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0796 - Der Kristallträger

Titel: 0796 - Der Kristallträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Rolle wohl zu fühlen begann. Entweder las er es aus ihren Gedanken, oder ihre Emotionen verrieten es ihm, daß sie ihn bewunderten - und er schien sich in dieser Bewunderung zu sonnen.
    Nachdem die Solgeborenen ihre erste Scheu abgelegt hatten, redeten sie fast gleichzeitig auf Antapex ein.
    „Freunde, nicht alle auf einmal", sagte er begütigend - wie ein Star, der befürchten mußte, von seinen Verehrern erdrückt zu werden. Er fuhr fort: „Ich weiß, daß ihr unzählige Fragen habt. Ich merke euch auch eure Zweifel an. Ihr könnt es immer noch nicht fassen, daß es mich gibt - leugnet es nicht! Ihr fragt euch, warum ich auf einmal in Erscheinung trete, obwohl ich mich bisher in meiner Welt versteckt habe. Eine berechtigte Frage. Aber es gibt eine einfache Antwort."
    Antapex machte eine Pause. Er blickte in meine Richtung. Ich erschrak - auf einmal erschien er mir fremd. Er strahlte eine Selbstsicherheit aus, die fast schon an Überheblichkeit grenzte.
    „Es gibt eine einfache Antwort", wiederholte er in meine Richtung. „Ich bin aus meiner Welt ausgebrochen, weil ich erkannte, daß nur ich die SOL vor dem Untergang bewahren kann..."
    „Antapex!"' rief ich erschrocken aus.
    Er tat, als höre er mich nicht.
    Unter den Solgeborenen erhob sich ein Gemurmel. Das Mädchen mit dem hochgekringelten Haar fragte: „Hattest du die Vision von einer Katastrophe?"
    Antapex schüttelte bedauernd seinen großen Kopf.
    „Ich sehe nur Dinge voraus, die unabänderlich sind, die man durch keine natürliche oder übernatürliche Kraft verhindern kann.
    Die SOL aber ist noch nicht verloren. Unsere Heimat treibt in den Untergang ... aber er kann verhindert werden. Die Lösung heißt..."
    „Antapex!" rief ich wieder. „Jetzt ist es genug. Bedenke, was du mit deinen unbedachten Äußerungen anrichten kannst!"
    Antapex Körper durchlief ein Zittern. Seine Augen wurden groß, sein Blick starr. Ein Gurgeln kam aus seinem Mund, und Schaum erschien auf seinen Lippen. Die Solgeborenen schrien durcheinander.
    „Alwuurk ...", stieß Antapex gurgelnd hervor. Und er wiederholte dieses eine Wort noch einige Male: „Alwuurk ... Alwuurk."
    „Bitte, geht!" Ich versuchte, die Solgeborenen aus dem Raum zu drängen. Die beiden Wachtposten und der Medo-Roboter unterstützten mich.
    „Was bedeutet dieses Wort, Antapex?" riefen die Solgeborenen. „Willst du uns damit ein Zeichen geben? Sprich - hält man dich hier gewaltsam fest? Wir werden dich herausholen, Antapex!"
    „Alwuurk - Alwuurk ... Nehmt euch in acht!"
    „Wovor, Antapex?"
    „Hütet euch vor den Fährten, die die Kristalle hinterlassen.
    Flieht sie! Denn wenn ihr sie kreuzt, seid ihr verloren..."
    „Wie heißt die Lösung, Antapex?"
    Die Wachtposten gingen ziemlich unsanft mit den Solgeborenen um und drängten sie gewaltsam zur Tür.
    Antapex wand sich wie unter Schmerzen auf seinem Lager.
    „Alwuurk!" stieß er wieder hervor. Und dann überschlug sich seine Stimme förmlich.
    „Der im Ei erhobene Kristallträger zieht ein Netz durch die Welt - ein unsichtbares Netz... bis er im Muutklur aufgeht ..."
    Endlich waren die Solgeborenen aus dem Zimmer. Ich schloß ab. Durch die Tür drangen noch eine Weile tumultartige Geräusche, dann wurde es still.
    Auch Antapex war verstummt.
    „Warum hast du die Solgeborenen aufgeputscht?" sagte ich laut vor mich hin. Ich dachte, Antapex würde mich nicht hören. Doch plötzlich schluchzte er. „Ich wollte nichts Böses", sagte er weinerlich. „Es brach aus mir heraus, als ich von den Gefühlen meiner Freunde überchwemmt wurde.
    Alle Menschen sind meine Freunde, seit ich die Bilder einer schrecklichen Gefahr sehe. Nur deshalb bin ich aus meiner Welt ausgebrochen ... Ich will lernen ... mich bessern ..."
    „Ich fürchte", sagte ich ahnungsvoll, „daß wir dich von nun an vor deinen Freunden beschützen müssen. Sie haben in dir ein neues Idol gefunden, aber es kann sein, daß sie dich in ihrem Überschwang in Stücke reißen. Du siehst doch ein, daß wir dich zu deinem eigenen Schutz vor ihnen abschirmen müssen?"
    Es war wichtig, daß er dazu sein Einverständnis gab. Denn wenn er das Gefühl hatte, eingesperrt zu sein, konnte er mit seinen Fähigkeiten ein Chaos verursachen.
    „Ich vertraue dir, Irmina", sagte er. „Ich fühle, daß du weißt, was für mich gut ist. Aber jetzt verläßt auch du mich ..."
    „Es muß sein", sagte ich schuldbewußt. „Aber ich komme bald zurück." Ich wandte mich zur Tür, zögerte. „Antapex, siehst

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