0792 - Gruß aus der Gruft
überrascht, dass meine rechte Hand hochschnellte. Mit dieser heftigen Reaktion hätte ich nicht gerechnet, dabei brauchte ich mich nicht vor ihm zu fürchten, denn es war keine Hundeschnauze, die nach mir schnappen wollte.
Er zuckte, lag wieder still.
Ich senkte das Kreuz abermals dem schwarzen Ziel entgegen. Es sollte vernichtet werden, ich wollte, dass es sich auflöste und nicht nur in einer starren Lauerstellung blieb.
Etwas war starr geworden, und zwar die Umgebung des Herzens.
Die Masse hatte sich zusammengezogen und ihre Weichheit verloren. Nichts mehr konnte ich eindrücken, es liefen keine Säfte, es bewegte sich nichts, und als ich mit der Hand dagegenstieß, da fühlte es sich so hart an wie Beton.
Und ebenso unbeweglich lag das schwarze Herz innerhalb der Masse. Es war von ihr eingeschlossen wie die Pflanze aus der Urzeit im Gestein. Da tat sich nichts mehr.
Ich wusste nicht, ob ich erfreut oder enttäuscht sein sollte. Das Pochen hatte aufgehört, die Stille umgab mich wie ein dichter Vorhang, nur den eigenen Herzschlag konnte ich hören, wenn ich mich konzentrierte, und ich nahm auch meinen eigenen Atem wahr, der als warmer Hauch über die Öffnung der Amphore strich.
War dieser magische Motor zerstört? Hatte er diesem Haus endlich die Kraft genommen? Mir fehlten die Antworten, aber ich startete einen erneuten Versuch.
Ich legte das Kreuz dicht oberhalb der dunklen Drüse auf die schwarze Masse. Es geschah nichts!
Die Kraft meines Kreuzes löste sie auch nicht auf. Der helle Klang, der bei dem leichten Zusammenprall zwischen den beiden unterschiedlichen Formen entstanden war, verhallte nur allmählich.
War es das gewesen?
So richtig überzeugt war ich davon nicht. Ich hätte es mir auch anders vorgestellt, doch da war nichts zu machen. Mit dem Dolch bemühte ich mich, die Schicht anzukratzen, selbst das klappte nicht.
Es hatte keinen Sinn, wenn ich länger in diesem Verlies blieb und mir Gedanken über die schwarze Masse machte. Wichtiger war Diondra Mayne, denn sie lebte bestimmt noch, auch wenn das Herz nicht mehr schlug. Dass es zwischen den beiden einen Zusammenhang gab, darüber brauchte niemand zu diskutieren, und bei Diondra würde sich möglicherweise alles zum Guten hin verändern, wenn das Herz nicht mehr existierte. Einen letzten Blick warf ich auf den eingeschlossenen schwarzen Gegenstand und ging.
Es war wichtig, Diondra zu finden. Wenn ich das geschafft hatte, würde ich noch einmal zurückkehren.
Mit diesem Gedanken verließ ich den Kellerraum…
***
Die beiden Männer an den Monitoren hießen Zingara und Rutger.
Sie sahen unterschiedlich aus. Während Zingara wie ein Indianer wirkte, erinnerte Rutger an einen Nordländer.
Beide Männer waren frustriert, denn sie schoben einen Dienst, den sie gar nicht mochten. Im Keller befanden sich die vier Monitore, die an die Kameras angeschlossen waren. Cusor hatte den Leuten den Befehl erteilt, so lange zu warten, bis sie abgelöst wurden, und das gefiel ihnen immer weniger. Sie waren Männer, die dort mitmischen wollten, wo die Action ablief, bestimmt nicht hier unten im Keller, wo sie sich nur langweilten. Bis zu dem Augenblick, als die Scheibe barst!
Sie hatten es nicht genau sehen können, aber Zingara war die Veränderung schon aufgefallen. Die Außenkamera beobachtete das Fenster von der Seite her und konnte eigentlich nur einen Ausschnitt von ihr erfassen, das aber reichte Zingara aus. Er sah die Bewegungen, die hellen Splitter, die wie Eisstücke durch die Luft segelten.
»Scheiße«, sagte Zingara.
Der blonde Rutger war beinahe eingenickt. Jedenfalls schreckte er hoch. »Was ist denn?«
Zingara gab keine Antwort. Er beugte sich vor, seine Haltung zeigte eine gewisse Nervosität an. Er knetete auch seine Hände und zerrte an den Fingern. Dann strich er mit einer weichen Bewegung über Kinn und Wangen, wo der leichte Bart kratzte.
»He…«
»Da war etwas.«
Rutger lachte. »Du bist gut. Da ist immer was…«
»Hör auf zu scherzen. Vor dem Haus.«
»An der Tür?«
»In der Nähe.«
»Wen hast du denn gesehen?«
»Keinen Menschen«, flüsterte Zingara. »Nur Glassplitter, die durch die Luft wirbelten.«
Das machte Rutger wach. Er hatte bisher in seinem Stuhl »gehangen«. Plötzlich setzte er sich kerzengerade hin. Die Müdigkeit war aus seinen Augen verschwunden, sie blickten hellwach. Er schaute auf den Monitor und sah neben sich die Bewegung, als Zingara nach dem drahtlosen Sprechgerät griff.
»Willst du
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