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0796 - Der Kristallträger

Titel: 0796 - Der Kristallträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lassen, nur seine geistigen nicht.
    Aus dem Lautsprecher drang wieder die knarrende Stimme des Fremden, ich sah auf dem Bildschirm seine Saugrüssel ständig pfeilartig durch die Löcher der Sprechmembrane schießen.
    Choolk verstummte. Der COMP übersetzte: „Es mußte einfach zu dieser Begegnung kommen. Ich, Choolk, kann nicht umhin, diese Inspektion vorzunehmen. Die Menschen können schließlich nicht erwarten, daß die Kaiserin von Therm ein solch gewaltiges Raumschiff ohne weitere Maßnahmen in ihren unmittelbaren Herrschaftsbereich einfliegen läßt.
    Es wäre sträflicher Leichtsinn, die elementarsten Sicherheitsvorkehrungen zu mißachten. Deshalb hat die Kaiserin von Therm mich, ihren Leibgardisten, als Inspektor geschickt."
    „Angesichts der Macht der Kaiserin von Therm erscheint mir ihr Sicherheitsbedürfnis doch einigermaßen übertrieben", erwiderte ich. „Was könnte die SOL gegen die Superintelligenz schon ausrichten?"
    Choolks Antwort wurde vom COMP sogleich übersetzt.
    „Eine Superintelligenz darf auch nicht den Fehler begehen, jemanden zu unterschätzen. Ich bitte Sie deshalb nochmals, an Bord kommen zu dürfen."
    „Und wenn ich Ihnen die Erlaubnis verweigere, Choolk?" fragte ich.
    „Dann möchte ich, daß Sie mir dafür einen stichhaltigen Grund nennen", erwiderte Choolk.
    Ich brauchte erst gar nicht lange zu überlegen - es gab keine logische Begründung, den Beauftragten der Kaiserin von Therm abzuweisen. Ich hatte nur das Gefühl, daß hier etwas nicht stimmte. Doch auf ein bloßes Gefühl hin konnte ich Choolk nicht fortschicken.
    Vielleicht hätte es etwas genützt, Antapex zu befragen. Der Eremit hatte schon einige erstaunliche Voraussagen gemacht, und möglicherweise hätte man aus weiteren Prognosen etwas herauslesen können, das etwas Licht in diese Angelegenheit gebracht hätte. Dafür fehlte mir jedoch die Zeit.
    Deshalb mußte ich wohl oder übel dem Begehren des kaiserlichen Leibgardistenstattgeben.
    „Sie können an Bord kommen, Choolk."
     
    3.
     
    Von SENECA beschaffte ich mir eine Zusammenfassung des Falles Grunell und eine Lesespule von Lowitzs „Kosmogonie der SOL".
    Zuerst befaßte ich mich mit den Fakten: Amba Grunell und Peter Lorson waren als Kinder von acht und zehn Jahren mit der SOL von der aphilischen Erde gestartet, ihre Eltern blieben auf der Erde zurück. Obwohl Terra-Geborene, waren sie später stark an der Entwicklung der Ideologie der Solgeborenen beteiligt.
    Amba und Peter kannten einander schon von Kindheit auf.
    Doch erst im Jahre 3562 gingen sie einen Ehevertrag ohne Limit ein. Peter nahm Ambas Namen Grunell an. Der Ehevertrag wurde erst fixiert, als es feststand, daß Amba ein Kind erwartete.
    Als Amba im vierten Monat war, landete die SOL auf einer erdähnlichen Welt, dem vierten Planeten eines Sonnensystems, das zu einer unbedeutenden Kleingalaxis gehörte. Der Planet war untersucht und zum Betreten freigegeben worden.
    Amba sagte später bei der Verhandlung aus, daß sie auf diesem Planeten, der Antapex getauft worden war, mit ihrem Mann die schönste Zeit verbracht hatte. Beide hatten auch schon den Plan gefaßt, einfach durchzubrennen und auf dieser Welt ein Leben wie Adam und Eva zu führen.
    Doch dann wurde Amba von einem Insekt in den Leib gestochen. Sie bekam Krämpfe, Fieber und beulenartige Geschwüre und mußte in ärztliche Behandlung. Da sie sich unerlaubt von der SOL entfernt hatte, erzählte Amba nichts von jenem Insektenstich.
    Die SOL flog weiter. Ambas Leiden schien geheilt.
    Dann kam es im Januar 3563 zur Geburt des Kindes. Es war eine schwere Geburt, denn das Kind hatte einen riesigen Kopf.
    Für Amba und Peter Grunell brach eine Welt zusammen.
    Sie beschlossen, ihr Neugeborenes dem Weltraum zu übergeben, anstatt es ein Leben lang unter seinem Aussehen leiden zu lassen -und sich danach selbst das Leben zu nehmen.
    Die wahren Hintergründe wurden nie völlig aufgedeckt, denn man war auf Ambas Aussage angewiesen, und Amba galt zum Zeitpunkt der Verhandlung als nur noch „bedingt zurechnungsfähig".
    Sie sagte vor dem Bordgericht aus, daß Peter die Tat begangen habe: Er stahl ihren Sohn aus der Geburtsstation, ging mit ihm zu einer Mann-Schleuse und stieß ihn während eines Zwischenstops im Normalraum in den Weltraum hinaus. Nach vollbrachter Tat kam er zu Amba zurück und nahm Gift. Er konnte nicht mehr gerettet werden. Amba, die nur eine geringe Menge Gift geschluckt hatte, wurde gerettet und mußte sich vor dem Bordgericht

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