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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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tut er?«, wandte sich Calderone an Stygia.
    »Ich weiß es nicht. Mir ist Merlins Magie nur in Ansätzen bekannt, die seines Doppelgängers aus der Spiegelwelt hingegen gar nicht.«
    »Wenn er einen Fehler macht, puste ich ihm das Lebenslicht aus.« Unauffällig tastete Calderone nach seiner Spezialwaffe. Ihre Munition würde auch mit dem Magier kurzen Prozess machen.
    »Garra!«, stieß Merlin einen durchdringenden Schrei aus, und beinahe hätte Calderone die Waffe reflexartig gezogen. Er konnte den Impuls gerade noch unterdrücken, als der Zauberer die Augen wieder aufschlug. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    »Was bedeutet Garra?«, fragte Stygia. Unwillkürlich erwartete sie, dass wieder eine unbekannte Kreatur auftauchte, die ihnen nach dem Leben trachtete. Doch stattdessen manifestierte sich vor ihnen eine weiße Raubkatze, deren Fell einen überirdischen Schein illuminierte.
    »Garra«, antwortete Merlin und nickte der Katze gutmütig zu. »Mein treuer Freund und Begleiter seit Äonen.«
    »Merlin, mein Herr und Gebieter für heute und immerdar«, antwortete der hell schimmernde Vierbeiner. »Was ist dein Begehr an deinen unterwürfigen Diener?«
    »Was soll das?« Augenblicklich kehrte Calderones anfängliches Misstrauen zurück.
    Merlin blickte ihn aus großen Augen an. Mit einem Mal war Schwermut darin zu erkennen. »Auch ich kann die Flammenwand nicht ohne weiteres erreichen. Ich bin gezwungen, einen hohen Preis dafür zu bezahlen.«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus und rang verzweifelt mit den Händen. »Ein einfaches Menschenopfer wäre dazu nötig, doch wo soll ich hier einen Menschen herbekommen?« Er drehte sich suchend um, als wollte er seine eigenen Worte widerlegen. Doch Sterbliche gab es in diesen Gefilden natürlich weit und breit nicht. Wer von ihnen in der Hölle weilte, war längst der ewigen Verdammnis anheim gefallen und eignete sich nicht mehr als Opfer der schwarzen Magie.
    »Das ist keine Erklärung. Warum hast du deinen Schoßhund hergerufen?«
    »Du bist ein einfältiger Narr, Rico Calderone. Um ins direkte Angesicht der Flammenwand zu treten, muss ich in Ermangelung eines Menschen etwas opfern, das mir sehr viel bedeutet.«
    Die weiße Katze reagierte nicht auf die Worte. Unbeweglich verharrte sie zu den Füßen ihres Herrn.
    »Dann mach endlich«, drängte Calderone den Zauberer, den er plötzlich mit anderen Augen sah. Wenn Merlin ein solches Blutopfer brachte, um seine Bündnistreue zu zeigen und das gemeinsame Ziel zu erreichen, war das Misstrauen anscheinend unberechtigt gewesen.
    Merlin nickte und straffte seine Gestalt. Übergangslos verschwand die Zuneigung aus seinem Gesicht und machte gefühlloser Härte Platz. Er hob die Hände an und richtete sie auf Garra. Sekundenlang geschah gar nichts, aber dann begann der Körper der Katze hektisch zu zucken.
    Garra schrie unter Schmerzen auf, als das Leuchten aus seinem Fell verschwand. Schwarze Stellen traten an seine Stelle, die jäh aufflammten. Sofort drang der Geruch von verbranntem Fleisch in Calderones Nase, während die Katze in den Beinen einknickte und kraftlos zu Boden fiel. Verzweifelt rollte sie sich hin und her, aber nicht einmal die Feuchtigkeit des Sumpfes vermochte das Feuer zu löschen, das Merlin gelegt hatte. Es stammte direkt aus den ewig schwelenden Tümpeln der brennenden Seelen, die durch keine Macht der Welt zu ersticken waren.
    Merlin betrachtete das Schauspiel und murmelte finstere Beschwörungen, die ihm gemeinsam mit dem Blutopfer den Weg an sein Ziel bahnen sollten.
    »Du tötest ein Wesen, das dir nahe steht?«, fragte Stygia verwundert. »Nur um uns einen Gefallen zu tun?«
    Merlin beendete seine Litaneien, als das letzte Aufbäumen durch Garras brennenden Körper ging. Die Flammen verzehrten die Katze, bis nichts mehr davon übrig war, und selbst dann erloschen sie nicht. Wie von Wind getrieben, huschten sie über das Wasser dahin und verschwanden zwischen den Bäumen.
    »Ich tue mir ebenfalls einen Gefallen«, antwortete Merlin kalt und wandte sich ab. »Außerdem, etwas Schwund hat man immer.«
    »Das klingt ja fast wie Asmodis.«
    »Verwandtschaft kommt nicht von ungefähr. Doch dies ist kein Thema, über das wir jetzt reden sollten. Spürt ihr es nicht? Unsere Reise beginnt.«
    Diesmal war es weder Merlin noch Stygia, die den Transport einleitete, sondern eine mächtigere, ungleich ältere Kraft. Die Körper der drei dunklen Wesen wurden von unsichtbaren Händen gepackt und durch Raum

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