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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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gesteigertes Geruchsempfinden verantwortlich.
    Er entsann sich, was er erst vor kurzem im Biologieunterricht gelernt hatte. Mit ihren Fühlern waren Insekten in der Lage, Pheromone - Duftstoffe - über kilometerweite Entfernungen aufzunehmen und zu identifizieren.
    Kein Wunder, dass es ihn hier, aus kürzester Distanz, förmlich überfallen hatte!
    Langsam begann er zu verstehen.
    Die lockenden Düfte, die von Claudine ausgingen und möglicherweise durch ein bestimmtes Parfüm verstärkt wurden, hatten ihm ihre willige Bereitschaft signalisiert, und sein insektoides Instinktverhalten hatte die Kontrolle übernommen.
    Aber warum war sie tot?
    Was war falsch gelaufen?
    Und wieso verwandelte er sich in ein Insekt, jetzt noch weitaus stärker als am Nachmittag?
    Tschernobyl!, durchfuhr es ihn.
    Sein Vater war dort gewesen, als die Reaktorkatastrophe stattfand. Vermutlich war er verstrahlt worden. Hatte das seine Gene verändert, und hatte er die Veränderung an seinen Sohn weitergegeben?
    War vielleicht daran auch seine Mutter gestorben?
    Seine Gedanken wirbelten, verknoteten sich förmlich in aberwitzigen Schleifen. Ich verliere den Verstand, dachte er.
    Aber er wollte nicht verrückt werden.
    Er wollte auch nicht, dass diese-Verwandlung mit ihm geschah! Er wollte ein Mensch sein, ein ganz normaler Mensch!
    Aber diese Chance hatte man ihm nie gelassen, wenn sein Verdacht stimmte.
    Er stöhnte auf. Langsam kehrte er wieder in seinen Schlafraum zurück, bemüht, sich die Kontrolle über seinen Körper nicht wieder nehmen zu lassen. Er wollte nicht noch einmal blind in der Dunkelheit stehen wie Fluginsekten, die sich anhand des UV-Lichtes der Sonne orientierten.
    Warum hatte er nicht das Sehvermögen von Käfern oder Kakerlaken erhalten, die auch bei Dunkelheit ihren Weg fanden?
    Neben der Fliege hatten sich zwei Wespen und eine Biene eingefunden. Die Fliege orientierte sich auch im Kunstlicht; die beiden anderen hatten offenbar Schwierigkeiten. Für sie waren Nachtflüge ungewöhnlich.
    Alles für dich, Herr, fluteten ihm ihre Gedankenbilder entgegen. Wir helfen dir. Wir erwecken Claudine zum Leben, wenn du willst.
    Er straffte sich.
    »Ich bin der Herr über Leben und Tod, nicht wahr?«, sagte er plötzlich. »Also weckt sie auf. Gebt ihr das Leben zurück, das ihr genommen wurde.«
    Du weißt, dass Leben nur gegen Leben getauscht werden kann. Dir ist klar, was geschehen muss?
    »Ja«, sagte er. »Tut, was ihr tun müsst.«
    Und er glaubte nicht im Mindesten daran, dass es wirklich funktionierte!
    ***
    »Wenn ich wüsste, was genau sie Vorhaben«, murmelte Pierre Robin unkonzentriert. »Sie wissen etwas und haben es uns verschwiegen - beide, Zamorra und Nicole!«
    Diana seufzte. Sie richtete sich auf. »Du kommst wohl nicht mehr davon los, wie?«, fragte sie. »Ich geb’s auf. Du willst ihnen folgen, also wirst du es auch tun.«
    Robin sah sie an. »Tut mir Leid«, sagte er. »Aber es geht mir wirklich nicht aus dem Kopf.«
    »Na schön. Wir ziehen uns wieder an und folgen ihnen.«
    »Wir?«
    »Glaubst du, ich lasse dich jetzt allein ans Lenkrad?«, fragte Diana. »Du hast einen langen Tag mit Überstunden hinter dir und hast außerdem mehrere Gläser Wein getrunken.«
    »Du aber auch!«
    »Nur ein Glas, so wie Zamorra und Nicole. Du kommst mir nicht ans Lenkrad, mein Bester.«
    »Manchmal frage ich mich, warum ich dich eigentlich so liebe«, sagte Robin. »Und in Momenten wie diesem weiß ich die Antwort.«
    Wenig später stiegen sie in seinen Seat. »Ich nehme an, das Ziel ist die Villa dieses Neureichen?«
    Robin nickte. »Wenn Zamorra nach Spuren sucht oder etwas beobachten will, dann sicher dort.«
    Einige Insekten umschwirrten Daro Yol. Der schwankte kaum noch, als er langsam zur Garage hinüber ging und in den Rolls-Royce stieg. Der Drang in ihm zu fliegen wurde immer stärker, und es störte ihn nicht, dass ein paar Insekten mit in den Wagen kamen.
    Er startete und fuhr zur Straße, orientierte sich kurz. Die Luftlinie wäre die kürzeste Verbindung gewesen, aber die konnte er als Mensch natürlich nicht benutzen. Er war auf die Straßen angewiesen.
    Er gab Gas.
    Hier draußen am Stadtrand herrschte kaum Verkehr. Die Nacht war ruhig, und so überraschte es ihn, dass ihm plötzlich ein anderes Auto entgegen kam. Beinahe hätte er es gestreift, da er mit dem Rolls fast auf Straßenmitte fuhr. Gerade noch rechtzeitig konnte er ausweichen.
    Er sah nicht in den Rückspiegel. So entging ihm, dass der andere Wagen jäh

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