0793 - Die Bruderschaft des Teufels
schlimmer. Vor dem Atlantic Hotel hat ein flüchtiger Autofahrer eine Telefonzelle zerlegt. Es fand sich Blut an der Unfallstelle, aber keine Leiche. Eine DNS-Untersuchung ergab, dass es sich um das Blut von Maloy handelte.«
»Also starb er gar nicht in seiner Wohnung…« Zamorra erinnerte sich daran, was das Amulett ihm während der Zeitschau gezeigt hatte. Maloys Leichnam war wie aus dem Nichts im Bett erschienen. Jemand hatte auf magische Weise eine falsche Fährte gelegt…
»Gerüchte über diese Bruderschaft sind mir bereits zu Ohren gekommen«, fuhr Werner fort. »Wenn diese Morde auf ihr Konto gehen, haben wir vielleicht zum ersten Mal etwas gegen diese Leute in der Hand.«
»Haben Sie bereits mit Frank Reeder gesprochen?«
»Er wurde über den Tod seiner Frau informiert. Er ist schwer geschockt.«
»Ich bin fest davon überzeugt, dass der Anschlag in Wirklichkeit ihm gegolten hat.«
Werner zuckte die Achseln. »Oder es war eine Warnung. Wir werden der Sache nachgehen. Zunächst aber möchte ich einen anderen Teil Ihrer Geschichte überprüfen. Wir werden gemeinsam zu Haas fahren. Auf seine Aussage bin ich jetzt schon gespannt.«
Im Beerdigungsinstitut empfing sie Robert Haas mit einem nervösen Lächeln auf den Lippen. Hastig beendete er ein Telefongespräch, das offensichtlich seine ganze Aufmerksamkeit gefordert hatte. Zamorra fand, dass er seit heute Morgen noch blasser geworden war.
»Sie sind nicht ehrlich gewesen, Herr Haas, und das schätze ich gar nicht«, kam Kommissar Werner ohne Umschweife zur Sache. »Weshalb haben Sie mir verschwiegen, dass Monsieur Zamorra Sie heute morgen aufgesucht hat?«
Haas rang nach Worten. »I-ich wusste nicht, dass er mit dem Mann auf dem Phantombild identisch ist. Außerdem habe ich nur flüchtig hingeschaut…« Es war keine Frage, dass er log.
Zamorra hatte das Gefühl, einen Getriebenen vor sich zu haben. Mit wem hatte Haas gerade telefoniert?
»Es wird Sie betrüben zu erfahren, dass die Frau Ihres Buchhalters vor wenigen Stunden bei einem Unfall verstorben ist.« Kommissar Werner betonte das Wort ›Unfall‹ so deutlich, dass Haas keinen Zweifel an seinem Misstrauen haben konnte.
Der Bestattungsunternehmer nickte. »Herr Reeder hat mich bereits informiert. Ein schreckliches Unglück. Selbstverständlich habe ich ihm für die nächsten Tage frei gegeben.«
»Vielleicht war es ja Mord«, sagte Werner lakonisch, »im Auftrag der Bruderschaft, die eigentlich Ihren Buchhalter treffen wollte. Halten Sie so etwas für unmöglich?«
Haas schluckte. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Was können Sie mir über den Meister sagen?«, fragte Zamorra.
»Nichts. G-gar nichts«, stotterte Haas. »Ich habe nichts mit dieser Bruderschaft zu tun. Das müssen Sie mir glauben!«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich denn keine Sorgen, Herr Haas? Was glauben Sie, wer als nächstes sterben wird…?«
Bevor er weiter sprechen konnte, öffnete sich eine Tür, die in eines der Hinterzimmer führte, und eine blonde, junge Frau in einem schwarzen Kostüm kam herein. Um ihre blassen Lippen lag jenes professionelle Trauerlächeln, das auch auf Haas’ Zügen zu Hause war. Berufskrankheit, dachte Zamorra.
»Ein Mann von der ›Morgenpost‹ möchte Sie sprechen, Herr Haas. Und heute morgen hat bereits ein Reporter vom ›Abendblatt‹ angerufen. Es ist wegen der Grabschändungen…«
Haas blickte die Frau verärgert an. Es war ihm offenbar gar nicht lieb, dass sie vor Zamorra und Werner davon sprach.
»Sagen Sie den Herren, dass ich keine Auskünfte geben werde«, fuhr er sie an.
Nachdem sie beleidigt die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte er an Zamorra und Werner gewandt: »Entschuldigen Sie, meine Herren. Die Presse terrorisiert mich schon seit Tagen wegen dieser Grabschändungen. Erst heute Morgen ist wieder ein Leichnam vom Ohlsdorf-Friedhof gestohlen worden.«
»Aber Sie haben selbstverständlich nichts damit zu tun«, sagte Werner.
Haas blinzelte. »Ich sorge dafür, dass die Leute ihre letzte Ruhe bekommen. Ich nehme sie ihnen nicht.«
»Ich denke, wir sind hier fertig«, sagte Zamorra, wobei er Werners überraschten Blick ignorierte. Er kratzte sich am Kopf. »Da fällt mir ein, dass ich noch einen dringenden Anruf zu führen habe. Dürfte ich dafür vielleicht Ihr Telefon benutzen?«
»Selbstverständlich, Monsieur Zamorra.«
Zamorra ging hinter den Schreibtisch und hob den Hörer ab. Unauffällig drückte er die
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