0794 - Sieben Leben, sieben Tode
hervor und verschob die Zeichen darauf, um den grünlichen Schutzschirm künstlich zu erzeugen. Aber Merlins Stern reagierte immer noch nicht. Im Augenblick war das Amulett nichts weiter als ein kunstvoll graviertes, aber harmloses Stück Metall.
Eine verbrannte Klaue griff nach Zamorra. Immer noch kräuselte sich Qualm über der Gestalt, der aus verschmorten Poren aufstieg. Der Gestank verbrannten Fleisches raubte Zamorra fast den Atem.
Er verpasste der unheimlichen Gestalt einen Tritt. Mit einem faustgroßen Stein hieb er auf sie ein. Aber der Untote reagierte nicht auf die Schläge. Er fühlte keinen Schmerz.
Mit weiteren Hieben trieb Zamorra das tumbe Ungeheuer zurück. Als es in die Nähe Walter Bemaus kam, schrie dieser auf und flüchtete zur Seite.
Zamorra nutzte die wenigen Sekunden und zeichnete mit dem Stein einen magischen Kreis auf den unebenen Untergrund, der groß genug war, dass sich ein Mensch hineinlegen konnte. Die Form war nicht perfekt symmetrisch, aber das ließ sich im Moment nicht ändern.
Der Untote kam knurrend auf ihn zu. In fliegender Eile zeichnete Zamorra einige Symbole an den Rand. Das letzte der Zeichen ließ er weg, da der Kreis seine Wirkung nicht zu früh entfalten sollte.
Der Untote erkannte die Falle nicht. Im letzten Moment wich Zamorra aus und stieß den lebenden Leichnam in den magischen Kreis. Bevor sich das Monstrum herumdrehen konnte, hatte Zamorra das letzte Symbol vollendet. Der Kreis schloss sich.
Der Untote knurrte böse, während er immer wieder gegen die unsichtbare Barriere anrannte.
»Los, Bernau, kommen Sie schon.«
Der Politiker starrte mit schreckgeweiteten Augen auf das Monstrum. »Er wird uns alle töten…«
»Sie werden nicht sterben, wenn Sie endlich durch diesen verdammten Tunnel kriechen«, sagte Zamorra.
Bernau blinzelte und sah Zamorra traurig an. »Gehen Sie. Nehmen Sie Rita mit. Ich bin es nicht Wert, diesen Alptraum zu überleben.«
Was zum Teufel redete der Mann da?
Bernau zog eine verächtliche Grimasse. »Sie verstehen es einfach nicht, wie? Für mich ist es vorbei. Es wird nicht mehr lange dauern, bis mein Name in Verbindung mit der Bruderschaft in der Zeitung auftaucht. Dann ist es aus mit meiner Karriere. Nur für sie habe ich gelebt…«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich bringe jetzt Rita hinüber. Danach komme ich wieder und hole Sie.«
Er kroch rückwärts in die Öffnung und zog den Körper der jungen Frau keuchend hinter sich her. Ihr Kleid ratschte an den harten Felsvorsprüngen auf.
Zamorra kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich das Ende des Ganges erreichte. Hände griffen nach seinen Füßen und zogen ihn heraus.
»Dem Himmel sei Dank!«, sagte Mahrzahn. »Wir dachten schon alle, es hätte euch erwischt.«
Sie halfen ihm, Rita herauszuholen, und betteten sie vorsichtig auf die Erde.
»Wo ist Bernau?«, fragte Susanne Greve mit unterdrückter Panik in der Stimme.
»Ich muss noch mal zurück und ihn holen.«
»Dieser Schwächling!«, rief Mahrzahn verächtlich.
Bevor Zamorra eine scharfe Erwiderung geben konnte, ertönte von der anderen Seite ein Schrei.
Tony Ehrmann griff unter seine Jacke und zog eine kurzläufige Pistole heraus. »Hier, nehmen Sie die, Zamorra. Vielleicht können Sie damit etwas gegen die Bestie ausrichten.«
Mahrzahn fuhr herum. »Zum Teufel, Ehrmann - Sie hatten die ganze Zeit über eine Waffe?«
Zamorra steckte die Pistole ein und kroch zurück in den Gang.
***
Walter Bernau wusste, dass er sterben würde.
Als Zamorra mit der hübschen, jungen Frau in dem Gang verschwand, wusste er, dass es so kommen würde.
Aber er selbst hatte es ja provoziert. Er versuchte sich einzureden, dass er sterben wollte, aber das war eine Lüge. Er hatte grässliche Angst vor dem Tod.
Der Untote knurrte und tobte, aber er konnte den magischen Kreis nicht überwinden.
Geängstigt und zugleich auf morbide Weise fasziniert betrachtete Werner Bernau das Monstrum, das früher einmal ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen war. Jetzt aber hatte es nichts Menschenähnliches mehr an sich. Es gebärdete sich wie ein Tier, das vor Hunger dem Wahnsinn anheim gefallen war. In den leeren, geschwärzten Augenhöhlen las Bernau sein eigenes Todesurteil.
Aber hatte Zamorra ihn nicht doch vor dem Schlimmsten bewahrt? Immerhin hatte der Parapsychologe den Untoten gebändigt. Er war gefangen und konnte ihm deshalb gar nichts anhaben - oder?
Bernaus Blicke saugten sich an der harmlos scheinenden Kreislinie fest, um die
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