0788 - Eine Falle für das MODUL

anderen Schiffes aufhielt. „Hier Ranc Poser an Bord der SCHWIMMER", hörte Kaveer aus den Lautsprechern klingen. „Hier Froul Kaveer an Bord der TAUCHER", meldete sich Kaveer.
    Schlagartig wurde ihm klar, daß er plötzlich nicht mehr weiterwußte. Wie redeten sich Forscher untereinander an? Kaveer erinnerte sich, daß er es einmal gewußt hatte, aber die Information stand ihm jetzt nicht zur Verfügung. Sollte er Bruder sagen? Zu diesem Begriff gehörte zwangsläufig die Schwester, und daraus ließ sich ohne jede Schwierigkeit auf mindestens zweigeschlechtliche Wesen zurückschließen - mithin also auf einen organischen Ursprung Kaveers und aller anderen Forscher.
    Offenbar hatte Ranc Poser ähnliche Schwierigkeiten. Die Pause bis zu seiner Antwort war überlang. „Brauchst du Hilfe?"
    Er hat die Anrede vermieden, dachte Kaveer. Offenbar ging die Situation auch über Posers Kräfte. „Mein Schiff droht zu detonieren", gab Kaveer bekannt. Er bemühte sich, möglichst wenig von seiner Angst zu verraten. „Kannst du mich an Bord nehmen?"
    Wieder kam die Antwort mit beträchtlicher Verzögerung. „Theoretisch wäre das möglich", gab Poser bekannt. „Aber ich weiß nicht, wie du an Bord kommen könntest."
    Kaveer pfiff verärgert.
    Natürlich, da lag der Haken. Die Forschungsschiffe waren nicht dazu gedacht, komplizierte Andockmanöver auszuführen. „Ich werde LOGIKOR fragen", verkündete Kaveer nach kurzer Pause. „Vielleicht weiß er eine Antwort. Währenddessen werde ich auf dich zufliegen!"
    „Einverstanden. Auch ich werde meinen LOGIKOR befragen!"
    Hastig aktivierte Kaveer die silberfarbene Kugel. „Gibt es eine Möglichkeit, Posers SCHWIMMER zu erreichen?" fragte er aufgeregt. „Ein Anlegemanöver ist nicht möglich", antwortete LOGIKOR rasch, dann verstummte er wieder. „Das weiß ich", gab Kaveer zurück. „Aber gibt es eine andere Möglichkeit für mich, Poser zu erreichen?"
    Prompt antwortete LOGIKOR: „Du könntest aussteigen und Posers SCHWIMMER im freien Flug erreichen."
    Kaveer pfiff erstaunt. „Es ist kein Raumanzug an Bord", gab er zu bedenken. „Das stimmt", erklärte LOGIKOR. Zu weiteren Äußerungen ließ er sich nicht hinreißen.
    Kaveer begann fieberhaft zu überlegen. Vielleicht bot sich ihm jetzt zum ersten Mal eine Gelegenheit, mehr über sich selbst zu erfahren. „Stimmt es, daß niemals ein Raumanzug an Bord eines Forschungsschiffs ist?"
    „Keine Aussage", lautete die unbefriedigende Antwort.
    Kaveer versuchte sich zu erinnern. Er wußte, daß sein Gedächtnis künstlich getrübt worden war, aber ein paar Informationen würde man ihm wohl belassen haben. Er kramte in seinem Gedächtnis, aber von einem Raumanzug war in seinen Erinnerungen niemals die Rede gewesen. „Roboter", formulierte Kaveer laut, „können sich geraume Zeit im freien Raum aufhalten, ohne dabei Schaden zu nehmen, auch wenn sie keinen speziellen Schutzanzug tragen."
    „Information korrekt", gab LOGIKOR durch. „Wenn man mir also keinen Raumanzug mitgegeben hat", folgerte Kaveer, „heißt das, daß ich mich notfalls auch im freien Raum ohne Anzug bewegen kann. Folglich bin ich ein Roboter."
    Die letzten Worte sprach er sehr leise, weil er sich über diese Erkenntnis nicht freute. Daraus hätte sich logisch ableiten lassen müssen, daß eine robotische Existenz minderwertig war. Zu Gefühlen dieser Art waren aber nur organische Lebewesen fähig. Niemals würde ein Robot sagen, daß er nur ein Robot sei.
    Kaveer wußte, daß er keinen Schritt weitergekommen war.
    Inzwischen zeichnete sich Posers SCHWIMMER deutlich auf den Bildschirmen ab. Das Schiff war nur wenige hundert Meter von Kaveers Schiff entfernt, eine lächerlich geringe Strecke für einen Forscher, der seinen Aktionsradius nach Hunderttausenden von Lichtjahren bemaß.
    Aber zwischen den beiden Schiffen lag das Nichts.
    Kaveer stieß einen aufgeregten Pfiff aus. „Gibt es Lebewesen", formulierte er, „die in der Lage sind, sich für einige Zeit ohne Schutzanzüge im freien Raum zu bewegen?"
    „Es gibt solche Lebewesen", antwortete LOGIKOR prompt. Die nächste Frage ergab sich zwangsläufig- „Bin ich ein solches Lebewesen?"
    „Die Frage kann nicht beantwortet werden", gab LOGIKOR zurück. „Meine Informationen reichen dazu nicht aus."
    Kaveer gab einen Pfiff der Verärgerung von sich. „Aber es gibt eine Möglichkeit, dies herauszufinden", fuhr LOGIKOR fort. „Wenn du das Schiff verläßt, wirst du die Antwort auf diese Frage bekommen.