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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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ähnelten.
    Renoir gab sich einen Ruck. Er trennte die Klumpen heraus und bewahrte sie in Folienbeuteln auf, die er sorgsam verschweißte.
    Dann setzte er sich auf einen der wenigen Stühle und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Kopfschüttelnd betrachtete er die Tote.
    Sie hatte jetzt kaum noch etwas Menschliches an sich.
    Renoir glaubte nicht mehr daran, herauszufinden, woran Claudine Mesmer gestorben war.
    ***
    Daro Yol schnappte nach Luft, als er seinen Sohn sah. Mit nacktem Oberkörper stand er mitten im Zimmer, aber dieser Körper - besaß sechs Arme!
    Und sein Kopf sah auch anders aus. Kantiger, dreieckiger, mit großen schillernden Facettenaugen, und war dennoch deutlich als Van Yol zu erkennen!
    »Was…«, ächzte Daro und brach ab.
    Vor ihm stand sein Sohn, der völlig normal aussah. Zwei Arme, ein Menschenkopf mit normalen Augen.
    »Warum starrst du mich so an?«, fragte Van. »Gerade so, als hättest du mich noch nie gesehen.«
    »Diesen Eindruck hatte ich für einen Moment, Van«, gestand Daro, »aber das liegt wohl daran, dass ich ein wenig unter Stress stehe. Das tote Mädchen, die Polizei, das ganze Hin und Her, und dann dieser seltsame Professor mit seiner Silberscheibe…«
    »Wir stehen alle unter Stress, Daro«, sagte Van ruhig. Was hast du gesehen ?
    »Aber ich sollte eigentlich nicht die Kontrolle über mich verlieren.« Einen Menschen, der irgendwie Ähnlichkeit mit einem Insekt hatte. Und Daro empfing ein Bild, das ihm zeigte, wie sein Vater ihn für einen Moment gesehen hatte.
    Gerade noch rechtzeitig war es ihm gelungen, seinen Körper zu bezwingen und wieder normale Menschengestalt anzunehmen. So, hoffte er, nahm sein Vater es tatsächlich als Stress-Halluzination hin…
    »Warum schaltest du nicht das Licht ein?«, fragte Daro.
    Weil ich es nicht gebraucht habe. Van schnipste mit den Fingern. Der Lichtschalter reagierte auf das Geräusch und dimmte die Zimmerbeleuchtung herauf, bis Van den Vorgang mit einem erneuten Schnipsen stoppte.
    Daro ließ sich auf der Bettkante nieder. »Vàn, wir müssen miteinander reden. Du verschweigst etwas.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich glaube, du weißt es sehr gut.« Was hast du mit dem Tod von Claudine Mesmer zu tun?
    Van starrte ihn an. Wieder kroch das Unbehagen in ihm empor, aber es war anders als vorhin bei der Begegnung mit der Spinne. Es war die Angst des Täters vorm Erwischt werden.
    Du willst nicht, dass man dich damit in Verbindung bringt, nahm er Daros Gedanken auf. Sei unbesorgt. Ich sorge schon dafür, dass keiner dir an den Kragen geht. Was auch immer du getan hast, es bleibt unter uns.
    »Sie werden mir einen Mord anhängen wollen«, murmelte Van. »Aber ich habe sie nicht ermordet. Ich war es nicht.«
    »Ich glaube dir.« Ein Yol ist kein Mörder. Ein Yol ist ein ehrenhafter und ehrlicher Mensch. So war es immer, und so wird es bleiben.
    Van verkrampfte sich. War er wirklich noch ein Mensch? Oder war er ein Ungeheuer? Ein Insekt? Plötzlich sah er sich in der Situation, verwandelt zu werden.
    »Aber andere werden mir nicht glauben«, fuhr er stockend fort. »Sie werden herausfinden, dass ich der Letzte war, der Claudine lebend sah, und sie werden mich als ihren Mörder hinstellen und verurteilen.«
    »Das können sie nicht. Sie brauchen Beweise.«
    »Manchmal reichen auch Indizien schon aus«, sagte Van leise. »Lieber Himmel, wenn ich sie doch wieder zum Leben erwecken könnte!«
    Warum versuchst du es nicht einfach?, fragte eine Fliege. Wir könnten dir dabei vielleicht helfen.
    Fragend sah Van seinen Vater an. Der reagierte auch jetzt nicht. Er hatte auch von den Worten des Insekts nichts mitbekommen.
    Wie soll ich das anstellen?, fragte Van die Fliege.
    Leben gegen Leben, kam die Antwort zurück.
    Van schüttelte sich. Er drängte diese Gedanken von sich. Wagte nicht, in die Tiefe zu gehen.
    »Als Gaudian kam, fragte sie noch, ob die Ankunft des Staatsanwalts bedeute, dass es einen Mordfall gegeben hätte«, sagte er düster. »Ich fragte sie, ob sie denn gern einen hätte, und sie erwiderte, das wäre ihr doch zu gruselig. Und nun ist sie tot… Als ob sie es vorausgeahnt hätte…«
    »Dich trifft keine Schuld«, sagte Daro. »Ich werde morgen mit Claudines Eltern reden.«
    »Damit wenigstens die nicht ›Mörder, Mörder!‹ schreien? Daro… ich muss das irgendwie allein durchstehen. Es ist eine Herausforderung, ein Fluch, dem ich mich stellen muss.«
    »Sie können dich nicht lebenslang einsperren oder gar auf die

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