0795 - Netz des Todes
vorgesehen.
Ronald Tekener zog sich in seine Kabine zurück. Als er die Weckautomatik einstellte, kam ihm eine andere Idee. Er kam sich ausgesprochen albern vor, als er den Raum nach Minispionen absuchte. Er war schließlich in einem Schiff, dessen Besatzung loyal zum NEI stand.
Oder nicht?
Tekener fand in seiner Kabine nichts, was nicht hineingehört hätte. Trotzdem war er längst nicht beruhigt.
*
Einige Stunden später wurde er geweckt. Er zog sich an und schlich zur Tür. Er kam an einem Wandschrank vorüber, in dessen mittlerern Fach seine Waffen lagen und zögerte kurz, aber dann verwarf er den Gedanken, wenigstens den Paralysator mitzunehmen.
Behutsam öffnete er die Tür und spähte auf den Gang hinaus.
In der REDHORSE herrschte immer noch die Ruheperiode.
Die Beleuchtung war reduziert worden, und niemand war zu sehen.
Aus naheliegenden Gründen waren nur einige Kabinen in der unmittelbaren Nähe der Kommandozentrale bewohnt. In den anderen Teilen des Schiffes hielten sich nur dann Menschen auf, wenn sie dort dienstlich zu tun hatten.
Tekener brachte den bewohnten Teil der REDHORSE schnell hinter sich und eilte zielsicher durch die gebogenen Gänge, bis er den am weitesten von der Zentrale entfernten Antigravschacht erreichte. Am Ende des Korridors blieb er stehen und lauschte.
Bis auf das stetige Summen, das das Raumschiff erfüllte und von ihm deshalb kaum noch wahrgenommen wurde, konnte er kein verdächtiges Geräusch hören.
Dennoch blieb er vorsichtig. Mit wenigen Sprüngen überwand er den freien Raum, der ihn vom Einstieg zum Schacht trennte.
Wieder lauschte er. Nichts. Er streckte eine Hand in die Öffnung und fühlte den schwachen Sog des künstlichen Schwerefelds.
Dicht an die Wand gepreßt schob er sich weiter vor, bis er in den Schacht hineinsehen konnte.
Sanftes, gelbes Licht füllte den Schacht aus. Nirgends gab es eine Bewegung.
Halbwegs beruhigt ließ er sich nach unten sinken. Bei jedem Deck hielt er kurz an und vergewisserte sich, daß niemand sich in den angrenzenden Räumen aufhielt. Er verlor ziemlich viel Zeit, aber das war ihm die Sache wert.
In Deck drei verließ er den Schacht. An einem Schott vorbei, hinter dem ein Hangar für eine Space-Jet lag, gelangte er durch den äußeren Ringkorridor bis in die Nähe der Krankenstation.
Abermals schwebte er nach unten und stand dann endlich vor den Lagerräumen. Er holte tief Luft, ehe er das erste Schott öffnete.
An der Decke des vor ihm liegenden Raumes flammten die Scheinwerfer auf. Tekener starrte ausdruckslos auf das Bild, das sich ihm bot.
Er hatte keine Ahnung, in welcher Mission die REDHORSE vorher durch den Raum geflogen hatte, aber es sah ganz danach aus, als hätte man sie zur Versorgung geheimer Kolonien eingesetzt. Landwirtschaftliche Maschinen standen in ordentlichen Reihen an den Wänden, dazwischen stapelten sich die üblichen genormten Platikbehälter, in denen man Werkzeuge, Ersatzteile und kleine Apparate unterbrachte.
Ein Schritt nach hinten ließ die Scheinwerfer erlöschen.
Tekener eilte weiter. Der nächste Lagerraum enthielt Bauelemente verschiedenster Art. Nacheinander suchte er jeden einzelnen Raum auf, in dem man üblicherweise die Matten-Willys untergebracht hätte, und kein einziger davon war für diese Wesen hergerichtet.
Als er seine Runde beendet hatte, ließ er sich auf einer dicken Stoffrolle nieder und überdachte die Lage.
Die Sache mit den Willys war also ein unverschämter Schwindel. Geahnt hatte er es längst, aber jetzt hatte er Gewißheit. Damit trat eine Frage in den Vordergrund, die er bis jetzt immer wieder verdrängt hatte: Wozu das alles?
Jemand wollte, daß er die Provcon-Faust und die Milchstraße verließ. Warum? Er dachte an Julian Tifflor und den so überaus seltsamen Abschied. Die wildesten Vermutungen schossen ihm durch den Kopf.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß die Ruheperiode fast vorüber war. Hastig kehrte er zum Antigravschacht zurück und schwebte nach oben.
Er war nicht mehr ganz so vorsichtig, denn er rechnete nicht mehr damit, jemandem zu begegnen. Für Spin Dorney und seine Leute wäre es ein Kinderspiel gewesen, Tekener von den unteren Decks fernzuhalten.
Wenn sie darauf verzichteten, dann konnte das eigentlich nur zwei Gründe haben: Entweder hatten sie nicht daran gedacht, oder sie fühlten sich absolut sicher.
Niemand sah ihn, als er in seine Kabine zurückkehrte. Wenige Minuten später hallten die Wecksignale durch die stillen
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