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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Claudine Mesmer verblüfft. Schaut ohne Sonnenbrille in die Sonne, ohne geblendet zu blinzeln?
    Als Van und der Staatsanwalt an ihr vorbei die Villa betraten, achtete sie nicht auf das freundliche Kopfnicken, mit dem Gaudian sie grüßte. Sie achtete auf Vans Augen.
    Und sekundenlang hatte sie das Gefühl, die Facettenaugen eines Insekts zu sehen…
    ***
    Van Yol war es überhaupt nicht aufgefallen, dass er für vielleicht eine halbe Sekunde direkt in den Lichtball der Sonne geblickt hatte. Er glaubte für einen Moment ein Puzzle aus hundert oder mehr Teilen zu sehen, dessen Motivränder sich überschnitten, um dann zusammen ein großes Bild zu ergeben. Als er tief einatmete, nahm er Duftmuster auf, die er nie zuvor gerochen hatte. Das Deodorant des Staatsanwalts, das des Mädchens, und verwehende Spuren aus einiger Distanz.
    Aber schon bald nahm ihn das Gespräch mit Gaudian gefangen. Dann kam der nächste Gast, und Daro Yol gesellte sich zu ihnen, übernahm die Unterhaltung mit dem Staatsanwalt. Sie redeten über Golfbälle, Löcher und Handicaps, als wären sie auf dem großen Platz.
    Einige Fliegen schwirrten heran. Gaudian verscheuchte sie mit schnellen Handbewegungen.
    Ein bunter Schmetterling flatterte über die Blumenrabatten neben der Zufahrt. Gerade rollte eine Limousine heran, um Gäste abzusetzen. Der Schmetterling, der zufällig von den Blumen abgekommen war, geriet unter ein Rad des Autos und wurde zerquetscht.
    Ein Schrei hallte in Van Yol und verklang für immer.
    ***
    Van hatte gesehen, was geschehen war, und kurz flammte Zorn auf den Fahrer in ihm auf, der so rücksichtslos gewesen war, den Schmetterling zu überfahren. Aber er drängte den Zorn wieder zurück. Es gab Milliarden von Schmetterlingen, da fiel ein einzelner doch wirklich nicht auf. Sich darüber aufzuregen war absolut idiotisch.
    Etwa eine Stunde später ergab es sich, dass er mit Claudine plötzlich allein war. Hatte sie das so arrangiert? Er war sich nicht ganz sicher, aber es war ihm in diesem Moment auch egal. Claudine stand vor ihm und sah ihn stumm an, aber der Duft, der von ihr ausging, verriet ihm allzu deutlich, was sie wollte.
    Er lächelte ihr zu. »Hier draußen?«, fragte er nur.
    »Warum nicht?« Sie beugte sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Da zog er sie an sich und erwiderte den Kuss. Der Duft, der von Claudine ausging, schien förmlich in ihm zu explodieren, und er setzte mehr als zwei Hände ein, um sie zu umarmen, sie zu streicheln… sie auszuziehen…
    Mehr als zwei?
    Sekundenlang fragte er sich, was geschah. Dann verlor er sich wieder in einem irren Taumel der Lust und…
    »Was ist das?«, keuchte sie und brachte ihn damit fast aus dem Takt. Aber er fing sich rechtzeitig wieder und machte weiter. Weiter, bis sie schrie, worauf er ihr den Mund zuhielt. Die anderen brauchten nicht zu wissen, was sich hier abspielte, hinter den Sträuchern und einer großen Hecke.
    Schließlich lag sie vor ihm im Gras, nackt und hilflos. Van sah das Blut; er sah es nicht nur, er roch es auch. Überraschend deutlich drang das Odeur auf ihn ein. »Warst du noch Jungfrau?«, stieß er überrascht hervor, während er seine Hose wieder hochzog und schloss.
    »Du… was…«, stammelte sie.
    Er kniete neben ihr. Mit einer mühsamen Bewegung stieß sie ihn zurück. »Geh…«, stöhnte sie. »Geh weg, geh weg… lass mich… in Ruhe… weg! Weg!«
    Er schüttelte den Kopf. »Was ist mit dir los?«, wollte er wissen. Aber sie schlug nach ihm und stöhnte wieder. »Deine Augen«, ächzte sie. »Deine… verdammten… Augen…«
    Dann begann sie zu schreien.
    Panik erfasste ihn.
    Und dann - waren sie da. Sie alle. Sie halfen ihm.
    Er flüchtete ins Haus. Flüchtete ins Bad.
    Deine Augen! Deine verdammten Augen! Er glaubte Claudine wieder aufstöhnen zu hören.
    Er sah in den Spiegel.
    Und da wusste er, warum sie vor ihm Angst gehabt hatte.
    Aber sie würde nie wieder Angst haben.
    Nie wieder!
    ***
    »Da hat doch jemand geschrien!«, stieß Antoine Marius hervor, der mit Van Yol einen Leistungskurs belegte. »Eines der Mädchen…«
    Die anderen wollten sich nichts dabei denken. Was sollte hier schon passieren? Wenn eine der Süßen schrie, dann vielleicht, weil sie eine Spinne gesehen hatte.
    »Oder einen Spinner«, spöttelte Lydie Lafontaine. Allen war klar, wer damit gemeint war: das Geburtstagskind, das manchmal seltsame Allüren an den Tag legte, die aber alle nicht unsympathisch waren. »Vielleicht hat er ihr gerade den

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