0790 - Kristall aus der Vergangenheit
du den Dämon im Keller schon einmal gesehen? Mir kam er völlig unbekannt vor.«
Zamorra musste Nicole enttäuschen. »Er hatte einen Hyänenkopf. So einer ist mir noch nie begegnet.«
»Eine weitere Aufgabe für uns.«
»Ich werde im Château anrufen und in unserer Datenbank nachforschen lassen.«
Als Zamorra schmerzhaft das Gesicht verzog, holte Nicole ihren eigenen Dhyarra-Kristall achter Ordnung hervor. »Aber vorher kümmern wir uns erst mal um deine Schulterwunde.« Sie aktivierte den Kristall und stellte sich bildlich vor, wie das Gewebe in Zamorras Schulter sich regenerierte.
Das war keine leichte Aufgabe, doch es war früher schon gelungen. Nach wenigen Minuten war von der Wunde nichts mehr zu sehen. »Gratulation, Frau Doktor«, meinte der Meister des Übersinnlichen und bewegte seine Schulter schwungvoll hin und her. »Es fühlt sich an wie neu.«
»Und das ganz ohne Nebenwirkungen«, meinte Nicole erschöpft.
Sie zogen sich aus dem Vorgarten zurück, dessen Besitzer von den ganzen Ereignissen nichts mitbekommen hatte. Auf dem Weg zu ihrem Cadillac schmiedeten sie erfolglos Pläne. Keiner hatte eine Idee, wie sie weiter vorgehen konnten. Sie mussten auf die Recherche in der von Zamorra angelegten Datenbank vertrauen. Ansonsten blieb ihnen nur die Möglichkeit, abzuwarten.
»Ein Dhyarra hoher Ordnung in den Händen eines Dämonenanbeters, der keine Ahnung hat, welche unheilvollen Kräfte er damit entfesseln kann. Hoffen wir darauf, dass er mit seinen Experimenten Aufsehen erregt. Dann werden wir ihn finden können.«
Trotz seiner aufmunternden Worte war Zamorra nicht sehr zuversichtlich.
***
Irgendwo in den Schwefelklüften
Ein Dhyarra-Kristall!
Vorrecs Faust donnerte auf die Felswand, neben der er nach seiner erneuten überstürzten Flucht materialisiert war. Ein herausstehender Stein brach ab und rollte ihm vor die Füße. Er trat darauf und pulverisierte ihn zu feinem Staub.
Simonet, dieser Narr, hatte einen Dhyarra-Kristall in den Händen gehalten! Zweifellos hatte sich dieser Kristall bei dem Beschwörungsritual hinter den schützenden Bannzeichen befunden. Woher Simonet den Stein wohl hatte? Er konnte ihn noch nicht lange besitzen, denn sonst hätte er ihn längst als Trumpf ausgespielt.
Wahrscheinlich ahnte der Narr nicht einmal, was ihm in die Hände gefallen war. Das sah ihm ähnlich, mit Dingen zu spielen, die er nicht verstand und deren Konsequenzen er nicht absehen konnte.
Wenigstens war Simonet entkommen. Er hatte den Kellerraum verlassen, während die menschliche Frau sich um Zamorra gekümmert hatte. Die Frau musste diese Duval gewesen sein. Vorrec war nicht wohl bei dem Gedanken, sich mit Zamorra und Duval einzulassen. Zu viele hatten die beiden bereits unterschätzt und diesen Fehler mit ihrer Vernichtung bezahlt.
Das sollte Vorrec nicht passieren!
Er plante, den beiden Dämonenjägern aus dem Weg zu gehen. Da niemand von seiner Begegnung mit ihnen wusste, konnte ihm auch niemand mangelnden Kampfgeist oder Feigheit vorwerfen. Er zog es vor, sich im Hintergrund zu halten, anstatt wie so viele andere sich in einen aussichtslosen Kampf zu stürzen.
Im Keller hatte er die Chance gehabt, Zamorra mit einem raschen Biss die Kehle aufzureißen. Da er noch nicht gewusst hatte, wen er vor sich hatte, war diese Möglichkeit ungenutzt geblieben. Eine zweite Chance würde sich ihm kaum bieten. Vorrec war stets realistischer gewesen als viele seiner höllischen Artgenossen.
Doch der Dhyarra-Kristall durfte nicht in den Händen seines Knechtes bleiben. Wenn der erst lernte, das Potenzial des Steines auszunutzen, konnte er gefährlich werden. Welcher Ordnung der Sternenstein auch sein mochte, er bedeutete zu viel Macht in den Händen eines Menschen, der sich schon lange als ehrgeizig erwiesen hatte. Naiv, aber ehrgeizig. Oft hatte er Vorrec dazu bewegen wollen, ihn mit höhergestellten Dämonen bekannt zu machen.
Wegen dieses Anliegens war er nahe daran gewesen, seinen Knecht in der Luft zu zerreißen. Welche Unverschämtheit, sich mit ihm selbst nicht zufrieden zu geben! Nur das Amüsement, das Simonet mit seiner kleinen Sekte fortlaufend bot, hatte Vorrec daran gehindert. Es lag lange zurück, dass eine menschliche Sekte ihn zu ihrem Schutzdämon erkoren hatte. Auf der Erde war er beinahe in Vergessenheit geraten. Ohne Simonet würden sich seine Anhänger bald in alle Winde zerstreuen.
Doch jetzt war er zu weit gegangen. Den Besitz eines Dhyarra-Kristalls vor ihm verheimlichen, ihn
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