0788 - Eine Falle für das MODUL
er damit auch die Gefahr heraufbeschwor, im Falle eines Versagens abgrundtief in die Verachtung zu stürzen. Kaarmansch-Xes war jung und ehrgeizig. Als er sein Kommando angetreten hatte, hatte er dies in der festen Überzeugung getan, jeder nur denkbaren Aufgabe, die ein solches Kommando mit sich brachte, gewachsen zu sein. Jetzt sah sich der Kommandant eingekreist von Problemen und Verantwortungen, an die er selbst in den schlimmsten Alpträumen niemals gedacht hatte. „CLERMAC hilf!" murmelte er.
*
DIE OPFER Die Anfälle kamen in Wellen, schlugen wie ein Pendel von einer Seite zur anderen, von einem Zustand in sein extremes Gegenteil.
Zur Zeit hatte die Depression den Forscher fest im Griff und beutelte ihn erbarmungslos. Im Augenblick war es für Froul Kaveer gleichgültig, ob er ein Robot oder ein organisches Wesen war. In wenigen Augenblicken hatte er zwei Tatsachen feststellen können, die sein Weltbild mehr als erschüttert hatten.
Zum einen war ihm plötzlich klargeworden, daß er existierte. An dieser Erkenntnis gab es nichts zu deuten. So paradox es auch klingen mochte, gerade die Tatsache, daß er an seiner eigenen Existenz zweifeln konnte, bewies, daß es ihn gab. Froul Kaveer war sich bewußt, zumindest glaubte er das, daß er mehr sein mußte als eine einfache Programmierung, die nach Belieben erweitert und gelöscht werden konnte.
Daraus ergaben sich einige Konsequenzen, die es wert waren, geprüft zu werden. Für Kaveer konnte es gleichgültig sein, wie er entstanden war. Schließlich war der Unterschied zwischen einer Fertigungsstraße, an deren Ende perfekte Robots standen, und einem genetisch vorprogrammierten Entwicklungsvorgang, der von einer biologischen DNA gesteuert wurde, nur gering. Er war nur dann von Gewicht, wenn man damit eine logisch unbegründbare, gefühlsmäßig aber wichtige Einstufung vornehmen wollte, die das organische Leben über das robotische stellte. Entscheidend war vielmehr der Umschlag von Quantität in Qualität.
Ob man das Ding Instinkt oder positronische Rückkopplung nannte, war uninteressant.
Bedeutsam war nur, daß die Ansammlung von Informationen und Programmierungen eines Tages eine bestimmte Grenze überschritten. Dann nämlich wurde daraus ein Bewußtsein, ein abstraktes Etwas, das über sich selbst nachdenken konnte und sich der Tatsache seiner eigenen Existenz bewußt werden konnte. Ob dieses Bewußtsein an Neuronen, Ganglien und Synapsen gebunden war oder an positronische Kernspeicher, war für die Qualität dieses Bewußtseins bedeutungslos.
Wenige Augenblicke hatten gereicht, um Froul Kaveer bis zu dieser Einsicht zu bringen, danach hatte ein weiterer Augenblick gereicht, um Kaveer jäh niederzuschmettern.
Was half es ihm, wenn er nun wußte, daß er gewiß keine programmabhängige Maschine war, auch kein sorgsam dressiertes Tier? Sein neu entdecktes Bewußtsein, auf das er sekundenlang so stolz gewesen war, würde in kurzer Zeit verschwunden sein, dann nämlich, wenn sein Schiff und sein Körper, der dieses Bewußtsein trug, von dem durchgehenden Reaktor in Elementarteilchen zerstrahlt werden würde. Auf die Erkenntnis, daß er lebte, war für Froul Kaveer blitzartig die Erkenntnis gefolgt, daß er dieses Leben sehr bald würde verlieren müssen.
Regungslos hockte Kaveer auf dem Sitzbalken. Dumpf und ergeben wartete er auf das Ende.
Fast hätte er die Bewegung auf dem Bildschirm nicht wahrgenommen, Er sah sie erst beim dritten Mal, als sich der Schemen etwas heftiger bewegte.
Froul Kaveer stieß einen erregten Pfiff aus.
Innerhalb einer Sekunde wich die Benommenheit von ihm, schwang das Pendel in die andere Richtung. Wenn er die verwaschenen Konturen auf dem Bildschirm richtig erkannt hatte, konnte es sich nur um ein Schiff eines Forschers handeln. Das Bewußtsein, in dieser Wüste aus Strahlung und mikrofeinem Staub nicht völlig allein zu sein, half Kaveer, seine Angst vorerst zu überwinden. Hastig schaltete er das Funkgerät ein.
Aus den Lautsprechern drangen Geräusche, die alles andere als freundlich klangen. Es schien, als habe sich die Materiewolke nicht dafür entscheiden können, welche Art von Störung sie bevorzugen sollte, und daher vorsichtshalber alles produziert, was sich zur Störung des Funkverkehrs nur verwenden ließ.
Kaveer hörte ein Zischen und Fauchen, Prasseln und Knattern und Pfeifen, das an seinen Sinnesorganen fast schmerzhaft wirkte.
Dennoch war die Stimme des Forschers zu hören, der sich an Bord des
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