079 - Die Abenteuerin
Schwierigkeiten machte!« fügte sie lächelnd hinzu.
»Und du hast wirklich die Beine braun gefärbt?«
Sie nickte.
»Damit war meine Aufgabe aber noch nicht erledigt. Bei einem anderen Pferd mußte ich nämlich die Haare an den Fesseln bleichen. Inzwischen habe ich erfahren, daß dieses Tier Junket heißt. Alle paar Tage mußte ich nun nach Baidock kommen und das Färben und Bleichen wiederholen. Mr. Greyman hatte es meinem Chef zur Bedingung gemacht, daß meine Tätigkeit geheimgehalten werden sollte. Und ich habe auch mit niemandem darüber gesprochen, nicht einmal dir habe ich davon erzählt.
Als du mich damals in dem eleganten Auto sahst, war ich auf dem Weg nach Baidock, um die beiden Pferde zu behandeln«, erklärte sie lachend. »Ich verstehe nichts von Rennpferden und hatte nicht die geringste Ahnung, daß das Pferd, das ich färbte, Yamen heißt. Das wurde mir erst in dem Augenblick klar, in dem Willie Jeans den Namen Baldock erwähnte.
Am nächsten Morgen wurde ich von Mr. Greyman geholt, um die braune Farbe von Yamens Beinen wieder zu entfernen. Er sagte mir, er habe seine Meinung geändert. Das Pferd solle beim Rennen doch wieder weiße Fesseln haben. Darauf faßte ich Mut und vertraute ihm an, daß du soviel Geld auf Yamen gesetzt hättest. Er war so liebenswürdig, mir die Wahrheit zu sagen - freilich unter der Bedingung, daß ich auch weiterhin schweigen würde. Er hatte sich nämlich mit Lennox ausgesöhnt und ihn tatsächlich über Yamen richtig unterrichtet. Als er dann aber entdeckte, daß Lennox ihm nicht glaubte und die Pferde bei ihrem Morgentraining beobachten ließ, wurde er so ärgerlich, daß er sich entschloß, den Spion seines Neffen hinters Licht zu führen. Aus diesem Grund ließ er dann die Beine des Pferdes färben, und Mr. Jeans verwechselte natürlich Junket mit Yamen. Dann erzählte mir Mr. Greyman noch, daß er große Summen auf seinen Favoriten gesetzt habe und daß er hoffe, dadurch ein Vermögen zu verdienen.«
»Dann hast also - außer Greyman - du allein von all den vielen Leuten in Epsom gewußt, daß Yamen gewinnen würde?«
»Hätte ich sonst hundert Pfund auf ihn gesetzt? Du wirst doch nicht glauben, daß ich so leichtsinnig gewesen wäre...«
DIE PRIVATSEKRETÄRIN
Als sich Barbara Long in dem Haus Nr. 704 in der Avenue Road meldete, das am Rand des Regents Park lag, hatte sie keine andere Absicht, als der Tretmühle der Büroarbeit bei den großen Firmen zu entgehen. Sie wollte sich um die Stelle einer Sekretärin bewerben und dadurch genügend freie Zeit gewinnen, um ihren künstlerischen Neigungen folgen zu können. Mit einem bescheidenen Gehalt hoffte sie das kleine Einkommen aus der Hinterlassenschaft ihres Vaters zu erhöhen.
Es war ein repräsentatives, jedoch nicht allzu großes Gebäude mit einer schönen Fassade, auch eine kleine Garage gehörte dazu. Später erfuhr sie, daß darin nur das Motorrad des Butlers stand. Die tadellos geputzten Fenster glänzten in der Sonne, und der Vorgarten war gut gepflegt. Große Beete schwefelgelber Chrysanthemen hoben sich prachtvoll von dem grauen Mauerwerk ab. Dies alles machte auf Barbara gleich zu Anfang einen sympathischen Eindruck.
Sie hatte sich vorher in Nachschlagewerken vergewissert, wer Mr. Harbord Brownwill eigentlich war. Dabei hatte sie feststellen können, daß er noch immer den Beruf eines Rechtsanwaltes ausübte, obwohl er bereits das Alter von fünfundsiebzig Jahren erreicht hatte. Aus weiteren Angaben ging hervor, daß er keinen Klubs angehörte und daß er sich auch sonst sehr wenig in der Öffentlichkeit zeigte. In dem kurzen Artikel, den sie in einem Handbuch über Juristen fand, war natürlich nicht erwähnt, daß er ein großes Vermögen besaß auch von einem Erben war darin nicht die Rede.
Sie drückte auf die Klingel und stand gleich darauf dem Butler gegenüber. Mr. Jennings, ein Mann im mittleren Jahren, trug eine tadellose Livree, er hatte einen etwas melancholischen Gesichtsausdruck. Im übrigen sah er sehr achtbar und würdevoll aus. Später lernte sie auch seine hagere und zänkische Frau kennen, die zu gleicher Zeit Haushälterin und Krankenpflegerin Mr. Brownwills war.
»Sie wollen sich um die Stellung bewerben?« Der Butler sah Barbara prüfend von der Seite an, dann kratzte er sich das Kinn und schaute nachdenklich an ihr vorbei auf die gutgehaltenen Buchsbaumhecken, die parallel zur Gartenmauer liefen. »Wollen Sie bitte näher treten?«
Er führte sie in das Arbeitszimmer,
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