0795 - Entführt in die Totenstadt
sind unserem traurigen Anlass angemessen«, meinte er. Zamorra wunderte sich über die Pietät, die der Ex-Teufel an den Tag legte. Auch er wusste, wie alle anderen im Raum, was Shiva über Asha und ihr ungewöhnliches Verhalten offenbart hatte.
Nicole wischte die Träne mit der rechten Hand weg. Zamorra prägte sich dieses Bild tief ein. Tränen für die Ungeliebte…
Alle schwiegen für längere Zeit, sogar Fooly. Der Jungdrache saß regungslos in einer Ecke des Zimmers. Auch ihm musste klar sein, dass in diesem Moment jedes Wort eines zu viel war. Jeder im Raum hatte seine persönlichen Erinnerungen, denen er nachhing. Jetzt war die Zeit dafür, und jeder wusste, dass schon bald der Alltag und neue Gefahren die Gedanken in eine andere Richtung lenken würden.
So war es jedes Mal, auch wenn man zuerst nicht glaubte, dass die Erinnerung verblassen würde.
Doch sie würde es.
Wie immer.
Gnadenlos.
Asha war nicht die erste ihrer Freunde - ja, dieses Wort erschien Zamorra angemessen, die gestorben war. Es war noch nicht lange her, dass im Zuge der dritten Tafelrunde einige sie für immer verlassen hatten. Doch selbst an diese dachten sie nicht mehr jeden Tag, gefangen genommen vom Alltag ihrer Kämpfe.
Sid Amos erhob sich. »Es gibt eine Zeit zu trauern«, sagte er. »Sogar für einen ehemaligen Höllenfürsten. Doch für mich ist die Zeit gekommen, euch zu verlassen.«
Die anderen Versammelten nickten. Amos verschwand mit der ihm eigenen Art der Teleportation. Wie immer blieb ein leichter Geruch nach Schwefel zurück. Alles war wie immer. Fast alles. Denn erneut war eine Lücke entstanden, die niemand schließen konnte. Eine Lücke, die schmerzlicher war, als sie alle es erwartet hätten.
»Eine Bodhisattva«, murmelte Nicole leise und schüttelte leicht den Kopf, Ihre Stimme war wie ein Hauch, doch Zamorra hörte sie. Das Wort klang in ihm nach. Auch er hatte zunächst nicht glauben können, was Shiva ihnen offenbart hatte.
Doch es gab keinen Zweifel.
Und keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt.
Die ersten Worte seiner eigenen kleinen Trauerrede kamen ihm wieder in den Sinn. Falsche Freunde… falsche Freunde…
Hatten sie versagt? Waren sie nichts als - falsche Freunde gewesen?
»Wir denken an Asha, unsere Freundin «, sagte Zamorra.
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 770 »Kind der Finsternis«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 776 »Die Krieger-Prinzessin«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 95 »Yama, der Totengott«
[4] Siehe Professor Zamorra Nr. 770 »Kind der Finsternis«
[5] Siehe Professor Zamorra Nr. 95 »Yama, der Totengott«
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