0790 - Der Satanskopf
hätte sehen sollen. Ihr Pech, und ihre Rolle – sie ist Filmschauspielerin – kann ich sehr gut von einer anderen Person besetzen lassen. Das bereitet mir überhaupt keine Schwierigkeiten.«
»Und Sie haben diese arme Frau brutal getötet. Sie haben ihr die Kehle durchge…«
»Moment, was reden Sie da? Das stimmt nicht!«
»Ich sah es im Licht des Feuerzeugs, und ich kann so etwas sehr gut von einer anderen Todesart unterscheiden.«
»Glaube ich Ihnen, Lady.« Er lächelte, und Sarah sah nur das kurze Zucken seiner Lippen. »In diesem Fall aber liegen Sie falsch. Ich habe mit dem Tod dieser Frau nichts zu tun. Doch ich weiß, wie Sie umgekommen ist.«
»Durch den Biss oder Stich…«
»Hören Sie endlich auf!«, fuhr Sarrazin Lady Sarah in die Parade.
»Ich will es Ihnen zeigen. Sie glauben vielleicht, alles gesehen zu haben, aber das stimmt nicht. Deshalb würde ich Ihnen vorschlagen, dass Sie sich umdrehen und sich die Innenseite der Tür anschauen.«
Sarah tat es. Sie wusste, dass Sarrazin nicht gelogen hatte. Sie drehte sich sogar ziemlich schnell.
Dann aber hatte sie Mühe, den Schrei zu unterdrücken.
Aus nur knapp drei Schritten Entfernung starrte sie der Tod an!
***
Es war nicht der Tod in Form eines Skeletts, hier war er auf eine andere Art und Weise versinnbildlicht worden, und er war tatsächlich in die Tür integriert.
Sie sah ein Gesicht, eine Maske – oder einen Kopf?
So genau konnte sie es nicht auseinanderhalten. Vielleicht war es auch nur eine Erscheinung, ein sich im Türholz materialisierter Geist, der seinen Weg aus einer anderen Welt oder Dimension gefunden hatte, um den Menschen seine Macht zu beweisen.
Ja, es war der Tod, davon wollte sie nicht abgehen. Er war einfach zu schrecklich, und die Blutpunkte um das breit verzogene Maul herum schimmerten wie Perlen, die sich an den Bändern bereits aufgelöst hatten und verschmiert waren.
Sarah brauchte nicht lange darüber nachzudenken, woher das Blut stammte. Sie hatte den schrecklich zugerichteten Hals der Frau genau gesehen, und sie spürte, wie sie mit ihrer eigenen Angst zu kämpfen hatte, wobei sie einen Schauder nicht unterdrücken konnte. Die Furcht legte sich um sie wie Fesseln.
Um den Kopf herum schimmerte eine grünliche Aura. Sie stand in einem krassen Gegensatz zum blassen Rot der Pupillen, und Lady Sarah hatte nie zuvor in ihrem Leben einen derartig gnadenlosen Blick gesehen. Auch deshalb war es ihr vorgekommen, als hätte sie der Tod persönlich angeschaut.
Das Frösteln übernahm den gesamten Körper, und jetzt spürte sie wieder die Kälte. Es war die Gleiche wie zuvor im Gang. So anders und trocken, abstoßend und einfach gefühllos.
Genau das war es.
Es gab hier keine Gefühle mehr. Jedenfalls strömte dieser Kopf, dieses Gesicht keine aus. Es war einfach da, und es zählte zu einem Zerrbild des Schreckens.
Lady Sarah wusste nicht, was sie sagen sollte. Dieser Sarrazin erwartete sicherlich einen Kommentar ihrerseits, nur hatte der Anblick dieses Gesichts ihr die Stimme geraubt.
Sie schrak zusammen, als Juri sie antippte. »Das ist er!«, flüsterte er dicht neben ihrem linken Ohr. »Das ist der Mörder einer gewissen Coleen Baker.«
»Warum… wer ist er?«
»Auf das Warum habe ich Ihnen schon eine Antwort gegeben. Sie war eben zu neugierig, aber wer er ist«, Sarrazin unterbrach sich selbst durch sein Lachen, »das kann ich Ihnen sagen, obwohl Sie es mir wahrscheinlich nicht glauben werden.«
»Versuchen Sie es trotzdem.«
»Hart im Nehmen, wie?«
»Manchmal.«
»Klar«, flüsterte der Mann. »Es macht schon etwas aus, wenn man des Öfteren mit einem John Sinclair zusammen ist.«
»Es hat mit ihm nichts zu tun!«
»Auf einmal so mutig?«
»Wer ist dieser… dieser Schädel?«
»Ohhh, nicht so abwertend, Lady. Er ist etwas ganz Besonderes, etwas Wunderbares, wenn man sich genauer mit ihm beschäftigt. Für mich ist er heilig.«
»Das kann ich mir denken.«
Der Tonfall in Sarahs Stimme hatte Sarrazin geärgert. »Sie sollten nicht so überheblich sein, denn ich glaube nicht, dass Sie den Keller hier lebend verlassen werden. Ein wenig Demut würde Ihnen besser stehen.«
»Überlassen Sie das mir. Ich kann eben nicht akzeptieren, dass ein brutaler Mörder als Heiliger bezeichnet wird.«
Sarrazin amüsierte sich. Er genoss es, wenn er andere mit seiner Brutalität und seinen Ansichten erschrecken konnte, so etwas baute ihn innerlich immer wieder auf. »Ich akzeptiere ihn schon, Lady, denn ich
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