0791 - Blutzwang
gegen die Wand war brutal hart ausgefallen. Gryf fürchtete, gelähmt zu sein!
Verzweifelt versuchte er eine telepathische Botschaft an Zamorra oder ein anderes Teammitglied auszusenden, doch auch diese Fähigkeit war verloren.
Der Silbermonddruide war nun nichts weiter als ein ganz normaler, schwer verletzter Mensch, der seinem schlimmsten Feind auf Gedeih und-Verderb ausgeliefert war.
»Soll ich dich nun töten, Druide? Oder soll ich daraus eine prächtige Vor-Stellung für mein Volk machen? Nein, ich denke, ich habe mich lange genug mit dir aufgehalten. Es ist nun endlich soweit. Stirb, Mörder von so vielen meiner Untertanen. Verrecke, Druide vom Silbermond!«
Sarkana hatte seine Gestalt verändert, war nun wieder die riesige Fledermaus, der Gryf zuletzt gegenüber gestanden hatte.
Der Druide schloss die Augen, denn er wusste, was nun kommen musste. Mit weit aufgerissenen Rachen näherte sich der Vampir, um seinen Erzfeind in Stücke zu reißen…
***
»Was wissen Sie von Sarkana?« Nicole Duval stellte die Frage hart und direkt. Zugleich umklammerte ihre rechte Hand den Dhyarra-Kristall. Sie traute der klein gewachsenen Frau nicht über den Weg. Die wusste Dinge, die Zamorra und sein Team mit aller Kraft vor der Öffentlichkeit geheim hielten. Die Frage war, woher die Finnin dieses Wissen hatte.
»Ich verstehe Ihre Vorsicht.« Khira deutete auf Nicoles rechte Hand. »Den Kristall werden Sie bei mir nicht benötigen.« Die Verblüffung in den Gesichtem schien sie zu belustigen. »Wäre ich eine Gefahr, dann hätte Merlins Stern sicher längst angeschlagen, nicht wahr, Professor?«
Zamorra nickte. »Sie sind wirklich verblüffend gut informiert. Aber Sie haben Recht. Sie sind nicht schwarzblütig. Mein Amulett hätte es mir sonst längst gemeldet. Ich wiederhole die Frage meiner Partnerin: Was wissen Sie von und über Sarkana?«
Der Gesichtsausdruck der Biologin wurde hart und verschlossen. »Mehr als o mir lieb ist. Ich wünschte, ich würde seinen Namen nie gehört haben.« Die blonde Frau warf einen Blick zu Artimus van Zant hinüber, der sich im Hintergrund hielt und gespannt zuhörte. Diesem Mann vertraute sie. Ob das auch für Zamorra und seine Partnerin zutraf, musste sich erst erweisen. Aber Khira hatte nun keine andere Wahl mehr. Lange genug hatte sie diesem Treffen entgegen gearbeitet. Es gab nun keinen Grund mehr, ihre Geschichte zu verschweigen.
»Doktor van Zant hatte ich bereits erzählt, dass ich aus einer Gegend Finnlands stamme, die dünn besiedelt ist. Harte Winter, schlechter Boden - schweigsame und oft verbitterte Menschen. So könnte man das umreißen. Vier Monate vor meiner Geburt tauchten in unserer Gegend Menschen…nein, Wesen… auf. Sie trieben alle Menschen aus den weit verteilten Höfen auf dem Gehöft meiner Eltern und Großeltern zusammen. Diese Wesen waren Vampire. Niemand konnte sich gegen ihre Kraft wehren. Schließlich hatten sie etwa sechzig Menschen wie Vieh zusammengetrieben und hielten sie wie in einem Lager gefangen. Nennen Sie es Gulag oder KZ - beides kommt der Sache nahe.«
Khira Stolt unterbrach ihre Geschichte. Mit zittriger Hand griff sie nach einem Wasserglas und trank. So ungeduldig Zamorra und Nicole auch waren - beiden wurde klar, dass es der jungen Frau schwer fiel, ihre Vergangenheit aufzudecken.
»Sie ernährten sich von ihren Gefangenen. Auch von meinem Vater… selbst vor meiner schwangeren Mutter machten sie keinen Halt. Meine Leute und ihre Nachbarn waren nichts weiter als eine Viehherde für diese Monstren. Aber es steckte mehr dahinter. Ein völlig anderer Sinn.« Khira sah in die angespannt lauschenden Gesichter ihrer Zuhörer. »Das alles hat mir mein Großvater berichtet. Meine ersten Erinnerungen setzen ein, als ich vielleicht drei Jahre alt war.«
Nicole stieß einen verblüfften Ton aus. »Warum hielten sich die Vampire denn so viele Jahre dort auf? Das ist mehr als ungewöhnlich.«
»Sie blieben fast zwölf Jahre. Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Sie gehörten zu meiner Kinderwelt wie selbstverständlich dazu, denn ich kannte keine andere. Doch mich haben sie niemals angerührt.«
»Warum nicht?« Zamorra konnte sich keinen Reim auf diese Geschichte machen. »Das alles klingt überhaupt nicht nach dem Nachtvolk. Es muss tatsächlich ein anderer Sinn dahinter stecken. Erzählen Sie bitte weiter.«
Khira Stolt nickte. »Schon vor meiner Geburt begannen zwei der Vampire mit Experimenten an den Menschen. Sagt Ihnen der Name Mengele
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