079 - Die Abenteuerin
gekommen.«
»Dann allerdings... «
»Hattest du mir etwa auch ein Telegramm geschickt wegen des Diebstahls?«
»Ich wollte warten, bis alle Einzelheiten genau festgestellt waren. Du siehst, meine liebe Joyce, ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen. Es besteht ja auch noch die Möglichkeit, daß die Quadrat-Jane die Papiere zurückschickt, da sie ja doch keinen Wert für sie haben, oder daß sie sie gegen eine verhältnismäßig geringe Summe zurückgibt.«
Sie nickte. »Ich verstehe. Ich kann also in der Angelegenheit nichts tun?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
Sie sah ihn zögernd an. »Kann ich hier vielleicht einen Brief schreiben?«
»Aber selbstverständlich! Setz dich doch, mein liebes Kind«, erwiderte er mit ausnehmender Freundlichkeit. »Du findest Papier und Kuverts hier in dieser Kassette.«
Nachts um elf Uhr herrschte reges Treiben auf dem Postamt 11 im Südwesten Londons. Autos waren an der Rampe, die vor den Sortierräumen lag, und starke Träger waren damit beschäftigt, die schweren Postsäcke in die verschiedenen Wagen zu laden. Zuletzt wurde ein kleineres Auto abgefertigt, das die Auslandspost zum Hauptpostamt brachte. Bald waren die Säcke im Wagen verstaut, und um Viertel vor zwölf verließ dieser den Hof des Postamts.
Das Wetter war ebenso unfreundlich wie in der vorhergehenden Nacht, der Wind blies mit unverminderter Kraft aus Südwesten und trieb den Regen durch die menschenleeren Straßen der Stadt. Der Chauffeur hatte den Kragen seines Ledermantels in die Höhe geschlagen und zitterte vor Kälte.
Sein Weg führte durch einen einsamen Teil Londons. Eine der Straßen, die er passieren mußte, war aufgerissen, und er bog deshalb in eine Seitenstraße ein. Als er in die erste Parallelstraße kam, sah er, daß dort keine der Laternen brannte, doch hielt er das für eine Folge des Sturms.
Er war gerade in der Mitte der Straße, als plötzlich ein rotes Licht vor ihm aufblitzte. Es gelang ihm gerade noch, das Auto zum Stehen zu bringen.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?« fragte er unwirsch und lehnte sich aus dem Wagen. Er erkannte eine Gestalt, die eine Lampe hielt.
Statt einer Antwort wurden jedoch gleich darauf seine Augen von einem starken Lichtstrahl getroffen, und bevor er noch wußte, was geschah, sprang jemand neben ihn auf den Führersitz und drückte ihm die Mündung einer Pistole in die Seite.
»Wenn Sie den Mund aufmachen, ist es mit Ihnen vorbei!« flüsterte ihm ein Mann in drohendem Ton ins Ohr.
Eine Viertelstunde später geriet die Londoner Polizei in Aufregung. Alle Beamten suchten nach einem kleinen, dunklen Auto.
Peter Dawes saß im Schlafanzug auf dem Rand seines Bettes und telefonierte mit Scotland Yard.
»Was, man hat den Wagen mit der Auslandspost angehalten und ausgeraubt? Das ist ja nicht möglich! Wie ist das nur gekommen? -Sind die Kerle verhaftet worden? - In zehn Minuten bin ich dort!«
Er kleidete sich schnell an, schlüpfte in seinen Regenmantel und trat in das stürmische Wetter hinaus. Dicht bei seiner Wohnung war ein Halteplatz für Taxis, und zehn Minuten später war er tatsächlich schon in Scotland Yard.
»... der Mann sagte, es «ei alles so furchtbar schnell gegangen, daß er nicht einmal Zeit gefunden habe zu schreien. Außerdem hatte ihn der andere mit der Pistole bedroht.«
»Was haben die Burschen denn genommen?«
»Nur einen Postsack, soweit wir bisher feststellen konnten, sie wußten ganz genau, was sie stehlen wollten. Dann sind sie wieder verschwunden. Der Polizeibeamte, der gerade am anderen Ende der Straße war, hörte den Chauffeur schreien und lief zu ihm hin. Er sah gerade noch, wie ein kleines, dunkles Auto um die Straßenecke verschwand.«
Peter Dawes fuhr zum Postamt und ließ sich den noch ganz verängstigten Chauffeur vorführen. Carter - so hieß der Mann - hatte eine lange, einwandfrei verlaufene Dienstzeit hinter sich und war in den letzten Jahren dauernd demselben Weg mit der Auslandspost gefahren. Auch früher schon mußte er manchmal wegen Straßenreparaturen Umwege machen.
»Haben Sie außer dem Mann, der Sie mit der Pistole bedrohte, noch jemand gesehen?«
»Jawohl. Ich sah noch eine Person. Es muß eine junge Frau in einem schwarzen Regenmantel gewesen sein.«
»Wo ist denn das Auto, das Sie gefahren haben?«
Man zeigte ihm den Wagen. Die hintere Tür war offensichtlich mit einem Stemmeisen aufgebrochen worden.
»Die Beamten haben soeben die Postsäcke herausgenommen und sortiert, um
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