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0795 - Netz des Todes

Titel: 0795 - Netz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ronald Tekener, aber er war so dünn, daß manche Leute behaupteten, man könne seine Knochen klappern hören. Sein Gesicht wurde von senkrechten Falten durchzogen und wirkte dadurch noch länger, als es ohnehin schon war.
    „Ich kam zufällig hier vorbei", sagte Tekener gleichgültig.
    „Ehrlich gesagt, ich langweile mich entsetzlich.
    In der Zentale werde ich nicht gebraucht, und sonst..." Er zuckte vielsagend die Achseln. Jones grinste mitfühlend. „Mir geht es ähnlich", gestand er und stieg vorsichtig über die Eingeweide des Automaten hinweg. „Dieses verflixte Ding hier war das einzige, was ich finden konnte, um mich abzulenken."
    „Nanu? Man sollte meinen, auf einem Schiff von der Größe der RED-HORSE gäbe es immer etwas für Sie zu tun?"
    Jones nickte trübsinnig. „Das habe ich auch gedacht. Aber dieses Schiff wurde bis zur letzten Niete überholt. Später, wenn wir im Leerraum sind, gibt es sicher einen Haufen Arbeit. Dorney sollte sich schämen, die arme REDHORSE so hart ranzunehmen.
    Mich geht es ja nichts an, aber ich finde, er treibt es wirklich ein bißchen zu weit."
    Sieh mal an, dachte Tekener. Das Schiff wurde generalüberholt. Was suchen dann diese Maschinen in den Lagerräumen? Da hatte es wohl jemand so verdammt eilig, mich loszuwerden, daß er nicht einmal die Lager räumen ließ!
    „Sie sollten sich ausruhen, solange Sie noch Zeit dazu haben", sagte er. „Was halten Sie davon, wenn ich Sie einlade? Wir könnten versuchen, einen guten Tropfen aufzutreiben, so wie damals - wie lange ist das eigentlich schon her?"
    „Eineinhalb Jahre, Sir", antwortete Jones prompt.
    Ronald Takener lächelte verschwommen. Gute Taten tragen Früchte, dachte er. John Jones hatte zu jener Minderheit gehört, die sich damals, bei der großen Abstimmung, für Rhodan entschieden hatte. Darüber hinaus kannte Jones sich in Regierungskreisen recht gut aus.
    Das kam daher, daß Atlan höchstpersönlich das „Reparaturgenie" ab und zu zum Einsatz gebracht hatte. Jones bewohnte ein Zimmer in jenem Haus, in dem Atlan sich in der Nacht vor dem Abflug der SOL aufgehalten hatte. In dem Durcheinander, das dem Start folgte, entdeckte Tekener Jones in einer Bar.
    Die Öffentlichkeit war noch nicht darüber informiert gewesen, daß Atlan das NEI verlassen hatte, und Tekener steckte bis obenhin voller Mißtrauen. Sein Chef hatte ihn nur mangelhaft darüber informiert, warum er Rhodan begleiten wollte.
    So unternahm Tekener eigene Schritte, und Jones kam ihm gerade im richtigen Augenblick unter die Augen.
    Er horchte ihn aus, und bei dieser Gelegenheit hatte er entdeckt, daß Jones eine große Schwäche für Whisky hatte.
    Tifflor hatte von dieser Sache gewiß nichts erfahren, sonst wäre Jones wohl kaum in die REDHORSE gekommen. „Eine lange Zeit", murmelte Tekener. „Inzwischen ist viel gesehen, nicht wahr, Jones? Kommen Sie, wir wollen ein bißchen über die alten Zeiten reden.
    Ich habe in meiner Kabine eine ganze Batterie von Flaschen entdeckt. Eine ist rund und bauchig. Es wäre eine Schande, sie austrocknen zu lassen."
    Anfangs war Jones mißtrauisch. Er ahnte vielleicht, daß Tekener ihn nicht ohne Hintergedanken einlud. Andererseits hatte er keinen vernünftigen Grund, diese Einladung abzulehnen.
    Tekener gab sich unbefangen, öffnete die erste Flasche, füllte die Gläser und sprach zunächst nur über belanglose Dinge. Nach dem fünften Glas taute Jones auf. Vorsichtig brachte Tekener die Rede auf die REDHORSE.
    „Ein gutes Schiff!" begann Jones sofort zu schwärmen. „Es ist ein Gewaltflug, aber die REDHORSE wird es bestens überstehen. Wissen Sie, ich fühle so etwas. Ein Schiff ist für mich kein toter Gegenstand. Die meisten Leute lachen, wenn ich so etwas sage."
    Tekener lachte selbstverständlich nicht. Wenn es darauf ankam, konnte er außerordentlich verständnisvoll sein.
    „Ein Schiff ist eine äußerst komplizierte Einheit", fuhr Jones mit der überdeutlichen Aussprache eines leicht angetrunkenen Mannes fort, und Tekener füllte unauffällig das Glas seines Opfers aufs neue. „Ein Körper, bei dem alles übereinstimmen muß.
    Es ist genau wie bei den Maschinen, die ich repariere. Diese Narren, die sich Techniker schimpfen, fahren riesige Meßgeräte an, und trotzdem finden sie den Fehler erst nach langer Zeit. Ich brauche mir so ein Gerät nur anzusehen. Ich sehe, wo die Einheit durchbrochen ist."
    „Ich weiß. Aber es gibt sehr wenige Menschen, die eine so seltene Fähigkeit besitzen."
    Jones

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