079 - Die Geisterspinne
Hinweise.
„Vielleicht ist sie in dieser merkwürdigen Dämonenburg", sagte Jeff laut.
„Möglich. Wir sollten endlich eindringen", sagte Branca und bückte sich nach den alten Waffen. Er untersuchte sie auf ihren Wert hin.
„Wir werden auch dort drinnen nicht in Sicherheit sein", sagte Dorian. „Wir wissen nicht, was dort wohnt und lebt oder nicht lebt."
„Trotzdem müssen wir hinein."
Dorian war mehr als beunruhigt. Er kannte Cocos Fähigkeiten und ihre Selbstständigkeit und vermutete, daß sie sich eine Waffe genommen hatte und allein in dieses verfallene Kastell eingedrungen war. Flüchtig kam ihm die blonde Amazone in der goldglänzenden Rüstung in den Sinn, und er wurde ungeduldig.
„Nutzen wir das Licht aus!" sagte er. „Wir müssen es schaffen. Je schneller, desto besser." „Einverstanden. Los!"
Die sieben Personen kontrollierten ihre Waffen und stürmten durch den Torbogen, über den geheimnisvollen Hof, über knackende und knirschende Gebeine längst Verstorbener und drangen durch das stinkende Gestrüpp in die Burg ein. Von Coco fanden sie keine Spur.
Antiope rannte die Treppe mit den riesigen Stufen hinunter. Ihr Schild schrammte am Mauerwerk entlang. Sie wußte jetzt, daß diese riesige Spinnenbestie Macht über sie alle hatte. Das Tier war leise und schnell durch die Gänge gekrochen und hatte die Krieger gebissen, nur sie selbst war verschont geblieben. Nach dem Biß wurden die Helden zu wahren Rasenden, die sich den Flammen entgegen warfen und starben.
„Ich will nicht sterben", keuchte Antiope und suchte eine Waffe.
Ihren Speer hatte sie weggeschleudert, aber er hatte nicht getroffen. Sie war die Anführerin. Wieder stand sie, ohne es zu wollen, im Dienst einer unheimlichen Macht.
Einige Krieger, die aus verschiedenen Höhlen und Räumen kamen, schlossen sich ihr an. Sie erreichte den Teil der Burg, an dem der Leichnam des ersten Fremden verweste.
Wie konnte sie sich dagegen wehren, willenlos zu kämpfen? Es gab für sie keine Möglichkeit, zu flüchten. Unermüdlich strich die Spinne mit den Krebsscheren durch die Burg und bewachte die Krieger, feuerte sie an oder zwang sie.
Antiope bückte sich, hob einen langen Wurfspeer auf und spürte das Schwert an ihrem Schenkel.
Als sie um eine Säule bog, sah sie die andere Frau.
Sie blieb stehen und hob den Speer. Die spitze zielte auf die Brust der Dunkelhaarigen, die langsam herankam. Die Blicke der zwei Frauen bohrten sich ineinander.
Schließlich rief die andere über die Schneide des Schwertes hinweg: „Was verteidigst du, Amazone? Warum kämpft ihr gegen uns, Krieger aus vergangenen Zeiten?"
„Ich bin Antiope, die Königin. Mir gehorchen alle Krieger. Wir werden euch ins Meer zurücktreiben oder töten."
Die Frauen starrten sich an.
Ganz langsam kam Coco näher und spannte ihre Muskeln an. Die wiedererweckte Amazone strahlte deutlich Gefahr aus, aber die anscheinend junge Frau war auch unsicher und verwirrt. Cocos Fähigkeiten waren hier ausgeschaltet - aber immerhin verstand sie die andere.
„Wir können uns wehren", versicherte sie.
Hinter der Amazone tauchten ihre Krieger auf. Wilde Gesellen in allen Hautfarben, Ausrüstungen und Größen. Sie versperrten den Eingang in den inneren Hof.
„Und dich werde ich selbst töten. Zurück, ihr alle!" schrie Antiope und warf den Speer.
Coco hatte darauf gewartet. Ihr schlanker Körper bog sich wie eine Gerte. Das Schwert sauste durch die Luft und schlug den Speer zur Seite. Augenblicklich sprang Coco mit langen Sätzen vorwärts und holte aus. Der Hieb dröhnte gegen den Schild.
Antiope sprang zur Seite, blockte auch den nächsten Schlag mit dem Schildrand ab und zog ihr langes Schwert. Sie parierte auch den dritten Schlag, dann schlugen mit gräßlichem Geklirre die Klingen gegeneinander.
Coco sprang zurück, kippte die Klinge und landete wieder auf dem goldenen Schild. Wenn er wirklich alt war, fuhr es ihr durch den Sinn, dann stellte er ein Vermögen dar.
„Wir sind uns ähnlich", sagte Coco keuchend, und Antiope schien es, als ob ihre Gegnerin lächelte. In dem kleinen Hof entbrannte ein erbitterter Schwertkampf. Unaufhörlich klirrten die Eisenklingen. Funkenregen sprühten aus den Schneiden. Das Echo hallte von den blauweißen Mauern zurück. Weiße Gerippe zersplitterten unter den Sohlen der Stiefel und Sandalen. Totenschädel kullerten durch das niedergetretene Gras. Hin und wieder wurde einer der dicken Spinnenfäden durch einem Hieb gekappt. Immer wieder
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