0792 - Die Jagd nach dem Amulett
Grabplatte. Vielleicht gab es dazu auch Informationen?
Ergab zusätzlich »Tanja Semjonowa« in die Suchmaske ein. Wieder landete er auf einer der Seiten, die zur gleichen Homepage gehörten wie die Information über die Regenbogenblumen.
Demnach gehörte Tanja Semjonowa zu den Vampiren!
So was gab’s also auch… Alain konnte nur den Kopf schütteln.
Aber Semjonowa schien eine ganz besondere Blutsaugerin gewesen zu sein. Sie hatte mit Zamorra zusammengearbeitet, nachdem sie ursprünglich beim sowjetischen Geheimdienst KGB tätig gewesen war, als es die Sowjetunion noch gab. Das war schon sehr lange her…
Über diese Dinge hinaus konnte Alain nichts mehr erfahren. Er brach die Internetverbindung ab. Nachdenklich sah er die Regenbogenblumen an, dann wieder das Foto. Der Hinweis auf das Grab musste eine Bedeutung haben.
Nachschauen, beschloss der Student. Nur dann konnte er es herausfinden.
Er fasste sich ein Herz, trat zwischen die Regenbogenblumen und konzentrierte sich auf den Friedhof.
Um sich Augenblicke später am Eingang eines kleinen umzäunten Gottesackers wiederzufinden…
***
William zuckte heftig zusammen, als neben ihm auf dem Beifahrersitz jemand aus dem Nichts auftauchte. Er verriss das Lenkrad und konnte den ins Schlingern geratenden Wagen gerade noch abfangen, ehe er über den Straßenrand hinaus jagte. Immerhin geriet er auf die Gegenfahrbahn. Und dort kam ihm mit hoher Geschwindigkeit ein Lastzug entgegen!
William kurbelte wie wahnsinnig am Lenkrad, um wieder nach rechts, aber nicht von der Straße abzukommen. Er wusste, dass er nicht bremsen durfte, denn dann hätte er garantiert die Kontrolle verloren. Immerhin war er nicht gerade langsam unterwegs.
Die LKW-Hupe dröhnte. Da huschte ein dunkler Schatten neben William vorbei, der Hupton veränderte sich, verstummte. Endlich brachte der Butler den BMW zum Stehen. Auch der Lastzug war langsamer geworden. Der Fahrer schien sich nach dem Wahnsinnigen umzusehen, der ihn beinahe frontal gerammt hatte. Als er erkannte, dass die Limousine heil am Straßenrand anhielt, trat er wieder aufs Gaspedal und setzte seinen Weg fort. Noch einmal heulte die Hupe wütend auf.
»Sind Sie wahnsinnig?«, stieß William hervor. »Wer…«
Er roch es. Ein leichter Hauch von Schwefel umgab seinen ungebetenen Fahrgast.
»Asmodis«, keuchte der Butler. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß der Ex-Teufel, der sich immer wieder einmal mit anderem Aussehen zeigte, und grinste ihn spöttisch an.
»Was sollte das?«, wollte William zornig wissen. »Wollten Sie mich umbringen?!« Er zeigte keine Furcht vor dem Dämon. Er wusste, dass dieser schon lange keine feindlichen Aktionen gegen die Zamorra-Crew mehr durchgeführt hatte. Warum tauchte er dann aber auf so riskante Weise hier auf? Hatte er gedacht, Zamorra anzutreffen, weil es dessen Auto war…?
»Endstation für Sie, Mister William«, sagte Asmodis nur.
Seine rechte Hand löste sich vom Stumpf und umschloss Williams Genick. Der Butler spürte an einer Stelle sekundenlang starken Druck.
Dann spürte er gar nichts mehr.
***
Verwirrt sah sich Alain Cobain um. Es hatte tatsächlich funktioniert; er war von einem Moment zum nächsten an einen anderen Ort befördert worden!
Zu einem Friedhof!
Besonders eindrucksvoll war das Gräberfeld nicht. Überschaubar, und das war auch gut so. Es dauerte nicht lange, bis er das gesuchte Grab gefunden hatte: das von Tanja Semjonowa. Daneben lag die letzte Ruhestätte eines Mannes namens Raffael Bois. Ein alter Baum warf seinen Schatten über beide Gräber.
Die Gräber waren gepflegt. Jemand schien sich sorgsam darum zu kümmern. Trotzdem fühlte Alain sich unwohl. Wie immer, wenn er Friedhöfe betrat. Die letzten Orte, an denen die Wege der Menschen endeten, wo nur noch die Fixpunkte für die Erinnerung blieben…
Außerhalb der Umzäunung gab es eine Wildwuchs-Wiese, viel Gesträuch und zahlreiche Bäume. Er befand sich am Berghang oberhalb des Châteaus, an der Rückseite der Gebäudeanlage, vielleicht zweihundert Meter entfernt.
Über dem höchsten Turm des Haupttraktes glaubte er wieder etwas zu sehen, was da nicht hingehörte, wie schon bei seiner Ankunft. Diesen seltsam lebendig erscheinenden Dachreiter, der aussah wie ein fetter Drache.
Der Himmel war immer noch grau, als wollte es bald erneut regnen. Von Sonnenschein und Wärme des vergangenen Tages war nichts übrig geblieben. Zumindest hier an der Loire nicht.
Alain wandte sich wieder dem Grab der
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