0791 - Blutzwang
ihr Instinkt schlug Alarm. »Hier ist noch mehr geschehen. Ich spüre, dass hier mehr als ein Schwarzblütler gewesen ist. Können Sie diesen Trick noch einmal wiederholen?«
Nicole erklärte ihr in kurzen Worten, warum das nicht möglich war. Stolt wiegte den Kopf hin und her.
»Schade, denn nach diesem Vampir sind weitere aufgetaucht. Rangniedrige Vampire. Bestenfalls welche aus den unteren Bereichen der Hierarchie.« Sie sah Zamorras fragenden Blick. »Ja, das kann ich durchaus unterscheiden. Der das hier angerichtet hat, war in der Rangfolge viel weiter oben, habe ich da Recht?«
»Sie verblüffen mich. Ja, der Blutsauger hier ist der Clanchef der spanischen Sippe. Aber wenn hier tatsächlich weitere Vampire waren, dann waren das sicher welche aus seinem Clan. Ich denke nicht, dass das für uns wichtig ist.«
Zamorra hätte sich einzig und allein für den jetzigen Aufenthaltsort deZamorras interessiert.
Der Spanier hatte wieder einmal eine Unbeherrschtheit an den Tag gelegt, die den Professor an seinem Geisteszustand zweifeln ließ. Die angebliche Carlotta war alles gewesen, was deZamorra in der Hand gehabt hatte. Womit wollte er nun seinen Schutz gegen Sarkana erzwingen?
Der Vampir erinnerte Zamorra an den sprichwörtlichen Idioten, der den Ast absägte, auf dem er saß, und dann beim Absturz jammerte, dass die Welt so böse zu ihm war.
Khira Stolt widersprach dem Parapsychologen. »Was hier zwischen den Vampiren abgelaufen ist, kann ich nicht im einzelnen sagen. Ich spüre nur Feindseligkeit. Sie gehörten ganz sicher nicht zu seinen Clanleuten.«
»Dann hat Jaime nicht übertrieben -Sarkanas Häscher haben ihn geholt.« Nicole konnte nun wirklich nicht behaupten, dass sie Mitleid mit dem Blutsauger empfand. Das war ihr bei jedem Schwarzblütigen absolut fremd.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Der Dämon lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen. Und wenn jemand etwas über ihn weiß, das ihm Probleme bereiten könnte… nun, dann muss derjenige mit Konsequenzen rechnen. Und das ist vornehm ausgedrückt!«
»Sarkana ist das Stich wort.« Khira Stolt baute ihre 133,5 Zentimeter vor Zamorra auf und legte ihren Kopf weit in den Nacken, um dem groß gewachsenen Franzosen zumindest halbwegs in die Augen sehen zu können. Artimus van Zant hatte das dringende Bedürfnis, die kleine Frau hochzuheben, um sie auf eine Höhe mit Zamorra zu bringen. Doch er beherrschte sich. Khira war ganz sicher nicht die Frau, die man wie ein Kleinkind behandelte.
»Ich glaube, Sie nehmen mich nicht ernst, Professor. Wir müssen zu Sarkana - und ich kann Sie führen. Mein Anfall im Restaurant hatte einen guten Grund. Der Dämon hat einen Ruf ausgesandt. Einen Ruf, den kein Vampir der Welt überhören konnte. Muss ich Ihnen noch erklären, worum es da ging?«
Zamorra machte Anstalten in die Hocke zu gehen, doch die junge Biologin stoppte ihn lautstark. »Bleiben Sie oben, Professor! Ich bin durchaus in der Lage, laut genug zu reden. Niemand muss für mich auf die Knie gehen. Ich hoffe, das war deutlich genug. Und nun werde ich Ihnen erklären, was Sarkanas Ruf bewirkt hat, denn offensichtlich weiß ich mehr als der große und berühmte Professor Zamorra.«
Nicole hatte Mühe, ein breites Grinden zu unterdrücken. Die Kleinwüchsige brauchte wirklich niemanden, der ihr Gehör verschaffte. Zamorra jedenfalls war sprachlos und hörte mit großen Augen zu.
»Sagt Ihnen der Begriff BLUTZWANG etwas? Wer ihn aussendet, der nimmt für sich das legitime Recht in Anspruch, Herr über alle Vampire zu sein. Gleichzeitig gewährt er damit jedem Vampir das Recht, ihm diesen Anspruch streitig zu machen. Das jedoch kann nur im Kampf entschieden werden -Vampir gegen Vampir.«
Zamorra wusste von diesem Ruf, doch soweit er informiert war, hatte es sich seit ewigen Zeiten niemand getraut, ihn auszusenden. Wollte Khira Stolt etwa andeuten…?
Die Finnin war noch nicht fertig.
»Ich sehe es in Ihrem Kopf arbeiten, Professor. Ja, Sarkana hat den Ruf gewagt. Und Sie wissen so gut wie ich, dass es wohl kaum jemanden geben dürfte, der ihm im Zweikampf gegenüber treten wird. Sarkana hat sich zum Herrn der Vampire ausgerufen. Er hat sich selbst gekrönt. Und das macht ihn noch viel mächtiger und unberechenbarer, als er es ohnehin schon war. Verstehen Sie nun, warum ich so dränge? Vielleicht ist er jetzt noch durch den Ruf geschwächt… oder unkonzentriert. Wahrscheinlich irre ich mich, aber wenn wir ihn jetzt nicht angreifen -wann
Weitere Kostenlose Bücher