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0796 - Der Kristallträger

Titel: 0796 - Der Kristallträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beherrscht, das zweifellos das Auge war. Etwas darunter waren seitlich zwei fühlerähnliche Stäbchen angeordnet, bei denen es sich um die Gehörorgane handeln mochte.
    Genau unter dem kreuzförmigen Sehorgan war eine kreisförmige Öffnung von beachtlichem Durchmesser - es mochten an die zehn Zentimeter sein. Dieser „Mund" war das faszinierendste Organ.
    Er war nämlich starr, knapp hinter der o-förmigen Öffnung saß jedoch eine wie bei einer Trommel gespannte Haut, zweifellos die Sprechmembrane. Diese Membrane war durchlöchert, und beim Sprechen zuckten aus den Öffnungen immer wieder kleine Saugrüssel hervor, die wohl kaum nur zum Modulieren der Stimme dienten, sondern wahrscheinlich auch zur Nahrungsaufnahme.
    Ich ließ mir mit diesen Beobachtungen Zeit, um jede Einzelheit aufnehmen zu können. Das Leuchten des Diamanten ignorierend, der oberhalb des v-förmigen Ausschnitts saß, ließ ich meine Augen an dem Fremden weiterwandern.
    Seine dünnen Arme, die oben aus dem schlanken, pfahlförmigen Körper wuchsen, besaßen zwei Gelenke, so daß er sie grotesk abwinkeln und fast schlangengleich bewegen konnte.
    Unten endete der Körper in einer Art Steiß oder einem „Schwanzstummel", was mich entfernt an ein Reptil erinnerte.
    Etwa dreißig Zentimeter oberhalb des Steißes ragten die beiden dünnen Beine heraus, die nur ein Gelenk besaßen und in knochigen Füßen endeten, deren acht Zehen fächerförmig nach vorne ausliefen. Das garantierte dem Fremden einen guten Stand.
    Obwohl ich mir reichlich Zeit ließ, mich weder von der knarrenden Stimme noch von dem funkelnden Diamanten auf der „Brust" des Fremden irritieren ließ, war ich mit meinen Beobachtungen nicht zufrieden. Am Ende hatte ich das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Das ließ mir keine Ruhe, und wenn ich auch nicht intensiv darüber grübelte, so blieb dennoch der Eindruck, daß mir einige Details entgangen waren.
    Die knarrende Stimme trat etwas in den Hintergrund, als sich der COMP einschaltete und die Sprache des Fremden übersetzte.
     
    *
     
    „Er ist Choolk, ein Beauftragter der Kaiserin von Therm", gab der COMP die Worte des Fremden zweifellos mehr sinngemäß als wortgetreu wieder. Das war weniger vorteilhaft für die Translatoren, aber sie würden auch dieses Problem meistern.
    „Choolk ist ein führendes Mitglied der kaiserlichen Leibgarde", fuhr die Stimme des COMPs fort. „Sein Volk hat eine große Verantwortung zu tragen, es hat eine große Bestimmung im Machtbereich der Kaiserin von Therm, und wenn es dieser Bestimmung nachkommt, dann ist ein fernes Ziel erreicht.
    Und. Choolk hat gegenwärtig von allen die größte Verantwortung zu tragen, denn sein Streben gilt dem Höchsten."
    Der COMP machte eine kurze Pause, in der der Fremde jedoch unverdrossen weitersprach. Er gab mir keine Gelegenheit zu einer Entgegnung, und er schien auch gar keinen Wert darauf zu legen, daß ich mich vorstellte oder ihn wenigstens begrüßte.
    Zweifellos war dies auch nicht nötig, weil der COMP Choolk über alle Einzelheiten informiert und ihm die Daten zur Situation gegeben hatte, als er sich mit ihm in Verbindung setzte.
    Ich fragte mich nur, ob der COMP den „Leibgardisten" der Kaiserin zu Hilfe gerufen hatte oder ob die Kaiserin Choolk entsandt hatte.
    Der Fremde beendete seinen Redeschwall. Der COMP sagte: „Choolk bittet um die Erlaubnis, an Bord der SOL kommen zu dürfen. Dieses Begehren muß ich absolut unterstützen."
    „Darauf allein kommt es nicht an", sagte ich etwas gereizt.
    „Immerhin haben wir dabei ein gewichtiges Wort mitzureden. Und es hängt vor allem von dem Grund ab, den Choolk uns nennt, ob wir seinem Wunsch nachkommen."
    „Choolk ist Leibgardist der Kaiserin von Therm", stellte der COMP fest, als sage dies alles.
    „Mich würde aber dennoch interessieren, was der Grund seines Auftauchens ist", beharrte ich. Aus den Augenwinkeln sah ich Atlans Kopfnicken. „COMP, sage Choolk, daß wir darauf bestehen, zu erfahren, was es mit dieser Begegnung auf sich hat und warum es dazu gekommen ist. Und COMP - sei diesmal nicht Mittler, sondern Choolks Sprachrohr."
    Während sich der COMP in der fremden Sprache an Choolk wandte, fragte ich die Telepathen Gucky und Fellmer Lloyd, ob sie inzwischen Gedankenkontakt zu dem Fremden gehabt hätten. Ihre Antwort fiel negativ aus: Es war ihnen unmöglich, Choolks Gedanken zu lesen, obwohl es zwischen ihnen keine hyperenergetische Barriere mehr gab.
    Der Fremde hatte alle Schranken fallen

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