Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
Telepathie der beiden Yols wirklich reichte…
    ***
    Daro Yol weinte weder den Polizisten, noch den Geburtstagsgästen eine Träne nach, als auch der letzte von ihnen das Grundstück verlassen hatte. Was ihn störte, war die immer noch anhaltende Insekten-Invasion. Mehrmals blitzte der Wunsch in ihm auf, Flügel zu besitzen und den Plagegeistern durch die Luft zu entkommen.
    Schon oft hatte er dieses Empfinden gehabt, aus eigener Kraft fliegen zu wollen. Meistens dann, wenn er in einem Flugzeug saß. Auch in seinen Träumen sah er sich oft mit kräftigem Schwingenschlag durch die Luft gleiten.
    Und nie hatte es Probleme mit Insekten gegeben. Seit sechzehn Jahren nicht mehr, als ihn in Tschernobyl diese drei Wespen gestochen und mit ihrem Gift beinahe umgebracht hatten. Jetzt aber, von einem Moment zum anderen, verfolgten sie ihn geradezu.
    Hing es mit der seltsamen Fähigkeit zusammen, die er heute zum ersten Mal an sich festgestellt hatte? Die Fähigkeit, sich mittels Gedankenkraft mit seinem Sohn zu verständigen?
    »Wenn ich noch lange darüber nachdenke, werde ich verrückt«, murmelte er.
    Und dann dieser Todesfall!
    Die Polizei ermittelte wegen Mordes. Aber konnte es denn überhaupt ein gezieltes Verbrechen sein? Insekten waren mit im Spiel, Mord jedoch setzte einen Intellekt voraus, eine Erkenntnisfähigkeit und die Möglichkeit gezielter Planung. Dazu waren die Ganglienhirne von Insekten aber nicht fähig. Ihre Kapazität reichte nur für angeborenes Wissen und Instinkthandlungen aus, nicht für geplante Aktionen.
    Irgendwie hatte aber auch Van mit dem Tod des Mädchens zu tun, das war Daro klar. Er kannte seinen Sohn, kannte sein Verhaltensmuster. Was genau geschehen war, hatte er in Vans Gedanken nicht erkennen können, doch er spürte, dass der ihm etwas verschwieg.
    Er würde ihm trotzdem helfen. Schließlich war der Junge von seinem Fleisch und Blut.
    Daro suchte Vans Zimmer auf, klopfte an und öffnete dann die Tür.
    Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen…
    ***
    Dr. Renoir hatte die Tote gleich in die Gerichtsmedizin bringen lassen. Eigentlich hatte er jetzt Feierabend, aber Robins Bemerkungen ärgerten ihn ein wenig. Und so lange konnte die Obduktion ja wohl nicht dauern. Also kalkulierte er zwei Überstunden, um dem Chefinspektor morgen früh bereits das Ergebnis präsentieren zu können.
    Der musste es sich ohnehin bei ihm abholen.
    Renoir fiel es nicht im Traum ein, Obduktionsresultate selbst zu den Kommissariaten zu bringen. Die sollten sich den Aktenkram gefälligst selbst holen, wenn sie ihn schon bedrängten, er möge so schnell wie möglich Ergebnisse präsentieren.
    Renoir legte seinen Arztkittel an, setzte die Lupenbrille auf und zog den Mundschutz hoch. Dann schaltete er das Diktiergerät ein und streifte Handschuhe über. Woran auch immer das Mädchen tatsächlich gestorben war -Renoir war nicht daran interessiert, sich mit irgendwas zu infizieren.
    Er legte sich die Tote zurecht und begann mit seiner Arbeit. »Claudine Mesmer, siebzehn Jahre, verstorben am…«
    Er unterbrach sich. Etwas Eigenartiges geschah, womit er, der nüchterne Verstandesmensch, niemals gerechnet hatte.
    Die Tote bewegte sich!
    ***
    Van Yol fragte sich ebenso wie sein Vater nach dem Grund der seltsamen Vorgänge. Vor allem befremdete ihn, dass er auch mit den Insekten in Kontakt treten konnte. Sie gehorchten tatsächlich seinen Gedankenbefehlen!
    Wie war das möglich? Wie konnten ihre kleinen Gehirne das bewerkstelligen?
    An einer Topfblume auf der Fensterbank krabbelte ein Marienkäfer. Komm zu mir; forderte Van. Und tatsächlich klappte der Käfer seine Flügel auf und schwirrte zu ihm herüber, setzte sich auf seine Hand.
    Das konnte kein Zufall mehr sein.
    Sag mir, was du auf der Blume gesehen hast, verlangte er.
    Plötzlich waren da Bilder vor seinem geistigen Auge. Seltsam überscharf und dennoch verwaschen, aber je länger er sich darauf konzentrierte, umso deutlicher wurden sie. Van glaubte selbst auf einem Blütenblatt zu hocken und den Duft wahrzunehmen, der dem Kelch entströmte. Mit seinen sechs Beinen krabbelte er dem Kelch entgegen - bis der Ruf kam, der ihn zu sich selbst beorderte. Hier brach die Verbindung wieder ab.
    Flieg zurück , ordnete er an. Sofort erhob der Marienkäfer sich wieder in die Luft und kehrte zu der Topfblume zurück. Präzise fand er die Stelle, an welcher er vorher gesessen hatte, und setzte dort seinen Krabbelweg fort.
    Van ging zu einer Zimmerecke hinüber. Er wusste, dass

Weitere Kostenlose Bücher