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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rechnen, dass erste Ergebnisse vorliegen?«
    »Das wird dauern. Der Tatort liegt noch einige Kilometer vor den Vorstädten.«
    »Ja, das ist weit.«
    »Eben.« Marischkow grinste. »Da können wir uns zurücklehnen, oder wollen Sie zum Flughafen und Ihre englischen Kollegen abholen?«
    »Nein, ich treffe sie im Hotel.«
    »Ich denke, dass sie erst gar nicht auszupacken brauchen, wir erledigen den Fall allein. Das haben wir immer geschafft, das werden wir auch in Zukunft schaffen. Wir brauchen keine Hilfe aus dem Westen.« Es war offensichtlich, dass Marischko die Kollegen nicht mochte, aber Wladimir ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Sie wissen ja aus meinen Berichten, dass mir John Sinclair und Suko schon oft genug geholfen haben. Wir lösten einige Fälle gemeinsam, auch noch in den alten Zeiten.«
    »Das war doch dieser Geisterkram!«
    »Ich würde an Ihrer Stelle nicht so abfällig davon reden. Sie wissen einfach zu wenig.«
    Der dicke Kommissar grinste. »Ja, damals. Heute nicht. Ich weiß, dass ich einen Killer jagen muss, der fünfzehn Menschen auf dem Gewissen hat.«
    »Und fünf in London.«
    »Die interessieren mich nicht, mein Lieber. Aber wollen Sie vielleicht behaupten, dass jemand, der zwanzigmal gemordet hat, ein Geist ist?«
    »Das habe ich nicht gesagt, obwohl er spurlos vom Schiff verschwand.«
    »Mit einem Rettungsboot.«
    »Das ist richtig«, sagte Wladimir nickend. »Nochetwas anderes. Macht es Sie nicht misstrauisch, dass es jemand schafft, vierzehn Männer umzubringen – und sie werden bestimmt nicht alle geschlafen haben, denke ich.«
    »Was ist, wenn er nicht allein war?«
    »Ich gehe davon aus, dass er allein war.«
    »Gut, mein Freund. Und was bedeutet das für Sie?«
    »Dass dieser Täter – ich will es mal vorsichtig ausdrücken – beinahe übermenschliche Kräfte haben muss.«
    Das hatte gesessen. Marischkow war zunächst nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Er knetete seine Hamsterbacken und schaute Wladimir mit seinen dunklen Augen an. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich denke, dass Sie sieh jetzt in etwas verrennen.«
    »In was, bitte?«
    »Geisterspuk oder solchen Mist.«
    Wladimir war seinem Kollegen nicht einmal böse. »Sie gestatten, dass ich anderer Meinung bin?«
    »Bitte, wie Sie wollen.« Es hatte sich angehört, als wollte Marischkow allein sein, was Wladimir Recht war, denn er musste sowieso ins Hotel, wo er seine Freunde traf. »Wir sehen uns dann später«, erklärte er beim Aufstehen.
    Marischkow grinste ihn an. »Klar, das meine ich auch. Dann aber präsentiere ich ihnen den Killer auf einem Silbertablett, und wenn ich es persönlich aus dem Schatz des Zaren holen muss.«
    »Würde mich freuen, Kollege.« Wladimir verschwand lächelnd, was Marischkow nicht passte. Er hätte diesem arroganten Moskauer am liebsten ein Tintenfass in den Rücken geschleudert. Sollten sie doch bleiben, wo sie wollten, in St. Petersburg herrschten andere Gesetze.
    Golenkow ging sehr nachdenklich über den breiten Flur. Er wollte nicht mehr zurück in sein Büro, sondern direkt zum Hotel fahren.
    Um nach unten zu gelangen, nahm er die breite Treppe und nicht den Paternoster.
    Am Ende der zweiten Treppenhälfte stand eine dunkle Gestalt, die im Schatten des Flurs wie ein Gespenst wirkte. Wladimir verlangsamte unwillkürlich seine Schritte, aber der Wartende hatte ihn gehört und drehte sich sehr gemessen um.
    Sie standen sich gegenüber. Wladimir erkannte, dass der bärtige Mann eine dunkle Mönchskutte trug.
    »Sie sind Wladimir Golenkow?«
    »Richtig.«
    »Dann ist es gut. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Worüber denn?«
    Die Augen des Mönchs verdunkelten sich. »Über das Böse, mein Herr, über das Böse…«
    ***
    Das alte Kloster lag vor ihr. Es sah aus, als wäre es als Rest aus einer Gewitterwolke gestiegen, um sich aus dem Erdboden als düsteres Gebilde zu manifestieren, als wolle es Menschen wegen seiner dunklen Mauern von einem Besuch abhalten.
    Es stand in der Nähe eines Waldes, wo selbst im Winter die kahlen Bäume Schatten gegen das Gemäuer warfen, als hätten Tote ihre Arme ausgestreckt.
    Früher einmal hatte ein Weg bis direkt zum Kloster geführt. Das hatte sich im Laufe der Zeit geändert. Es gab den Weg nicht mehr, es sollte ihn nicht mehr geben, es war, als wäre auch diese Spur aus dem alten Zarenreich bewusst von der Revolution gefressen worden. Ein Kloster aus vergangenen Zeiten, das hatte einfach nicht in die Lehren des Regimes hineingepasst, aber das

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