell.
»Warum nicht?«
»Nein, gar nichts!« Sie presste die Lippen zusammen, um mir klarzumachen, dass dieses Thema für sie erledigt war. Auch äußerlich dokumentierte sie mir gegenüber ihre Distanz, denn sie verschränkte die Arme hart und fest vor ihrer Brust.
»Welch ein Medium sind Sie? Können Sie Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Es interessiert mich eben. Ich möchte diesen Fall klären, verstehen Sie? Dazu brauche ich eben Informationen. Glauben Sie mir, ich kenne Menschen mit medialen Fähigkeiten, und ich weiß auch, wie unterschiedlich diese sein können.«
»Sie… sie quälen mich. Die Geister der Toten lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Sie geben mir die Schuld, aber ich bin es nicht gewesen, nicht direkt.«
»Wer war es dann?«
»Ein böser, ein sehr böser Mensch.«
Sie nickte mir zu, und es waren auch vorläufig ihre letzten Worte, denn plötzlich ging sie auf mich zu und dann an mir vorbei.
Ich hielt sie nicht auf, sondern drehte mich herum und sah zunächst einen Wayne Aldrin, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte und nur den Kopf schütteln konnte. Als Anina ihn erreicht hatte, blieb sie stehen. Sehr kurz nur, sie streichelte über seine Wange und ging weiter.
Aldrin schwankte. »Das war wie beim ersten Kontakt, Mr. Sinclair, wie beim erstenmal. O Gott…« Er schüttelte sich, ein Schauer floss über seinen Körper, und er schaute aus großen Augen der Frau nach, die den direkten Weg zum Krater einschlug, als gäbe es dort etwas Interessantes zu entdecken.
»Ich habe Ihr Gespräch gehört, Mr. Sinclair. Das ist alles so unglaublich. Oder sehen Sie das anders?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Was wollen Sie denn jetzt tun?«
»Sie nicht mehr aus den Augen lassen.«
»Und dann?«
»Bitte warten Sie ab, Mr. Aldrin. Lassen Sie mich alles machen. Mag ihre Schale noch so hart sein, ich habe gespürt, dass sie Angst hat, und ich werde sie aufbrechen.«
Der Mann sagte nichts mehr und ließ mich gehen. Anina wandte mir den Rücken zu, sie war dicht am Rand des Kraters stehengeblieben, hatte den Kopf etwas nach vorn gebeugt und schaute hinein.
Sie machte mir nicht den Eindruck einer Person, die sich mit Fluchtgedanken beschäftigte, deshalb ließ ich mir auch Zeit, als ich mich dem Rand des Kraters näherte. Auf dem kurzen Stück zum Ziel erlebte ich auch die ungewöhnliche Veränderung.
Es blieb äußerlich normal, aber ich wurde sehr
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