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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sichtbaren Welt.
    Auf meinem Rücken bildete sich eine Gänsehaut, die auch beim Weitergehen nicht weichen wollte, denn dieses Gebiet hier war einfach anders als normal.
    Hier hatte der Tod seine Lanze geschwungen, und er schien noch immer zu lauern.
    Unsere Füße schleiften über den Untergrund. Das Gras, falls es noch vorhanden war, sah aus wie ein schwarzer, leicht glänzender Teppich. Der Geruch war verschwunden. Dass ich ihn trotzdem wahrnahm, konnte auch Einbildung sein.
    Nur wenige Schritte vor dem großen Krater hielten wir an. Wayne Aldrin schaute sieh um. Er hatte dabei die Stirn gerunzelt, ein Zeichen, dass er nachdachte. »Ja«, meinte er schließlich. »Ja, hier ist es gewesen. Hier ist die Stelle.«
    »Welche?«
    »Wo ich die Begegnung mit dieser Frau gehabt habe. Hier hat sie mich angesprochen.«
    »Und weiter?«
    »Sie wissen alles, warum fragen Sie?«
    Ich hob die Schultern. »Es hätte ja sein können, dass Ihnen noch etwas eingefallen wäre, wo wir uns direkt am Ort des schrecklichen Geschehens aufhalten.«
    »Nein, es ist alles so geblieben.« Ich wollte näher an den Krater heran, um einen Blick hineinzuwerfen, aber da war etwas, das mich davon abhielt. Zuerst nur ein Gefühl, ein Impuls, vielleicht ein Stechen im Hirn, aber das konnte es auch nicht gewesen sein.
    Mein Kreuz?
    Ich überlegte, fasste noch nicht nach, aber eine Erinnerung drängte sich in mir hoch. Ich dachte an die Szene in der Bank, wo ich mit dem gleichen Gefühl konfrontiert worden war, als mich das Medium angesehen hatte. War es hier?
    »Ist was mit Ihnen, Mr. Sinclair?«
    »Nun ja, ich…«
    »Sagen Sie es. Sie sehen blass aus.« Er wollte mich noch fragen, doch ich ging schnell zur Seite, um mich nach drei Schritten mit einer blitzschnellen Bewegung umzudrehen.
    Vor mir stand eine Gestalt.
    Es war die Frau im lachsroten Kostüm!
    ***
    Auch Wayne Aldrin hatte sich gedreht, obwohl ich es selbst nicht mitbekommen hatte. Er schaute nun in dieselbe Richtung wie ich, und ich hörte ihn schwer ächzen, bevor er die Worte würgend hervorstoßen konnte. »Das ist sie… verdammt, das ist sie … das ist genau die Frau. Ich … ich werde verrückt!«
    »Ruhig«, flüsterte ich. »Bleiben Sie, um Himmels willen, ruhig, Mr. Wayne. Ich weiß nicht, was sie hier will, aber wir werden es herauskriegen.«
    »Ich habe Angst.«
    »Das ist verständlich. Deshalb bleiben Sie zurück und lassen Sie mich alles machen.«
    »Okay.«
    Auch für mich war das Auftauchen der Frau ein Rätsel, immerhin waren wir jetzt so gut wie allein und wurden nicht durch die Anwesenheit von Kunden gestört. Ich hoffte stark, dass ich mit ihr einen Kontakt aufnehmen konnte und dass sie mir nicht feindlich gesonnen war. Das sah nicht so aus, denn sie machte auf keinen Fall den Eindruck, als wollte sie mich angreifen.
    Sie blieb stehen, und der leichte Wind spielte mit ihrem Haar. Er wehte es in die Höhe wie eine Totenfahne. Ihr Gesicht war ebenmäßig, ohne direkt schön zu sein, von ihm und den dunklen Augen ging eine für mich geheimnisvoll wirkende Ausstrahlung aus, und die kalte Gänsehaut auf meinem Rücken war keinesfalls verschwunden. Sie hatte sich verdichtet, und ich würde schon herausfinden, ob sie eine Feindin war oder mir neutral gegenüberstand. Allerdings tippte ich mehr auf die Feindin, wenn sie tatsächlich für den Absturz die Verantwortung übernahm.
    Ich näherte mich ihr bis auf drei Schritte. Ich wollte sie auch nicht provozieren, deshalb hatte ich das Kreuz noch nicht in die Hand genommen. Es hing unter meiner Kleidung, nur »meldete« es sich nicht, was mir ebenfalls suspekt war, da ich sie auf die andere Seite gestellt hatte.
    Ich war stehengeblieben.
    Beide schauten wir uns an. Aus der Nähe sah ich, dass ihre Augen zwar dunkel waren, aber einen leicht grünlichen Schimmer aufwiesen. Eine sehr seltene Zusammensetzung.
    Da diese Frau keine Anstalten traf, das Gespräch zu eröffnen, tat ich es. »So sieht man sich wieder«, sagte ich.
    Es war genau der richtige Satz gewesen, denn er hatte sie aus dem Konzept gebracht. Ihre Worte erreichten mich als flüsternder Strom.
    »Haben wir uns denn schon gesehen?«
    »Ja – natürlich.«
    »Wo?«
    »Es war erst gestern. In der Bank…«
    »Ah ja…«
    Sie stritt es nicht ab, was mich wunderte. Sie hatte auch kein schlechtes Gewissen, sie wollte nicht auf Einzelheiten eingehen, aber ich musste mehr erfahren, deshalb fragte ich sie nach dem Grund dieses ungewöhnlichen Besuchs.
    »Ich brauchte

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