0790 - Der Satanskopf
schaute ihn an.
Die kalten roten Augen blickten zurück.
Sandten sie eine Botschaft aus?
Sarah Goldwyn konnte es nicht erkennen, aber die Aura am Kopf verstärkte sich. Es war wie ein Luftholen bei einem Menschen kurz vor einer bevorstehenden Großtat.
Auch der Satanskopf tat etwas.
Er löste sich aus der Türfüllung und suchte sich ein neues Ziel.
Lady Sarah Goldwyn!
***
Die Horror-Oma wollte zur Seite weichen, aber Juri Sarrazin war schneller als sie. Sein Arm bewegte sich wie eine Schlange, die Hand nicht, denn sie griff zu und Sarah spürte die »Backen« des Schraubstocks an ihrer rechten Schulter. »Du bleibst hier, Lady!«, hörte sie die scharfe Flüsterstimme. »Hier ist der Platz, und hier wird auch dein Grab sein!« Er verstärkte den Griff. Sarah dachte daran, dass blaue Flecken zurückbleiben würden. Vielleicht verdrängte sie auch nur die Angst vor der Realität.
Hatte es Sinn, sich zu wehren?
Allein den Gedanken daran empfand sie als lächerlich. Sarrazin war einfach zu stark. Der würde es immer schaffen, sie umzubringen. Sie hatte einen Fehler gemacht und sich wieder einmal um die Probleme anderer Menschen gekümmert. So war es immer, aber sie konnte eben nicht über ihren eigenen Schatten springen. In ihrem langen Leben hatte sie anderen stets geholfen. Sehr oft war sie dabei in Gefahr geraten, und sie war tödlichen Situationen oft nur mit viel Glück und der Hilfe von Freunden entronnen.
Auf die konnte sie nicht rechnen.
Okay, Jane Collins, Glenda und auch Suko wussten, wo sie sich aufhielt, doch für sie war dieser Sarrazin ein unbeschriebenes Blatt.
Ein Künstler, der sich in der Filmbranche einen Namen gemacht hatte. Keiner von ihnen hätte je an einen Dämon oder an einen dämonischen Helfer gedacht. Sarah Goldwyn war durch ihr eigenes Zutun in diese teuflische Falle hineingeraten.
Sarrazin atmete sie an. Stoßweise stieß er die Luft aus. Als warmer Hauch fuhr sie über Sarah Goldwyns Nacken. Jetzt stand Sarrazin hinter der Frau und hielt sie mit beiden Händen fest, sodass sie sich nicht wehren konnte.
Es hatte auch keinen Sinn, es mit Tritten zu versuchen. In diesem verdammten Kellerraum gab es nicht nur Juri Sarrazin als Gegner, sondern auch die Maske oder den Kopf, von dem eine noch größere Gefahr ausströmte. Der Mensch war in diesem Fall nur der Helfer einer sehr bösen Macht.
Noch schwebte der Kopf vor der Tür. Lady Sarah war so tapfer und schaute ihn direkt an. Er war nicht mehr von einem Gefängnis umschlossen, sie konnte ihn als dreidimensionalen Gegenstand sehen und stellte fest, dass eigentlich das Gesicht Ähnlichkeit mit einer menschlichen Fratze aufwies. Der übrige Kopf erinnerte sie mehr an ein künstliches Geschöpf. Sie wusste nicht mal, ob es Knochen waren, wenn ja, dann hatten sie sich im Laufe der Zeit verändert und waren zu gläsernen und kristallinen Gebilden geworden. Sie schimmerten jenseits des nur angedeuteten Haaransatzes. Eine Erklärung wusste Sarah nicht, jedenfalls war dies auf keinen Fall normal.
Der Kopf glotzte sie an.
Nein, eigentlich waren es nur die Augen, aber sie beherrschten das verfluchte Gesicht. In ihnen standen die Leere und eine schreckliche Botschaft, die Sarah mit dem Begriff Tod umschrieb. Der Schädel freute sich darauf, sie zu vernichten, und die Augen erklärten es ihr bereits.
Sie stand bewegungslos, denn die Arme des Juri Sarrazin pressten sie zusammen. Er flüsterte ihr wieder etwas zu, und seine Lippen bewegten sich dicht an ihrem Ohr entlang. Sein Atem enthielt einen scharfen Geruch, als hätte er fremdländische Gewürze gegessen, die Sarah nicht kannte.
»Wenn er kommt, beißt er zu, Lady! Schau dir seine Zähne an. Sie sind hart, sie sind nicht vermodert. Der Körper verging, aber nicht der Kopf. Selbst die Henker der Inquisition haben sich vor ihm gefürchtet, denn sie spürten, dass er etwas Besonderes war. Aus diesem Grunde haben sie ihn auch in der Einsamkeit der Berge verscharrt.«
»Was tat er denn?«
»Er war ein Dämon.«
»Na und?«
»Ein besonderer. Er hat sich vieles angeschaut, er hat vieles erlebt und alles gespeichert. In seinem Kopf steckt ein gewaltiges Wissen, verstehst du? Alles, was er sah, hat er behalten. Er war wunderbar, er war seiner Zeit voraus, er wollte der Nachwelt etwas mitgeben, und das hat er geschafft. Ich habe seine Kräfte selbst erleben können, er ist wie ein Computer aus alter Zeit. Er gibt mir die Ideen mit. Es ist wunderbar, wenn ich mit ihm kommuniziere, dann
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