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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Idee.
    Einen blinden Passagier würde niemand vermissen, weil ihn ja vorher niemand gesehen hatte. Es gab genügend dunkle Stellen an Deck, wo sie einen Körper leicht über die Reling werfen konnten.
    Also war dieses Thema für die beiden kein Problem mehr.
    Wassili schaute auf die Uhr. »Noch drei Minuten«, kommentierte er. Er fuhr über seine große Nase, die sich vorn zusammendrücken ließ wie eine weiche Kartoffel.
    Andrej nickte nur. Er war ruhiger als sein Kollege. Zumindest äußerlich. Immer wieder glitt sein Blick über das Deck unterhalb der Brücke hinweg. Sie standen ebenfalls im Dunkeln. Nicht einmal der Schein der Notbeleuchtung erreichte sie. Das Schiff hatte kaum Positionsleuchten gesetzt. Wie ein großer Schatten glitt es durch die Nacht. Der Himmel zeigte ein tiefes Grau, und so war nicht zu erkennen, wo sich Wasser und Himmel berührten. Für die beiden Männer verschwamm die Welt in einer einzigen Farbe.
    Normalerweise fand die Wachablösung immer pünktlich statt. Es gab auch in dieser Nacht keinen Grund, dies nicht so zu handhaben, dennoch wurde die Zeit überschritten, was Wassili ärgerlich machte.
    Die Lautstärke seiner Flüche konnte er nur mühsam im Zaum halten.
    Andrej war es schließlich leid und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Hör endlich auf, sonst erregst du noch Verdacht.«
    »Warum lassen sie sich denn jetzt so viel Zeit? Ausgerechnet heute? Als hätten sie es gewusst.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Schritte und Stimmen der Wachablösung gaben Andrej Recht.
    »Keine Beschwerde über die Verspätung!«, zischte er Wassili zu.
    »Geht klar.«
    Die beiden anderen erschienen wie unheimliche Gestalten aus der Dunkelheit. »Alles klar?«
    »Keine besonderen Vorkommnisse!«, meldete Andrej. Innerlich musste er lächeln, als er an die junge Frau dachte.
    »Ihr habt es gut, ihr könnt jetzt verschwinden.«
    »Und morgen ist alles vorbei, dann legen wir an.«
    »Aber die Nacht wird noch lang.«
    »Erzählt euch Witze!«
    »Ha, ha.«
    Andrej und Wassili nickten den beiden zu und schlugen den Weg ein, der zum Niedergang führte, über den sie ihre Schlafkoje erreichen konnten. Sie ruhten in regelrechten Löchern, in denen es immer nach Öl und Schweiß stank.
    Sie blieben stehen, und es war Andrej, der sich umdrehte, einen Finger auf die Lippen gelegt hatte und Wassili zunickte, der ihn grinsend anschaute.
    Auf leisen Sohlen bewegten sie sich anschließend in die entgegengesetzte Richtung. Sie glichen tatsächlich zwei Wachhunden, die sich immer umschauten, die auf der Hut waren, obwohl sie relativ sicher sein konnten, dass sich um sie niemand kümmerte.
    Die beiden Männer auf der Brücke beobachteten das Meer und nicht das unter ihnen liegende Deck, von dem Wassili und Andrej jetzt verschwunden waren, denn sie befanden sich bereits in dem stickigen Bauch des Schiffes.
    Auf den Metallstufen, waren ihre Tritte zu hören. Hier unten hielt sich niemand auf. Die Frachträume glichen großen Schlünden, die alles schluckten, was sich ihnen näherte. Eine bedrückende Welt, in der immer Lärm herrschte, denn das Stampfen und Rumoren der Maschinen pflanzte sich hier besonders stark fort.
    Sie hatten ihre Taschenlampen mitgenommen. Die beiden tanzenden Lichtkreise rissen Inseln in die Dunkelheit. Sie wiesen ihnen den Weg zu ihrem heißersehnten Ziel.
    Vor dem Zugang zu einem der Frachträume blieben sie stehen.
    Der Lichtkegel glitt an der mächtigen Stahltür hoch, die gleichzeitig als Schott diente. Sie sah aus, als wäre sie von Menschenhand nicht zu bewegen, aber das täuschte. Ein Riegel musste gelöst werden, danach ließ sich ein hochstehender Hebel nach unten drücken. Ein kurzer Ruck reichte aus, damit sich die schwerfällige Tür in Bewegung setzte. Und das geschah relativ leise.
    Im bleichen Licht der Lampen schauten sich beide Männer an.
    Sie nickten sich zu.
    Sie grinsten.
    Ihre Augen glänzten.
    Wassili rieb eine Handfläche nervös an seinem Hosenbein. Dabei schluckte er, suchte nach Worten, und Andrej wusste schon, was sein Kollege ihn fragen wollte.
    »Ich nehme sie zuerst!«
    »Ja, wie du willst.« Es klang ärgerlich. Wassili war immer der zweite, das ließ sich wohl nie ändern. In der Kindheit schon hatte es begonnen, da war sein Bruder immer vorgezogen worden, und auch jetzt trottete Wassili hinter jedem Mann her wie damals hinter seinem Bruder.
    Sie schlichen in den großen Laderaum. Die aufgetürmten Kisten standen dort wie mächtige Ungeheuer. Klotzig, starr und auch

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