Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Gerüchte über Yamen nicht zutreffen.
    Marjorie hatte noch nie ein Rennen besucht, Epsom war daher ein großes Erlebnis für sie. Diese sportliche Veranstaltung wirkte auf sie wie ein großes Volksfest. Aber die wimmelnden Massen, die sich hier versammelt hatten, flößten ihr zugleich Angst ein. Als sie oben auf dem Dach des Autos stand, versuchte sie, die Zahl der Menschen zu schätzen. In dichten Haufen drängten sie sich auf den Tribünen, auf den Sattelplätzen und an den Barrieren, und nach jedem Rennen war eine große Bewegung zu beobachten.
    Das Durcheinander von Menschen und Farben, die verschiedenen Buden und die bunten Plakate nahmen Marjories Interesse zunächst mehr in Anspruch als die Rennpferde selbst.
    »Es gehen allerhand Gerüchte um«, sagte John, der von einem kurzen Erkundungsgang zurückkam. »Ich habe gehört, daß Yamen überhaupt nicht am Rennen teilnehmen soll. In den Zeitungen standen ja auch schon verschiedene Notizen, die einen darauf vorbereiteten. Ich fürchte nur, Liebling, daß ich einen großen Fehler machte, als ich auf das Pferd setzte.«
    Marjorie beugte sich zu ihm herab, und zu seinem größten Erstaunen drückte sie ihm ein Papier in die Hand.
    »Was hast du denn da - eine Banknote? Du willst doch nicht am Ende auch noch wetten?«
    Sie nickte. »Ich möchte, daß du für mich wettest.«
    »Auf welches Pferd denn?«
    »Auf Yamen.«
    »Yamen?« wiederholte er, er traute seinen Ohren nicht. Dann sah er auf die Banknote - es war ein Hundertpfundschein. Sprach- und hilflos schaute er Marjorie an. »Aber das mußt du nicht tun - das darfst du nicht!«
    »Bitte - tu, was ich dir gesagt habe«, drängte sie.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Menge. Nachdem das Rennen, das augenblicklich gelaufen wurde, vorüber war, trat er zu einem Buchmacher, dessen Name ihm bekannt war. Die Nummern der Pferde wurden gerade hochgezogen, als er zu Marjorie zurückkehrte.
    »Beinahe hätte ich es im letzten Augenblick doch noch unterlassen, für dich zu wetten.«
    »Ich wäre aber sehr böse auf dich gewesen, wenn du meinen Wunsch nicht erfüllt hättest!«
    »Aber ich verstehe gar nicht, wieso du -«, begann er, dann brach er plötzlich ab, als die letzten Nummern hochgezogen wurden. »Yamen startet also doch!«
    Niemand wußte besser als Marjorie, daß Yamen an dem Rennen unter allen Umständen teilnehmen würde. Sie betrachtete die hellblaue Jacke des Jockeis bei der Parade der Pferde, dann sah sie auf die weißen Fesseln des rassigen Tieres. Ihre Arme schmerzten, weil sie dauernd das Glas hielt. Sie nahm es nicht von den Augen, bis die Tausende von Menschen durcheinanderschrien, daß das Feld gestartet sei.
    Das Pferd mit dem blauen Jockei war das dritte, als das Feld den Hügel hinauf jagte, und das vierte bei der großen Kurve an der Eisenbahnlinie. Als die Pferde in die Gerade einbogen, holte Yamen auf. Dann hörte Marjorie den lauten Ruf eines Buchmachers ganz in der Nähe: »Yamen macht das Rennen todsicher!«
    Und Yamen setzte sich tatsächlich an die Spitze des Feldes und gewann das Rennen in glänzender Form mit drei Längen.
    »Ich weiß nicht, wie ich meine Geschichte beginnen soll«, sagte Marjorie, als sie mit John beim Abendessen saß, zu dem sie ihn eingeladen hatte. »Die Sache fing vor einem Monat an. Damals kam ein älterer Herr in unseren Laden und hatte eine längere Unterhaltung mit Mr. Fennett, unserem Chef. Nach etwa zehn Minuten wurde ich in das Privatauto gerufen, und Mr. Fennett erklärte mir, daß der Herr einen Spezialauftrag habe und jemanden brauche, der besonders gut Haare färben könne. Zuerst dachte ich, es handle sich um den Kunden selbst, und es tat mir schon leid, daß dieser gutaussehende ältere Herr sein schönes silbergraues Haar färben lassen wollte. Ich erfuhr nicht, was ich eigentlich machen sollte, bis ich in der nächsten Woche mit einem Auto nach Baidock geholt wurde. Da erst klärte er mich auf. Er fragte mich, ob ich die nötigen Mittel bei mir habe, um Haare zu bleichen und braun zu färben. Als ich bejahte, weihte er mich in das Geheimnis ein.
    Er sagte, er habe ein Pferd mit weißen Fesseln, das ihm durchaus nicht gefalle, und gab mir den Auftrag, die Fesseln des Tieres so braun zu färben wie das übrige Fell. Zuerst lachte ich und glaubte, er mache einen Scherz, aber das war nicht der Fall. Ich wurde tatsächlich in den Stall dieses fabelhaften Pferdes geführt. - Noch nie habe ich einen so fügsamen Kunden gehabt, der mir so wenig

Weitere Kostenlose Bücher