0790 - Kristall aus der Vergangenheit
sein Kopf immer schwerer und schwerer wurde. Simonet meinte mit einem Mal, in den Kristall hinein gezogen zu werden. Er drohte sich darin zu verlieren, seine Körpersubstanz schien sich aufzulösen und dem Kristall entgegen zu strömen.
Rauschen erfüllte seine Ohren, ein stetes Pulsieren und Pochen, das lauter und lauter wurde. Angst stieg in ihm auf. War er doch nicht immun gegen die verheerenden Kräfte? Kam die verderbliche Kraft des Steins nun doch noch mit einiger Verzögerung zum Tragen?
War das das Gefühl, wenn das bewusste Denken schwand und dumpfe Kreatürlichkeit die Herrschaft übernahm?
Dann erkannte er, dass es sich völlig anders verhielt. Das Gefühl des-Versinkens war nur eine Reaktion seines Bewusstseins gewesen, das sich mit einer Erkenntnis von großer Tragweite auseinander setzen musste.
Er sah mit einem Mal vor sich, wie er sich die Kräfte, die in dem Stein verborgen lagen, dienstbar machen konnte. Intuitiv verstand er, dass es eine Frage der Vorstellungskraft war, den Stein zu beherrschen und sich seine Kräfte nutzbar zu machen.
Simonet triumphierte, als er erkannte, welche Macht ihm wirklich in die Hände gefallen war. Die Aufregungen hatten sich gelohnt. Er konnte die Beschwörung bald ungestört wiederholen und Vorrec mit diesem Kristall zwingen , ihn in Kontakt mit der höheren Dämonenhierarchie zu bringen!
Da riss ihn die Stimme Zamorras aus seinen Gedanken. »Nici, hier! Er ist in diesem Garten!«
Er war entdeckt! Was er vor wenigen Minuten noch ängstlich zu verhindern trachtete, bereitete ihm jetzt keine Sorgen mehr. Simonet wusste, dass er nichts mehr zu befürchten hatte. Die Macht des Kristalls stand ihm zur Verfügung.
Er stellte sich vor, in seinem Zweitwohnsitz zu sein. Er hatte sich dieses Refugium geschaffen, um im Notfall eine erste Rückzugsmöglichkeit zu haben.
Er sah die bequemen Möbel vor sich, den Leuchter an der weiß getünchten Decke…
Die Umgebung des Gartens löste sich vor seinen Augen auf wie Nebelschleier im hellen Sonnenlicht.
***
»Er ist verschwunden«, sprach Zamorra das Offensichtliche aus.
»Er muss sich mit Hilfe der Dhyarra-Magie an einen anderen Ort versetzt haben«, ergänzte Nicole. Allerdings war dieser Vorgang für sie neu; bis zu diesem Tag hatten sie nicht geahnt, dass Dhyarra-Kristalle auch Teleports ermöglichten. Ihres Wissens hatte noch kein Dhyarra-Besitzer jemals solche Versetzungen durchgeführt.
Was nicht hieß, dass es nicht generell möglich war…
»Wieso hat er das nicht viel früher getan, wenn er die Möglichkeit dazu hat?«
»Du stellst Fragen, Chef. Was weiß ich? Möglicherweise hatte er im Haus nicht die nötige Konzentration dafür aufgebracht. Du weißt selbst, wie schwer es in Notsituationen ist, die Dhyarras einzusetzen. Es ging ja wirklich alles sehr schnell.«
Zamorra lehnte sich gegen den Zaun, der das Grundstück umgab. Die körperliche Anstrengung der Verfolgung hatte ihn mehr mitgenommen, als er Nicole gegenüber eingestand. Obwohl er viel Blut verloren hatte, war die Wunde nur oberflächlich gewesen. Zamorra hatte beschlossen, sie zu ignorieren, bis sie den Teufelsbeschwörer und Mörder erneut gestellt hatten.
Sie bemerkte, was in ihm vorging und wie sehr ihm die Wunde zu schaffen machte. »Du musst dich ausruhen. Wir haben keine Möglichkeit mehr, ihn zu verfolgen. Er kann überall sein.«
»Das glaube ich nicht. Ich sage dir, Nicole: der Mörder ist noch hier im Dorf. Er kann sich nicht über viele Kilometer hinweg versetzt haben.«
»Der Dhyarra wurde gestern gefunden. Der Teufelsbeschwörer kann also erst seit einem Tag im Besitz des Steines sein. Findest du es nicht erstaunlich, dass er ihn schon so gut beherrscht?«
Zamorra sah Nicole erstaunt an. »Da haben wir die Antwort auf unsere Frage vorhin. Er hat den Dhyarra im Haus nicht eingesetzt, weil er dort noch nicht wusste, was der Kristall ihm ermöglicht.«
»Du meinst…«
»Genau. Er hat eben erst wie ein blindes Huhn ein Korn gefunden.«
Nicole dachte weiter. »Dann bleibt allerdings eijie Frage. Wieso ist ein unwissender Mensch dazu fähig, einen Dhyarra ungeschützt anzufassen? Er hätte genauso den Verstand verlieren müssen wie der arme Bauarbeiter.«
»Du vergisst, dass er einen Dämon beschworen hatte. Er muss über ein ausreichendes Para-Potenzial verfügen, um den Dhyarra beherrschen zu können. Vielleicht wusste er selbst nichts davon, aber es hat latent in ihm geschlummert.«
»Doch wie kommen wir jetzt weiter? Hast
Weitere Kostenlose Bücher