0791 - Diondra - einfach mörderisch
in seinem Nacken zusammen, als er wieder die Stimmen hörte, diesmal allerdings über ihm, an der Decke.
Er schielte hin.
Nichts war zu sehen. Nur das eintönige Grau, mit dem das Rechteck gestrichen worden war.
»Das ist der Job«, sagte er. »Da hört man Stimmen, wo keine Menschen sind.« Er dachte daran, die Störung zu melden und hatte seine Hand schon nach dem Telefon ausgestreckt, das ihn mit Cusor verband, als sich der Schnee auf den Bildschirmen zurückzog. Auch die Stimmen hörte er nicht mehr, dafür sah er wieder die normalen Bilder, die von den Kameras übertragen wurden.
»Was soll denn das wieder?« Niemand gab Rutger eine Antwort, die musste er schon selbst suchen. Jedes Detail war wichtig, aber auf den Schirmen hatte sich nichts verändert. Die Umgebung war dieselbe geblieben, nur die Schatten hatten sich vertieft.
Oder nicht?
Etwas huschte in das Bild des mittleren Monitors hinein. Dass es kein Tier war, sah er sofort, dafür war die Gestalt einfach zu groß.
Es musste ein Mensch sein.
Ein Fremder!
Und er befand sich auf dem Grundstück!
Rutgers Augen leuchteten. Endlich mal Abwechslung. Er hatte den Kerl entdeckt, er würde ihn auch jagen, sprang hoch und hörte hinter sich eine Stimme.
»Bleib sitzen, Rutger!«
Er blieb nicht sitzen, sondern drehte sich um. Dass Lennox gekommen war, hatte er nicht gehört. Er sah seinen Kollegen in der offenen Tür stehen.
»Ich habe ihn gesehen!«
»Klar, und ich werde gehen!«
Rutger ballte die Hände zu Fäusten, was Lennox nicht verborgen blieb. »Keinen Stress«, sagte er nur. »Denke daran, dass ich länger bei Cusor bin. Du musst dir erst noch die Sporen verdienen, das habe ich auch tun müssen, und ich kann dir sagen, dass deine Zeit kommt.«
»Soll ich Cusor Bescheid geben?«
»Das kannst du halten, wie du willst. Aber er wird sauer sein, wenn du es nicht tust und er später erfährt, was hier vorgefallen ist. Du kannst ihm ja sagen, dass ich die Sache in die Hand genommen habe. Zu mir hat er Vertrauen.« Lennox grinste noch einmal scharf, bevor er sich umdrehte und verschwand.
Er ließ einen Mann zurück, der an seinem eigenen Zorn beinahe erstickt wäre.
Lennox aber hetzte bereits mit langen Sprüngen die Treppe hoch.
Er war kaum zu hören und wurde nicht grundlos das Wiesel genannt, zudem verstand er es, sich in der Natur zu bewegen, als wäre er ein Stück von ihr. Er war nicht groß, aber sehr geschmeidig und gelenkig. Besonders in der Dunkelheit konnte man ihn kaum ausmachen.
Der Fremde war am Tor gesehen worden. Es lag auf der Hand, dass er dort nicht bleiben würde. Wenn er schon auf diese Art und Weise das Grundstück betrat, hatte er etwas vor, er wollte bestimmt zum Haus, ein anderes Motiv konnte er sich nicht vorstellen. Diese Diondra Mayne schien doch wichtiger zu sein, als sie den Eindruck machte.
Im Haus war es ruhig. Lennox kannte jeden Winkel, er wusste natürlich auch, wo die Ausgänge lagen.
Durch eine Hintertür schlüpfte er ins Freie und dachte daran, dass er jetzt in seinem Element war…
***
Hin und wieder hatte Suko das flache drahtlose Sprechgerät aus der Tasche gezogen, es betrachtet, aber keine Verbindung mit seinem Freund John Sinclair aufgenommen, obwohl es ihn danach drängte.
Doch Suko musste einfach die Gefühle zurückstellen und pragmatisch handeln. Wenn er John in einem ungelegenen Augenblick erwischte, konnte ihr gesamter Plan platzen. Deshalb hielt er sich zurück, aber er war auch kein Mensch, der untätig bleiben konnte und wollte. Er musste etwas unternehmen. Zwar saß er gut versteckt in seinem BMW, leider zu weit vom eigentlichen Ziel entfernt. Aus diesem Grunde würde er zu lange Zeit brauchen, wenn sein Eingreifen erforderlich war.
Suko überlegte nicht lange hin und her, er stieg aus. Leise drückte er die Wagentür wieder zu. Bis zum Grundstück hatte er ungefähr hundert Yards zu laufen und fand es von außen her so vor, wie sein Freund John es beschrieben hatte.
Eine sehr hohe Hecke umgab das Gelände. Sie war im Laufe der Jahre so dicht gewachsen, dass sie in ihrer inneren Dichte schon einer Mauer gleichkam.
Suko lief an ihr entlang, und zwar in Richtung Tor. Zwar wurde es überwacht, doch John hatte von einer inneren Kontrolle gesprochen.
Suko dachte nicht daran, dass sich auch sein Freund irren konnte und man drehbare Kameras eingesetzt hatte, die sich zudem noch fernsteuern ließen.
Hinter der Kamera machte sich Suko an den Aufstieg. Er wollte die Hecke überwinden, nicht
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